► Die Juli-Ausgabe von transmitter, der Programmzeitschrift des Freien Sender Kombinats (FSK) Hamburg steht jetzt online zur Verfügung. Dort ist eine von mir geschriebene Rezension
Neue Broschüren: Strategien der Antirep-Arbeit
http://www.fsk-hh.org/files/tm0711.pdf, S. 9 – 12
veröffentlicht. Die Rezension entstand im zeitlichen und vielleicht auch gedanklichen Zusammenhang mit meinem Vortrag bei der Veranstaltung des Einstellungsbündnisses am 18.05.2011 in Berlin.
► Außerdem gab ich FSK am Freitag, den 24.06.2011, also am Tag vor dem Berliner (t)CSD-Wochenende, ein Interview zum Thema
transgender und feministische Organisierung.
http://www.freie-radios.net/41775
Der Mitschnitt des – recht spontan zustande gekommenen und teilweise meinerseits etwas chaotisch abgelaufenen – Interviews steht mittlerweile online zur Verfügung. Vgl. zum Kontext des Interview-Themas und -Anlasses auch noch:
--- Erneut: Diesseits der Geschlechtergrenzen – Die Kulturalisierung des Feminismus als Naturalisierung der Geschlechterdifferenz
--- De-konstruktiv oder destruktiv? – queer Lesbianismus
--- Themenübersicht – Kritik an der linksliberal-antifeministischen politischen Linie des transgenialen CSD (tCSD) in Berlin und des queeren mainstreams in der BRD überhaupt
und
--- Termine und andere Hinweise (2).
nebst einem Vorschlag, wie revolutionär Abhilfe zu schaffen ist.
Aus aktuellem Anlaß weise ich hier noch mal auf meinen Vortrag hin, den ich am 14.11.2007 an der Universität Hamburg im Rahmen der Reihe „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ gehalten hatte. Unten folgt die schriftliche Ankündigung des Vortrages.
Der mündliche Vortrag selbst wurde am 17.12.2007 und/oder am 21.01.2008 von 14:00 bis 15:30 vom Hamburger Sender „FSK. Freies Sender Kombinat“ ausgestrahlt.
Die Audio-Dateien stehen bei der Universitätsbibliothek der FU Berlin zum download zur Verfügung: V-GGrenzen-T1_fsk-send-21-01-08_14-15h.ogg und V-GGrenzen-T2_fsk-send-21-01-08_15-16h.ogg (jew. ca. 50 MB; Vortrags-Dauer: ca. 1 Std. [Teil 1 + die ersten 10 Min. von Teil 2]). Der Katalog-Eintrag der Bibliothek findet sich unter dieser statischen URL: http://edocs.fu-berlin.de/docs/receive/FUDOCS_document_000000004728. [Die direkten links zu den Dateien scheinen zum unmittelbaren Anhören nicht ordnungsgemäß zu funktionieren, also bitte den Umweg über den Katalogeintrag nehmen und dann in dem Abschnitt „Dokumente“ auf die Dateien klicken.]
Es bietet sich an, zum Anhören bspw. den player VLC zu verwenden.
abstract:
Die These von der sozialen Konstruiertheit der Geschlechterdifferenz bleibt solange für Re-Biologisierungen vereinnahmbar, wie die Existenz von Geschlechtern – und seien es mehr als zwei – nicht in Frage gestellt wird. Anhand sozialwissenschaftlicher Interviews mit transgender people wird gezeigt: Während die Praxen der befragten Personen von Sozial- und KulturwissenschaftlerInnen als Beleg für die Instabilität der Geschlechtergrenzen und die Machbarkeit von Geschlecht interpretiert werden, präsentierten die Befragten durchweg essentialistische und vielfach biologistische Erklärungen für ihre geschlechternormen-inkonformen Praxen. Wird dennoch an dem Ziel der Denaturalisierung der Geschlechterdifferenz als wichtiger Voraussetzung der gesellschaftlichen und politischen De-Konstruktion von Geschlechterherrschaft festgehalten, so stellt sich verschärft die Frage nach der geeigneten politischen und theoretischen Strategie zur Denaturalisierung der Geschlechter. Judith Butler hatte zwar schon in „Körper von Gewicht“ gewarnt: „Die Aufgabe besteht […] nicht darin, Subjektpositionen im existierenden Symbolischen, im derzeitigen Bereich der Kulturfähigkeit, zahlenmäßig zu vervielfachen“. Und Cornelia Klinger unterschied zwischen Multikulturalismus und Dekonstruktivismus. Mit ersterem verbinde sich die Tendenz zur Toleranz, ja Indulgenz gegenüber allen möglichen, undiskriminiert und undiskriminierbar hinzunehmenden kulturellen und historischen Partikularitäten und zu einer weiteren Festschreibung vorgegebener Identitäten. Aus einer feministischen Perspektive müsse, so Klinger, nicht nur beargwöhnt werden, daß Identitäten festgeschrieben werden, sondern darüber hinaus, welche Identitäten damit zu Ehren kommen. Denn aus einer feministischen Perspektive seien keineswegs alle Kulturen gleichwertig und ihre Gleichrangigkeit gleichanerkennenswert.
Praktisch dominierte allerdings in der feministischen Diskussion der letzten Jahre – auch bei denen die sich auf dekonstruktivistische Theorieansätze bezogen – die Kritik am tatsächlichen und vielfach auch nur vermeintlichen Essentialismus von Radikalfeministinnen. In der Kritik am Separatismus der Radikalfeministinnen gingen die allermeisten DekonstruktivistInnen ein Bündnis mit jener Haltung der Toleranz, ja Indulgenz gegenüber allen möglichen, undiskriminiert und undiskriminierbar hinzunehmenden kulturellen und historischen Partikularitäten – eben nur nicht gegenüber der der separatistischen Radikalfeministinnen – ein. Biologismus, Essentialismus und Intoleranz gegenüber anderen (insbesondere männlichen und transgender) Identitäten wurde zum undifferenzierten Standard-Vorwurf gegen Radikalfeministinnen. In dem Maße, in dem der Separatismus als intolerant kritisiert wurde, wurden andere Identitäten für unhintergehbar erklärt und damit stabilisiert. Das Ergebnis war genau das, wovor Butler gewarnt hatte: Eine Pluralisierung von Identitäten im existierenden Symbolischen, d.h. unter fortgesetzter Dominanz des Männlichen.
Was versäumt wurde, war eine Reformulierung des in der Tat vielfach biologistischen Separatismus des 70er- und 80er Jahre Feminismus als strategische Waffe für eine nicht nur theoretische, sondern auch politische De-Konstruktion der Geschlechter, d.h. als feministischen Stützpunkt gegen fortbestehende Männerherrschaft. In dem Maße, in dem sich paradoxer Weise ausgerechnet der dekonstruktivistische Feminismus von der von Monique Wittig formulierten Perspektive der disappearance der Geschlechter verabschiedete, wurde die Existenz von Geschlechtern zur unhintergehbaren Tatsache. Die Umstellung der Begründung der Existenz von Geschlechtern von einer biologistischen auf eine sozial-konstruktivistische oder kulturalistische Grundlage und das Zugeständnis der historischen Wandelbarkeit ist danach nur eine Variante des Invarianten.
Als Abhilfe wird eine Wiedereinführung der Kategorie „Herrschaft“ in feministische Analysen vorgeschlagen. Nur in dem Maße, in dem Prozesse der Konstruktion von Geschlecht als Herrschaftspraxen erkannt werden, wird es möglich sein, anstelle der Indulgenz gegenüber Geschlechtern eine Wiederaufnahme des Kampfes für das Verschwinden der Geschlechter zu setzen. (mehr…)
„Veranstaltung zu Solidarität und Antirepressionsarbeit
18. Mai | 19.30 Uhr | Südblock | Admiralstraße 1-2 | U-Bhf. Kottbusser Tor | Berlin-Kreuzberg
Anlässlich der Buch-Neuerscheinung »Das zarte Pflänzchen der Solidarität gegossen« lädt das Berliner Einstellungsbündnis zu einer Podiumsdiskussion über Solidarität und Antirepressionsarbeit ein. An dem Gespräch nehmen teil:
· Philip Scheffner, Regisseur des Films »Der Tag des Spatzen«
· Detlef Georgia Schulze, Politolog_in und Rechtstheoretiker_in
· Vertreter des freien Radio FSK Hamburg
· Vertreter des Einstellungsbündnisses
Die Podiumsteilnehmer haben die Solidaritätsarbeit zu den §129(a)-Verfahren und dem Prozess wegen Mitgliedschaft in der militanten gruppe (mg) kritisch begleitet. Im gemeinsamen Gespräch werden sie sich über ihre verschiedenen Gründe für politisches Engagement und Solidarität austauschen sowie Stärken und Schwächen des Einstellungsbündnisses resümieren.
Veranstaltungstermin: Mittwoch 18. Mai 2011 | 19.30 Uhr
Südblock | Admiralstr. 1-2 | U-Bhf. Kottbusser Tor | Berlin-Kreuzberg
Die Veranstaltung findet anlässlich einer Buchveröffentlichung, in der die dreijährige Arbeit des Einstellungsbündnisses dokumentiert wird, statt:
»Das zarte Pflänzchen der Solidarität gegossen.
Zu den Verfahren und dem Prozess wegen Mitgliedschaft in der militanten gruppe (mg).«
Autor: Bündnis für die Einstellung der §129(a)-Verfahren.
ISBN 978-3-942885-00-3, edition assemblage, 86 Seiten, 4.80 Euro
Weitere Veranstaltungen finden am 4. Juni in Berlin und am 17. Juni 2011 in Münster statt.
Informationen: http://einstellung.so36.net/de/1815″
(Quelle: https://einstellung.so36.net/de/pm/1828)
Meine bisherigen Stellungnahmen zum Thema:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2010/03/20/probleme-der-solidaritaetsarbeit-und-der-rechtspolitik-oder-warum-guter-wille-allein-nicht-reicht/
Der Hamburg Sender FSK hat am 09.03.2010 bei freie-radios.net unter der Überschrift „Analytisches zur Antirepressionsbewegung“ ein Interview online gestellt, das ich am 28.08.2008 gegeben hatte und Anfang September des gleichen Jahres gesendet werden sollte. Anlaß der jetzigen (Wieder-?)Veröffentlichung scheint zu sein, daß nunmehr die schriftliche Urteilsbegründung des Kammergerichts Berlin gegen drei vermeintliche Mitglieder der militanten gruppe vorliegt. Über dieses Verfahren hinaus beschäftigt sich das Interview auch allgemeiner mit linken rechtspolitischen Forderungen, u.a. am Beispiel der Forderung nach Globalen Sozialen Rechten (GSR), und den Schwierigkeiten einer ‚Übersetzung‘ zwischen dem juristischen Diskurs und einem historisch-materialistischen oder politischen Diskurs.
Beschreibung des Interviews: http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=32946; download der Audio-Datei: http://www.freie-radios.net/mp3/20100319-analytisches-32946.mp3.
Stellungnahmen des Einstellungsbündnisses zur schriftlichen Urteilsbegründung: Schriftliches Urteil liegt vor. Revisionsbegründung wird eingereicht; Revision eingereicht – Berliner Solidaritätsgruppe fordert neues, faires Verfahren.
Weitere Stellungnahmen von mir zu dem mg-Verfahren:
►Nachtrag zur „Schlacht von Asculum …“ (zugleich Rez. – Teil II zu radikal Nr. 161) (09.08.2009)
► Recht, Gesetz und Revolution (05.11.2008)
► Noch so ein Sieg und wir verlieren den Krieg. Die Schlacht von Asculum und das Berliner mg-Verfahren (05.05.2008)
► [Vom Staat kein Kopf streicheln für Brandanschläge erwarten. Oder: Über politische Implikationen juristischer Argumente] (13.11.2007) (= das in dem jetzt [wieder-?]veröffentlichten Interview erwähnte erste FSK-Interview zu dem Thema)
► Hat die Generalbundesanwältin ihr Amt verfehlt? [Offener Brief an Peter Grottian] (24.08.2007)
Übersicht des Einstellungsbündis zu den verschiedenen Verfahren in Sachen mg: http://einstellung.so36.net/de/stand-mg-verfahren.
Weitere Stellungnahmen von mir zum Thema „Globale Soziale Rechte“ (GSR):
► Warum Globale Soziale Rechte nicht antikapitalistisch sind, aber linke Politik trotzdem Rechtsforderungen braucht
► Warum der ‚negative‘ Freiheits-Begriff auch für KommunistInnen wichtig ist
► Zum Verhältnis von RechtsWISSENSCHAFT und RechtsPOLITIK – aus Anlaß eines blog-Eintrages beim Beck-Verlag zum Thema „Mindestlohn“ -
nebst einem Vorschlag, wie revolutionär Abhilfe zu schaffen ist.
Vortrag am 14.11.2007 an der Universität Hamburg im Rahmen der Reihe „Jenseits der Geschlechtergrenzen“; am 17.12.2007 und/oder vom 21.01.2008 von 14:00 bis 15:30 ausgestrahlt vom Hamburger Sender „FSK. Freies Sender Kombinat“; .ogg-Dateien zum download: V-GGrenzen-T1_fsk-send-21-01-08_14-15h.ogg und V-GGrenzen-T2_fsk-send-21-01-08_15-16h.ogg (jew. ca. 50 MB; Vortrags-Dauer: ca. 1 Std. [Teil 1 + die ersten 10 Min. von Teil 2]); player bspw.: VLC; Katalog-Eintrag der Universitätsbibliothek der FU Berlin mit statischer URL: http://edocs.fu-berlin.de/docs/receive/FUDOCS_document_000000004728.
abstract:
Die These von der sozialen Konstruiertheit der Geschlechterdifferenz bleibt solange für Re-Biologisierungen vereinnahmbar, wie die Existenz von Geschlechtern – und seien es mehr als zwei – nicht in Frage gestellt wird. Anhand sozialwissenschaftlicher Interviews mit transgender people wird gezeigt: Während die Praxen der befragten Personen von Sozial- und KulturwissenschaftlerInnen als Beleg für die Instabilität der Geschlechtergrenzen und die Machbarkeit von Geschlecht interpretiert werden, präsentierten die Befragten durchweg essentialistische und vielfach biologistische Erklärungen für ihre geschlechternormen-inkonformen Praxen. Wird dennoch an dem Ziel der Denaturalisierung der Geschlechterdifferenz als wichtiger Voraussetzung der gesellschaftlichen und politischen De-Konstruktion von Geschlechterherrschaft festgehalten, so stellt sich verschärft die Frage nach der geeigneten politischen und theoretischen Strategie zur Denaturalisierung der Geschlechter. Judith Butler hatte zwar schon in „Körper von Gewicht“ gewarnt: „Die Aufgabe besteht […] nicht darin, Subjektpositionen im existierenden Symbolischen, im derzeitigen Bereich der Kulturfähigkeit, zahlenmäßig zu vervielfachen“. Und Cornelia Klinger unterschied zwischen Multikulturalismus und Dekonstruktivismus. Mit ersterem verbinde sich die Tendenz zur Toleranz, ja Indulgenz gegenüber allen möglichen, undiskriminiert und undiskriminierbar hinzunehmenden kulturellen und historischen Partikularitäten und zu einer weiteren Festschreibung vorgegebener Identitäten. Aus einer feministischen Perspektive müsse, so Klinger, nicht nur beargwöhnt werden, daß Identitäten festgeschrieben werden, sondern darüber hinaus, welche Identitäten damit zu Ehren kommen. Denn aus einer feministischen Perspektive seien keineswegs alle Kulturen gleichwertig und ihre Gleichrangigkeit gleichanerkennenswert.
Praktisch dominierte allerdings in der feministischen Diskussion der letzten Jahre – auch bei denen die sich auf dekonstruktivistische Theorieansätze bezogen – die Kritik am tatsächlichen und vielfach auch nur vermeintlichen Essentialismus von Radikalfeministinnen. In der Kritik am Separatismus der Radikalfeministinnen gingen die allermeisten DekonstruktivistInnen ein Bündnis mit jener Haltung der Toleranz, ja Indulgenz gegenüber allen möglichen, undiskriminiert und undiskriminierbar hinzunehmenden kulturellen und historischen Partikularitäten – eben nur nicht gegenüber der der separatistischen Radikalfeministinnen – ein. Biologismus, Essentialismus und Intoleranz gegenüber anderen (insbesondere männlichen und transgender) Identitäten wurde zum undifferenzierten Standard-Vorwurf gegen Radikalfeministinnen. In dem Maße, in dem der Separatismus als intolerant kritisiert wurde, wurden andere Identitäten für unhintergehbar erklärt und damit stabilisiert. Das Ergebnis war genau das, wovor Butler gewarnt hatte: Eine Pluralisierung von Identitäten im existierenden Symbolischen, d.h. unter fortgesetzter Dominanz des Männlichen.
Was versäumt wurde, war eine Reformulierung des in der Tat vielfach biologistischen Separatismus des 70er- und 80er Jahre Feminismus als strategische Waffe für eine nicht nur theoretische, sondern auch politische De-Konstruktion der Geschlechter, d.h. als feministischen Stützpunkt gegen fortbestehende Männerherrschaft. In dem Maße, in dem sich paradoxer Weise ausgerechnet der dekonstruktivistische Feminismus von der von Monique Wittig formulierten Perspektive der disappearance der Geschlechter verabschiedete, wurde die Existenz von Geschlechtern zur unhintergehbaren Tatsache. Die Umstellung der Begründung der Existenz von Geschlechtern von einer biologistischen auf eine sozial-konstruktivistische oder kulturalistische Grundlage und das Zugeständnis der historischen Wandelbarkeit ist danach nur eine Variante des Invarianten.
Als Abhilfe wird eine Wiedereinführung der Kategorie „Herrschaft“ in feministische Analysen vorgeschlagen. Nur in dem Maße, in dem Prozesse der Konstruktion von Geschlecht als Herrschaftspraxen erkannt werden, wird es möglich sein, anstelle der Indulgenz gegenüber Geschlechtern eine Wiederaufnahme des Kampfes für das Verschwinden der Geschlechter zu setzen.
Interview im Rahmen der Sendung „Recycling“ des Hamburger Senders „FSK. Freies Sender Kombinat“, am 13.11.2007, 20:00 – 21:00 h; .ogg-Datei zum download: FSK-Interview_13-11-2007_20-21h.ogg (45 MB; Interview-Dauer: 48 Min.); player bspw.: VLC.