Die FT-CI, der in Deutschland RIO angehört, ruft zur Wahl von ANTARSYA auf:
„Wir haben weiterhin programmatische und strategische Differenzen mit Antarsya – besonders weil sie nicht klar die Perspektiven einer Arbeiter*innenregierung und des Kampfes für die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa gegen die EU des Kapitals aufwerfen. Wir halten es aber für progressiv, dass die Mehrheit von Antarsya der ‚Volkseinheit‘ und ihrer ‚Anti-Euro‘-Politik der Klassenkollaboration aus einer Position der Unabhängigkeit von den reformistischen Varianten widerstanden haben: Sie präsentierten eine vereinigte Alternative der Linken, die weder mit Syriza noch der LAE und der KKE zusammensteht. Deshalb rufen wir dazu auf, ihnen bei dieser Wahl die Stimme zu geben.“
Mir scheint, ich könnte den gesamten Text unterschreiben – mit einem Vorbehalt,
- ob, „Die Arbeiter*innen Griechenlands zeigten einen enormen Kampfes- und Widerstandswillen mit mehr als 30 Generalstreiks und hunderten Teilstreiks im öffentlichen und privaten Sektor in den letzten Jahren. Dennoch wurde diese Energie durch die bürokratischen Gewerkschaftsführungen zerstreut.“, das Problem nicht zu sehr auf die Führungen reduziert1.
- Und ich bin mir nicht, ob die Kritik, ANTARSYA werfe „nicht klar die Perspektiven einer Arbeiter*innenregierung und des Kampfes für die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa gegen die EU des Kapitals auf“, zutrifft. Denn jedenfalls in deren Konferenzbeschluß von 2012 ist die Rede von „government and the political power of the working class and its allying popular strata.“2 – „and the political power“ scheint mir dort gerade klarzustellen (sollen), daß es nicht um eine parlamentarischen Regierung von sog. „Arbeiterparteien“, sondern um einen Wechsel der Staatsmacht gehen soll.
An anderer Stelle in dem gleichen Text spricht ANTARSYA von „overcoming of capitalism and the abolition of capital relations, on the road to socialism-communism of our time“ und „revolutions towards socialism and communism, to the confrontation with the question of power and government of workers and working classes allies. The contemporary working class […] has the knowledge and the possibilities for a new organization of production and society, where s/he will be in charge. ANTARSYA enlists in this perspective.“
Allerdings kommt dort in der Tat die „Diktatur des Proletariats“ nicht vor. Was ich aber richtig finde, ist, daß ANTARSYA anscheinend weder davon ausgeht, daß eine ArbeiterInnenregierung auf parlamentarischem Wege errungen werden noch hier und heute einfach ausgerufen werden kann. Sie schrieben 2012 soweit m.E. sehr richtig:
„Such orientation requires a new round of massive and decisive fights; it requires a multifaceted ‚prolonged popular war.‘ By contrast, confronting the government in terms of ‚parliamentary standby‘ leads to defeat.“
- Was dagegen in der Tat unterbelichtet ist, ist die europäisch-internationalistische Perspektive; die „Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa“ kommen jedenfalls in dem zitierten 2012er-Text und anderen ANTARSYA-Texten, die ich gelesen habe, nicht vor. Die ANTARSYA-Mitgliedsorganisation OKDE-Spartacus ist diesbzgl. zumindest etwas deutlicher: Sie plädiert vor der Jan.-Wahl für einen „new, socialist internationalism in Balkans, in Europe, in the Aegean sea“3.
- Vgl. http://theoriealspraxis.blogsport.de/2015/08/07/warum-durchaus-nicht-immer-die-boese-fuehrung-schuld-ist/. [zurück]
- http://antarsya.gr/node/1529. [zurück]
- http://www.okde.org/~okde8395/index.php/en/announcement/87-announcements/202-decleration-of-okde-spartakos-for-the-elections-on-25-01-2015 [zurück]
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