Frage an KeynesianistInnen:
1.
Können mir das bitte mal welche erklären?
„Bei einem Staat bedeutet weniger Geld auszugeben aber, die Wirtschaft zu bremsen.“
Warum denn?!
++ Der Staat kann doch auch nur ENTWEDER Geld ausgeben, das er als Steuern oder Kapitalmarktkredit von Dritten bekommt, die dann ihrerseits das Geld nicht mehr ausgeben können,
++ ODER er bekommt es als Kredit der Zentralbank – dann ist das zusätzliche Geld aber eine inflationäre Geldillusion.
Unter dem Strich ist doch der keynesianistische Zaubertrick ein Nullsummenspiel.
2.
Nächste Frage – speziell an Links-KeynesianistInnen:
„Ganz anders bei Staaten, und übrigens auch bei den meisten Unternehmen. Wird Deutschland jemals alle seine Schulden zurückzahlen? Mit großer Sicherheit nicht. Könnte die Deutsche Bank alle ihre Schulden zurückzahlen? Dann wäre von der Bank nichts mehr übrig. Tatsächlich müssen Schulden nicht zurückgezahlt werden. Es geht vielmehr um zwei andere Punkte. Erstens: Kann der Staat die Zinsen bezahlen?“
Daß Schulden nicht unbedingt zurückgezahlt werden müssen, sondern Kredite durch Kredite ersetzt werden können, sehe ich ein.
Aber warum soll es denn LINKS sein, daß ein Staat Kredite aufnimmt – statt (zusätzliche) Vermögens- und Unternehmenssteuern in entsprechender Höhe zu erheben (solange wir es denn mit Kapitalismus zu tun haben) – UND DAFÜR ZINSEN an die GeldeigentümerInnen zahlt, statt ihnen das Geld qua Steuern wegzunehmen?
Hinzukommt: Mit einer Ersetzung alter durch neue Kredite ist es ja nach keynesianistischer Logik nicht getan. Denn dadurch würde die vermeintliche zusätzliche Nachfrage nicht dauerhaft steigen. – Sie würde allenfalls EINMAL anfallen (was ich aber auch schon bestreite – siehe Nr. 1).
Wenn die Nachfrage dauerhaften steigen soll, müssen nach keynesianistische Logik (die m.E. aber eine Unlogik ist – siehe Nr. 1) die Schulden (und folglich die Zinszahlungen an die GeldeigentümerInnen steigern. – Warum soll das LINKS sein?)
„Nehmen wir an, die Wirtschaft wächst um ein Prozent und die Zinsen liegen (nach Abzug der Inflation) bei drei Prozent. Die Verschuldung des Staates liegt bei 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dann kann die Regierung die Schuldenlast um ein Prozent wachsen lassen, und am Ende des Jahres liegt die Verschuldung immer noch bei 100 Prozent, weil das Bruttoinlandsprodukt ja auch um ein Prozent gewachsen ist.“
Ja, und?! – Was soll damit ausgesagt werden? – Jedenfalls ist damit nicht bewiesen, daß ‚die Wirtschaft‘ um 1 % WEGEN der um ein 1 % gestiegenen Verschuldung wächst.
4.
Zum nächsten Zahlenbeispiel in dem Artikel:
Die Regierung „kann dieses eine Prozent Neuverschuldung direkt ausgeben und damit die Wirtschaft unterstützten.“
Wer oder was ist denn ‚die Wirtschaft‘ (ganz allgemein)? Und wo kommt denn das Geld her, das der Staat durch zusätzliche Verschuldung ausgeben kann, wenn nicht ENTWEDER aus ‚der Wirtschaft‘ (ganz allgemein) – ODER aber aus inflationärer Geldillusion (siehe noch einmal Nr. 1)?
5.
„Wenn man diesen etwas komplizierten Zusammenhang übersieht, bleibt absolut unverständlich, warum manche Staaten immer tiefer in die Verschuldung rutschen und andere ihre Defizite viel besser in den Griff bekommen. Dann wird dieses Gefälle allzu schnell auf Unterschiede in der Finanzdisziplin oder gar der ‚Mentalität‘ zurückgeführt. Das heißt nicht, dass es solche Unterschiede nicht gäbe, aber ihre Bedeutung wird maßlos überschätzt, wenn man die zugrunde liegende wirtschaftliche Dynamik nicht versteht.“
Klar, liegt es nicht an „Mentalität“ und solchem rassistischen Quatsch. – Aber was in dem ganzen Text nicht vorkommt sind: Markt-Konkurrenz und Klassenkampf.
6.
Zur Abwechslung mal ein Punkt, wo der Artikel überzeugt – was aber nicht für die Richtigkeit/Wahrheit des Keynesianismus spricht:
„Deutschland bekommt, wenig überraschend, im Endeffekt als Gläubigerland Zinsen von den Schuldnerländern. Werden die Zinsen bei Rettungskrediten sehr niedrig gehalten, fließt weniger Geld. Aber erst wenn die Refinanzierung der Rettungskredite teurer würde als die Rettungskredite selber, erst dann würden die starken Länder tatsächlich draufzahlen. Deutschland zahlt also nicht wegen der Euro-Krise, sondern bekommt sogar Geld“
7.
PUNKT 4 des Artikel überzeugt mich (logisch-mathematisch) ebenfalls. Da das gleich drei Absätze sind, zitiere ich das hier nicht, sondern komme gleich zu der Stelle, die mich aber politisch nicht überzeugt:
„Oder sie verschulden sich vor allem in ihrer eigenen Währung. Dann werden sie irgendwann etwas mehr Geld drucken, die Inflation antreiben und die eigene Währung abwerten, um ihr Problem zu lösen.“
Das ist ja aber nicht unbedingt LINKS, da fraglich ist, ob es den Lohnabhängigen gelingt, Lohnerhöhungen im Umfang von mindestens der Inflationsrate durchzusetzen.
Hinzukommt: Für Länder, die ohnehin schon mehr importieren als exportieren, bedeutet eine Währungsabwertung eine STEIGERUNG des Außenhandelsdefizits:
- Die Exporte, die aber kleiner sind als die Importe, werden billiger.
- Die Importe, die größer sind als die Exporte, werden teurer. -
Also steigt per Saldo das Defizit.
8.
„Die entscheidende Frage lautet doch: Wozu brauchen wir überhaupt einen gemeinsamen Markt? Die Antwort ist sehr einfach: Weil er den Verbrauchern nützt. In einem gemeinsamen Markt können sie die Waren bei den leistungsfähigsten Anbietern beziehen, das führt insgesamt zu einem bessern Preis-Leistungs-Verhältnis.“
Aha, die – damals – EWG und alles, was sich daraus entwickelt hat, wurde also im Interesse „der Verbraucher“ – die scheinbar keiner Klasse angehören – und nicht (oder jedenfalls nicht nur und schon gar nicht: vorrangig) im Interesse des Kapitals gegründet…????! -
Was für einE AkteuerIn sind denn „die Verbrauer“, daß sie so etwas Weitreichendes, wie die EWG/EG/EU durchsetzen konnten?
Und zum Schluß noch eine Frage an meine Mit-KommunistInnen:
„Nicht zufällig liegen schwache Regionen – etwa Griechenland, Süditalien oder Portugal – übrigens auch geographisch oft weit von den Zentren eines gemeinsamen Marktes entfernt. Und starke Regionen, wie etwa Schwaben, haben diese Stärke häufig über Jahrzehnte hinweg durch den Aufbau wirtschaftlicher und technischer Strukturen erworben, die sich nicht so einfach mal kopieren lassen.“
WIE BEKOMMEN WIR ES DENN IN DER SOZIALISTISCHEN ÜBERGANGSGESELLSCHAFT, falls es sie noch mal geben wird, HIN, SOLCHE historisch geerbten GEFÄLLE MÖGLICHST SCHNELL ABZUBAUEN?
Oder klappt das mit der copy- & paste-Methode nur im Kapitalismus nicht, aber in der sozialistischen Übergangsgesellschaft schon ganz einfach?
Kommentar zu Nr. 1 von neoprene bei FB:
Antwort von TaP:
Rück-Antwort von neoprene:
Und neoprene zu Nr. 8:
Und zur letzten Frage – der an die KommunistInnen:
++ neoprene:
++ Achim Schill (systemcrash):