@ Neoprene (03. Februar 2014 um 13:49 Uhr):
Der Staat „muß […] weg, dann muß es eine Revolution geben, damit es anders werden kann.“
Das ist ja zwischen LeninistInnen, wie systemcrash und mir [Pkt. g) des Textes sowie Anmerkung c)], einerseits sowie dem GSP-Spektrum andererseits überhaupt nicht strittig.
Strittig ist, was sinnvollerweise zu tun ist, solange wir weder in der Lage sind, jeden Staat wegzuhauen, noch auch nur den bürgerlichen.
@ Krim (02. Februar 2014 um 20:37 Uhr):
„Wenn ich beides [Demokratie und Faschismus] aus u n t e r s c h i e d l i c h e n Gründen schlecht finde, dann hältst du das für Indifferenz.“
Strittig ist nicht, beides „schlecht“ zu finden. Strittig ist, ob solange wir nicht in der Lage sind, beides wegzuhauen und durch eine Gesellschaft ohne Herrschaft und Ausbeutung und folglich auch ohne Staat und ohne Recht zu ersetzen,
-- Demokratie für die ausgebeuteten und beherrschten Massen und für die KommunistInnen ein kleineres Übel gegenüber dem Faschismus darstellt
und
-- ob es für KommunistInnen a) möglich und b) sinnvoll ist, z.B. durch Bündnispolitik und Beteiligung auch an Kämpfen im Bestehenden, auf das Kräfteverhältnis zwischen DemokratInnen und FaschistInnen Einfluß zu nehmen.
Ich bejahe meinerseits alle drei Fragen; beim GSP-Spektrum bleibt – aufgrund sprunghaften Argumentierens und ausweichenden Antwortens auf klare Fragen – unklar, ob es alle drei Fragen oder nur einen Teil der Fragen verneint.
@ Neoprene (03. Februar 2014 um 8:37 Uhr):
„Zu meiner Verblüffung konnte ich nun bei TaP lesen, daß der wirklich ernsthaft meint, wer Demokratie kritisiert (wie z.B. der GSP), der kann eigentlich nur für undemokratische kapitalistische Zustände sein:
[TaP:] ‚Nein, absurd ist vielmehr, weil sowohl demokratische als auch undemokratische Staaten nicht der Kommunismus sind, dem Unterschied zwischen demokratischen und undemokratischen Staaten mit einer Haltung der Indifferenz und gar einer Präferenz für die undemokratischen Staaten (bei ansonsten gleichen Verhältnissen) zu begegnen.‘“
Nein, ich sage nicht, „wer Demokratie kritisiert […], der kann eigentlich nur für undemokratische kapitalistische Zustände sein“.
Ich sage vielmehr:
-- Wenn wir nicht in der Lage sind, kommunistische Verhältnisse durchzusetzen (im Zitat: „bei ansonsten gleichen Verhältnissen“!)
-- wenn bürgerliche und sozialistische Demokratie nicht gewünscht ist,
-- wenn auch undemokratische sozialistische Verhältnisse jedenfalls nicht durchsetzbar sind, weil unsere Kraft und unsere Fähigkeiten nicht nur nicht ausreichen, um den Kommunismus durchzusetzen, sondern nicht einmal für die Durchsetzung einer sozialistischen Übergangsgesellschaft (in der Klassen, Staat, Herrschaft und Recht noch existieren) ausreichen,
-- dann ist die fatalistische Hinnahme oder sogar Affirmation von nicht-demokratischen kapitalistischen Verhältnissen die logische Konsequenz.
@ Krim (03. Februar 2014 um 14:54 Uhr):
„[TaP:] ‚Erst wer/welche dazu Brauchbares zu sagen hat und politisch-praktische Vorschläge macht,‘ q.e.d. Radikale Forderung wie Abschaffung des Kapitalismus sind also nicht ‚brauchbar‘ oder ‚politisch-praktisch‘. Also schlägst du eben doch vor sich konstruktiv an der demokratischen Konkurrenz um systemverbessernde und -stablisierende Entscheidungen zu beteiligen.“
Ich schrieb vielmehr (Nr. 8): „Wieso sollten RevolutionärInnen von ‚den Leuten‘ das Zuhören geschenkt bekommen, wenn sich die RevolutionärInnen zu dem, was ‚die Leute‘ interessiert – und das sind heute maximal Reformforderungen und deren Durchsetzung –, nicht äußern. Erst wer/welche dazu Brauchbares zu sagen hat und politisch-praktische Vorschläge macht, kann damit rechnen, auch zu viel weitergehenden Projekten gehört zu werden.“ (Fettsetzung nachträglich hinzugefügt)
Und ich schrieb („zu 1.“): „Der Kampf für Verbesserungen im Bestehenden (nicht des Bestehenden!) kann also durchaus Vorbereitungsfunktion für den Kampf gegen das Bestehende haben.“
Der Punkt ist:
-- Den Kapitalismus kann ich heute nicht abschaffen, und der GSP kann ihn heute auch nicht abschaffen.
-- Unstrittig ist, daß es dennoch richtig ist, auch bereits heute für die Abschaffung des Kapitalismus zu argumentieren.
-- Unstrittig ist – entgegen Deiner Unterstellung – auch, daß es für KommunistInnen nicht um „systemverbessernde und -stablisierende Entscheidungen“ im Kapitalismus geht.
-- Strittig ist allerdings, ob es für KommunistInnen, solange ein Bruch mit der Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweise nicht möglich ist, richtig ist, für Verbesserungen der Lebensbedingungen der ausgebeuteten und beherrschten Massen im Bestehenden zu kämpfen.
a) Der Text erschien ursprünglich als Kommentar im blog von Neoprene: http://neoprene.blogsport.de/2014/01/23/demokratie-die-suesseste-versuchung-seit-es-politik-gibt-workshop-tag-in-berlin/#comment-98542 (die beiden Hintergrund-links bei „systemcrash und mir“ sind hier nachträglich hinzugefügt).
b) Siehe zum Thema Gegenstandpunkt (GSP) und Leninismus auch noch: http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/09/03/lenin-antwort-der-antidemokratischen-aktion/.
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