Im blog von Neoprene entwickelte sich im Nachgang zu dem „Demokratie“-Workshop der InterKomms vom vergangenen Sonntag eine muntere Debatte über Demokratie und Faschismus, über (Geschichts)determinismus, gesellschaftliche Widersprüche und die Relevanz von Politik sowie über Reichweite und Grenzen der Versammlungsfreiheit. Auch systencrash nahm zu dieser Debatte Stellung:
Vom Sinn der „Herrschaftskritik“
http://systemcrash.wordpress.com/2014/02/01/vom-sinn-der-herrschaftskritik/
[Zur Kritik vom Gegenstandpunkt am Demokratie-Begriff]
http://systemcrash.wordpress.com/2014/01/20/demokratie-und-revolutionarer-bruch/#comment-5037
Die Debatte bei Neoprene nahm Ausgang von dem, was ein Gegenstandpunkt (GSP)-Genossen bei dem InterKomm-Workshop-Tag gesagt hatte. In diesem Beitrag hieß es u.a.:
„ich [will] ganz klar sagen: Ich lehne alles an diesem Verfahren, ich lehne das Ideal und die Utopie von einer Herrschaft, die mir Rechte gibt, die mich immerhin versammeln und sprechen läßt, die lehne ich ab. Ich bin Antidemkrat! So kannst du doch auch mal in den Diskurs um die Begriffe intervenieren. Demokratie hat einen guten Ruf, ich bin dagegen. Da kannst du dann in ein klareres und lebhafteres Gespräch kommen.
Bei den einzelnen Freiheiten ist es glaube ich, jetzt hier im Raum, noch relativ schnell einsehbar. Soll man so was sagen, bei uns gibt es immerhin Versammlungsfreiheit, im Kommunismus will man sich ja auch versammeln, also ist das doch schon 1 % in die richtige Richtung. Nein! Versammlungsfreiheit ist doch erst mal die Unverschämtheit, daß der Staat eine Verfassung macht, wo drinsteht, ich erlaube den Leuten, sich am Brandenburger Tor zu versammeln und Buh! zu rufen. Sie dürfen das gar nicht, wenn er es ihnen nicht erlaubt. Und sie dürfen das nur unter den Bedingungen, zu denen er es erlaubt: Einhaltung der Kautelen des Versammlungsrechts. Es heißt aber vor allem auch, was dürfen sie jetzt eigentlich? Sie dürfen nicht selber praktisch tätig werden, sie dürfen nicht, da wo sie arm sind, wo ihnen was fehlt, einfach Tatsachen schaffen, sondern sie dürfen bei der Regierung eine lautstarke Petition mit Schildern und durch Brandenburger Tor laufen abgeben, „bitte regiert uns besser!“ Das ist eine sauuntertänige Geschichte! Freiheiten, die erlaubt werden per Recht, das ist eine abzulehnende Sache, das ist ein Prinzip, das man bekämpfen muß, weil das bedeutet die Vorschrift, wie darfst du dein Leben betätigen.“
Darauf erwiderte ich in einem Kommentar bei Neoprene:
„Weil es im Kommunismus keinen Staat, kein Recht, keine Verfassung usw. mehr gibt, ist hier und heute nach GSP-Ansicht also egal, ob es in der Verfassung und der staatlichen Praxis – wenn auch begrenzte – Versammlungsfreiheit gibt oder nicht gibt?!
Mit SOLCHEN Argumenten wird Demokratie-Kritik nicht vorangebracht, sondern ad absurdum geführt.“
Dies wiederum veranlasste eine/n Kommentator/in gpr zu einer Antwort, auf die ich meinerseits wie folgt anwortete (Rechtschreib- und Satzbaufehler sind, soweit sie mir nachträglich aufgefallen sind, im folgenden stillschweigend korrigiert):
Hallo gpr,
zum Anfang:
1. „ Dass die Existenz von Versammlungsfreiheit egal ist, hat niemand behautet.“
Was wurde dann behauptet?! Der GSP-Genosse sagte bei der Veranstaltung: „Soll man so was sagen, bei uns gibt es immerhin Versammlungsfreiheit, […]. Nein!“
Wenn dieser Satz nicht besagen soll, daß die Existenz von Versammlungsfreiheit egal ist, dann soll er wohl besagen, daß ein Staat mit Versammlungsfreiheit ein noch größeres Übel als ein Staat ohne Versammlungsfreiheit ist? Ok, wäre eine interessante These – würde ich dann aber gerne mal eine Begründung für hören.
Die zweite denkbare Position lautet (und das ist bspw. meine Position, aber sicherlich nicht die des GSP), solange überhaupt ein Staat existiert, ist ein Staat mit Versammlungsfreiheit einem Staat ohne Versammlungsfreiheit vorzuziehen.
Die dritte denkbare Position ist die ‚egal-These‘: Allen Unterschiede in der staatliche und gesellschaftlichen Organisation und Praxis unterhalb des Kommunismus (= eine Gesellschaft ohne Staat, Herrschaft und Ausbeutung) sind uns egal.
Eine vierte Position ist nicht denkbar und auch von Dir nicht dargelegt.
2. „Im Gegenteil erfüllt die Versammlungsfreiheit gerade einen Zweck, der kritisiert werden sollte. Sie ist die staatliche Erlaubnis, sich zu Mehreren versammeln zu d ü r f e n, um an der öffentlichen Meinungsbildung im Rahmen der FDGO teilzunehmen.“
a) Diese Zweckbegrenzung gilt nicht für „die Versammlungsfreiheit“ schlechthin, sondern für die Versammlungsfreiheit in der postfaschistischen BRD.
b) Meine Position lautet, selbst mit der Zweckbegrenzung „fdGO“ bietet das Recht, sich ohne staatliche Genehmigung friedlich und ohne Waffen zu versammeln, bessere Bedingungen – was nicht heißt: optimale Bedingungen – für die große Masse der Bevölkerung, insbesondere für die Lohnabhängigen, sich für ihre Interessen einsetzen.
An diesem Umstand ändert nichts, daß das sich Einsetzen von Lohnabhängigen für ihre Interessen im Rahmen des Kapitalismus nicht der Kommunismus ist. Und an diesem Umstand ändert auch nichts, daß Versammlungsfreiheit kein Recht zum bewaffneten Aufstand ist.Auch der GSP scheint die Vorteile der Kampfbedingungen unter Presse- und Versammlungsfreiheit zu schätzen, denn der GSP wird nicht klandestin publiziert und vertrieben; jedenfalls nicht alle AutorInnen schreiben dort unter Pseudonym; GSP-AutorInnen treten öffentlich als solche auf und zu Veranstaltungen, bei denen sie auftreten, wird nicht klandestin eingeladen.
Meine Frage lautet nun: Würde der GSP Verhältnisse vorziehen, in denen es nicht möglich ist, den GSP in dieser Weise zu publizieren, zu vertreiben und zu bewerben etc.? Ja oder Nein?
3. „Menschen, deren Leben durch die politische Ordnung einer Gesellschaft bestimmt wird, haben nichts davon, dass ihnen zunächst von einer Instanz, die getrennt von Ihnen existiert, gestattet werden muss, sich zu treffen, um Politik zu erörtern.“
a) Das besagt nicht mehr als die unstrittige These, daß kommunistische Verhältnisse (d.h.: ohne Staat, Herrschaft und Ausbeutung) gegenüber Verhältnissen mit Staat für die Lebensbedingungen von vielen „Menschen“ besser wären.
Der Satz besagt aber nichts (d.h. enthält kein Argument) in Bezug auf die umstrittene Frage, ob bei Existenz eines Staates die Existenz von Versammlungsfreiheit oder Nicht-Versammlungsfreiheit einen Einfluß auf die Lebens- und Kampfbedingungen der großen Masse der Bevölkerung, insb. der Lohnabhängigen, hat oder nicht.
b) Im übrigen bedeutet Versammlungsfreiheit gerade nicht, daß Menschen „zunächst von einer Instanz, die getrennt von Ihnen existiert, gestattet werden muss, sich zu treffen, um Politik zu erörtern.“
Vielmehr bedeutet Versammlungsfreiheit, daß sie sich ohne ‚Gestattung‘ (ohne Genehmigung) versammeln dürfen.
Versammlungsfreiheit bedeutet gerade, daß das Versammeln nicht einem Erlaubnisvorbehalt unterliegt, sondern es nur im Einzelfall – bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen – verboten werden darf.
Daher noch einmal die tatstächlich strittige Frage: Hat es einen Einfluß auf die Lebens- und Kampfbedingungen der großen Masse der Bevölkerung, insb. der Lohnabhängigen, ob das Versammeln ohne staatliche Genehmigung generell oder nur im Einzelfall verboten ist? – Ich bin gespannt auf die GSP-Antwort…
4. „Der demokratische Staat hat ein positives Interesse daran, dass seine Bürger darum streiten, welche konkrete Politik für i h n am geeignetsten ist und ihren Überzeugungen Ausdruck verleihen.“
a) Abgesehen von dem kritikwürdigen Kollektivsingular „[d]er demokratische Staat“ – statt präziser: „demokratische Staaten“ –: Ja.
Genauso wahr ist allerdings auch: Ein undemokratischer Staat hat kein Interesse daran.
b) Meinungsäußerungsfreiheit bedeutet allerdings nicht nur, daß die BürgerInnen darüber „streiten [dürfen], welche konkrete Politik für i h n [den demokratischen Staat]am geeignetsten ist“, sondern sie dürfen darüber streiten, welche Politik sie (die BürgerInnen) vorziehen.
An diesem Umstand ändert nichts, daß nicht immer umgesetzt wird, was die BürgerInnen mehrheitlich vorziehen. Und an diesem Umstand ändert auch nichts, daß die BürgerInnen ziemlich häufig mehrheitlich etwas vorziehen, das ich nicht vorziehe.Bleibt die Frage: Sind unter emanzipatorischen Gesichtspunkten Verhältnisse vorzuziehen, in denen Menschen über diese Fragen streiten dürfen oder sind sie vielmehr abzulehnen oder ist dieser Frage mit einer Haltung der Indifferenz zu begegnen?
Zu dem angeblichen „Fehler 1: Die Erlaubnis dafür kritisieren, dass sie eine Grenze hat.“:
Sicherlich läßt sich sagen, daß es unsinnig wäre zu kritisieren, daß eine Erlaubnis überhaupt Grenzen hat. Dies heißt aber nicht, daß es unsinnig ist, unter diesen oder jenen gesellschaftlichen Verhältnissen diese oder jene konkreten Grenzen zu befürworten oder abzulehnen.
Zu dem angeblichen „Fehler 2: Schlimmer geht es immer. Ein Vergleich mit etwas anderem, ist kein positives Urteil über eine Sache.“:
Ja, und?! Ich sage ja nicht, daß demokratische Staaten eine positive Sache sind. Ich sage vielmehr: Es wäre positiv, wenn wir in kommunistischen Verhältnissen leben würden. Und solange wir nicht in kommunistischen Verhältnisse leben (d.h.: nicht in der Lage sind, sie durchzusetzen), sind demokratische Verhältnisse positiver (Komparativ) als undemokratische.
Zu dem angeblichen „Fehler 3: Du kommst überhaupt nur darauf diesen Vergleich zu machen, weil du Dir als freier Rechtsperson gleichzeitig überall die Grenzen deines Handlungsraums vorgegeben sind.“:
Ja, so ist es! Aber dem Umstand, daß ich eine „Rechtsperson“ bin, kann ich nicht durch individuellen Willensakt entrinnen. – Den Kommunismus einzuführen, ist selbst kollektiv eine nicht so ganz einfache Sache.
Allerdings lassen sich eventuell zu einem Zeitpunkt X (z.B. heute) BündnispartnerInnen, die sich nicht oder noch nicht für den Kampf für den Kommunismus gewinnen lassen, dafür gewinnen, die Grenzen des Handlungsraums der Lohnabhängigen etwas großzügiger zu bemessen. Ist es richtig oder ist falsch, eine solche Chance zu nutzen?
Zu dem angeblichen „Fehler 4: ‚Mit SOLCHEN Argumenten wird Demokratie-Kritik nicht vorangebracht, sondern ad absurdum geführt.‘ Wer zu dem Schluss kommt, dass an der Demokratie keine gute Seite festzuhalten ist, führt Demokratie-Kritik ins Absurde? Dann sag doch einfach von Anfang an, das Du Kritik an Demokratie nur OK findest, wenn die Kritik zum Ergebnis kommt sie zu erhalten und zu verbessern.“
Nein, absurd ist vielmehr, weil sowohl demokratische als auch undemokratische Staaten nicht der Kommunismus sind, dem Unterschied zwischen demokratischen und undemokratischen Staaten mit einer Haltung der Indifferenz und gar einer Präferenz für die undemokratischen Staaten (bei ansonsten gleichen Verhältnissen) zu begegenen.
Und ich rede auch nicht davon, ‚die Demokratie“ schlechthin zu erhalten und zu verbessern. Ich rede vielmehr davon,
-- unter nicht-sozialistischen Verhältnissen konkrete demokratische Rechte und Freiheiten zu verteidigen und für ihre Erweiterung zu kämpfen
-- weitergehend für die Ersetzung der bürgerliche Demokratie durch sozialistische Demokratie zu kämpfen (was wie – ich am Sonntag in Kritik am Demokratie-Essentialismus von Luxemburg und anderen darlegte – nicht eine quantitativ-graduelle Steigerung von Demokratie schlechthin, sondern ein Formwechsel von Demokratie ist)
und
-- schließlich für das Absterben auch der Reste von Herrschaft, Ausbeutung, des sozialistischen Übergangsstaates und damit von Demokratie zu kämpfen. -
Siehe im übrigen:
und
Darauf hin wandte Neoprene gegen die Relevanz der Unterschiede, auf die ich hinweis, ein:
„daß das Versammlungsrecht nur solange gewährt wird, wie ihr Einsatz gerade nicht die wichtigen Interessen der BRD tangiert. Sowie eine Demonstration sich auch nur verbal intentional gegen ein Ziel richtet, daß diesem Staat am Herzen liegt, kriegen die Demonstranten nach allen Regeln der Rechts- und Polizeikunst zu spüren, was ihre Grenzen sind.“
Darauf erwiderte ich meinerseits:
„Der Umstand, daß die Versammlungsfreiheit unter bestimmten Umständen abgeschafft oder eingeschränkt wird, ist doch kein Argument GEGEN die Aufassung, daß Lohnabhängige, Linke und auch KommunistInnen ein Interesse an ihrem bestehen haben (sollten).
Das zeigt doch vielmehr, daß politische Freiheitsrechte jedenfalls nicht restlos in Kapitalfunktionalität aufgehen, sondern vielmehr gerade unter Umständen im Kapitalinteresse abgeschafft werden (müssen).“
Auf weitere Rück-Antworten von Neoprene und gpr antwortete ich meinerseits (… Forts. …)
Hier noch ein paar Nachträge.
A. http://neoprene.blogsport.de/2014/01/23/demokratie-die-suesseste-versuchung-seit-es-politik-gibt-workshop-tag-in-berlin/#comment-98524
Krim auf der Spur von Eduard Bernstein!
@ Krim (02. Februar 2014 um 15:21 Uhr):
1.
Das ist zwar laut gebrüllt, aber um zu überzeugen, müßtest Du zunächst einmal beweisen, daß
-- sich Kämpfe für Verbesserungen im Bestehenden zu Kämpfen für die Überwindung des Bestehenden
-- wie schwarz zu weiß
und nicht wie – beispielsweise – grau zu schwarz oder rosa zu rot verhalten.
Zwar ist die Beschränkung auf Kämpfe für Verbesserungen im Bestehenden unvereinbar mit dem Kampf gegen das Bestehende. Aber Deine weitergehende These, daß alle Kämpfe für Verbesserungen im Bestehenden – egal, wie sie geführt werden – keine Vorbereitungsfunktion für Kämpfe gegen das Bestehende haben können, müßtest Du nächst einmal beweisen. Deine Analogien könnten dann als Bebilderung des Bewiesenen dienen; aber Analogien können keine Beweisführung in der Sache selbst ersetzen / überflüssig machen.
Zur Begründung meiner Gegen-These, daß Kämpfe für Verbesserungen im Bestehenden sehr wohl eine Vorbereitungsfunktion für Kämpfe gegen das Bestehende haben können, erlaube ich mir, noch einmal auf den dortigen Abschnitt B.II. Kritik an der Verneinung des Kampfes um Teilziele und des Unterschiedes zwischen größeren und kleineren Übeln zu verweisen:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/09/15/warum-ideologie-kein-notwendig-falsches-bewusstsein-ist-und-aus-einer-erkenntnis-nicht-automatisch-eine-bestimmte-politische-haltung-folgt/
2.
Oder noch einmal anders gesagt:
a) In der Tat sind diejenigen (d.h.: die ReformistInnen) zu kritisieren, die den Kampf gegen das Bestehende durch den Kampf für Verbesserungen im Bestehenden ersetzen (oder den Kampf gegen das Bestehende noch nie geführt haben).
b) (Fast) genauso falsch ist allerdings, den Kampf für Verbesserungen im Bestehenden durch den Kampf gegen das Bestehende zu ersetzen, bevor der Kampf gegen das Bestehende siegreich geführt werden kann.
Zur Begründung sei auf Lenins Kritiken des „‚linken‘ Radikalismus“ verwiesen.
http://marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1920/linksrad/index.html
Über „linke“ Kinderei und über Kleinbürgerlichkeit
http://kpd-ml.org/doc/lenin/LW27.pdf, S. 315 – 347.
http://theoriealspraxis.blogsport.de/andere/lenin-ueber-lukacs-und-bela-kun/
c) Richtig ist vielmehr, den Kampf für Verbesserungen im Bestehenden und den Kampf gegen das Bestehende gleichzeitig zu führen (solange der letztere noch nicht siegreich geführt werden kann), und dabei den Kampf für Verbesserungen im Bestehenden so zu führen, daß er den Kampf gegen das Bestehende begünstigt und nicht behindert.
Zur Begründung sei auf die diesbezüglichen Ausführungen von Luxemburg und Lenin verwiesen:
Absatz 1 und Halbsatz 1 des zweiten Absatzes von Rosa Luxemburgs Sozialreform oder Revolution?:
Lenin:
B. http://neoprene.blogsport.de/2014/01/23/demokratie-die-suesseste-versuchung-seit-es-politik-gibt-workshop-tag-in-berlin/#comment-98525
@ Krim (02. Februar 2014 um 20:37 Uhr):
Ich werde Dir bestimmt nicht auf jeden noch so absurden Nebenkriegsschauplatz folgen. Daher zu Deinem neuesten Kommentar nur das folgende:
-- bzgl. einfachgesetzlichem Verbot der sog. „Passivbewaffnung“ und grundgesetzlicher Versammlungsfreiheit:
1.
„Ist mir doch scheißegal auf welcher Ebene der Staat seine Verbote erlässt.“
Das mag Dir „scheißegal“ sein, in der gesellschaftlichen Wirklichkeit und politischen Praxis bedeutet es sehr wohl einen Unterschied, ob
++ die Polizei ad hoc die Verfassung uminterpretiert oder die verfassungsrechtliche Versammlungsfreiheit von vornherein sehr eng definiert ist,
++ oder aber die verfassungsrechtliche Versammlungsfreiheit weit definiert ist und erst – bei entsprechenden Mehrheitsverhältnissen – durch einfach-gesetzliche Regelungen zulässig eingeschränkt wird, was die Möglichkeit einschließt, dagegen Protest zu organisieren, BündnispartnerInnen zu gewinnen und unter Umständen eine solche Einschränkung zu verhindern. – Wie schon gesagt: Im Falle der sog. „Passivbewaffnung“ gelang dies nicht; in anderen Fällen schon.
2.
„Wenn der ‚Schutzbereiches der Versammlungsfreiheit auf Verfassungsebene‘ durch nachträgliche Beschränkungen auf gesetzlicher Ebene so verändert wird, dass mir die Wahrnehmung dieser Freihiet die Alternative zwischen Leben, Unversehrheit und Tod, Versehrheit aufmachen, dann ist davon halt n i c h t s zu halten.“
„Der Staat bläst dir dein Lebenslicht aus, weil du wagst dich zu versammeln“
Tja, nur ist das halt in der BRD und anderen Demokratien und Halb-Demokratien gar nicht der Fall! Wenn Du Dich an bestimmte – hier mehrfach dargelegte – Regeln hälst, kannst Du Dich weitgehend unbeschadet für Deine körperliche Unversehtheit und erstrecht Dein Leben (1.) versammeln und (2.) für den Gegenstandpunkt schreiben, ihn herausgeben, seine Hefte kaufen und verkaufen, sie lesen und zitieren, usw. usf.
-- überhaupt zur Versammlungsfreiheit:
3.
„Ich sagte auch nicht es gäbe keine Versammlungsfreiheit, sondern ich sagte, dass Versammlungsfreiheit der hinterletzte Scheißhaufen ist“
„Wer sagte denn, dass sich der Staat einen Widerspruch leistet.“
Vielmehr suggerierte Neoprene anhand von Beispielen wie dem Verbot der sog. Passivbewaffnung und dem ‚Paris-Massaker‘, daß die Versammlungsfreiheit in (bürgerlichen) Demokratien das Papier nicht Wert sei, auf dem sie steht; d.h.: daß sich der Staat nicht an sein Versammlungsfreiheits-Versprechen halte. Dem widersprach ich, und meinem Widerspruch widersprachst Du wiederum – nur beruht Dein Widerspruch auf einer Verkennung von Inhalt und Reichweite der Versammlungsfreiheit:
-- zu dem Umstand, daß Versammlungsfreiheit kein Recht zum bewaffneten Aufstand ist:
4.
„Sowas [wie ich schreibe, TaP] könnte auch in der Pressekonferenz von einem Pressesprecher der Polizei geäußert werden.“
Mag schon sein, was aber nur zeigt, daß selbst Polizeipressesprecher ein realistischeres Verständnis von Inhalt und Reichweite der Versammlungsfreiheit haben als Du!
-- zu den vermeintlichen „Folgen“ der Versammlungsfreiheit:
5.
„Die Frage ist doch warum die Unterschiede mit und ohne Versammlungsfreiheit überhaupt interessieren, wenn du dich bloß mit den negativen Folgen der Versammlungsfreiheit herumschlagen musst.“
Daran ist schon die Vorstellung falsch, daß Grenzen und Beschränkungen der Versammlungsfreiheit „Folgen“ der Versammlungsfreiheit seien. Zutreffend ist zwar, daß Versammlungsfreiheit nicht – ohnehin illusorische – Freiheit an und für sich ist; aber der konkrete Umfang von Grenzen und Beschränkungen der Versammlungsfreiheit ist keine automatische „Folge“ der Existenz von Versammlungsfreiheit, sondern das Ergebnis von politischen Auseinandersetzungen über diese Frage – also Resultat der nun schon mehrfach erwähten konkreten historischen Konstellationen, Kräfteverhältnisse usw.
-- generell zur Wichtigkeit der juristischen Formen:
„Hechelst den juristischen Unterscheidungen der Staatsgewalt hinterher, als würden deren juristische Kniffe die Sache verändern.“
Warum (nicht nur hinsichtlich des Unterschiedes zwischen bürgerlicher und sozialistischer Demokratie – siehe dazu meine Ausführungen bei dem InterKomm-Workshop am 26.1. –, sondern) auch im Antirep-Kampf die Form wichtig ist, siehe dort:
http://interkomm.so36.net/archiv/2008-08-30/nse.pdf, S. 39 f. (im Abschnitt VI.: „Die (Rechts)Form ist wesentlich“)
http://www.trend.infopartisan.net/trd1108/D_G_Schulze_Vortrag.pdf;
vgl. auch:
http://www.trend.infopartisan.net/trd0508/Buko%20GSR-Debatte_KURZ-FIN.pdf.
C. Diverses
a) Meine Antwort von 3. Feb 2014 um 12:19 (auf Krim – 03. Februar 2014 um 11:51 Uhr):
http://neoprene.blogsport.de/2014/01/23/demokratie-die-suesseste-versuchung-seit-es-politik-gibt-workshop-tag-in-berlin/#comment-98550
und
b) ein Auszug aus dem Abschnitt B.II. Kritik an der Verneinung des Kampfes um Teilziele und des Unterschiedes zwischen größeren und kleineren Übeln meines Textes:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/09/15/warum-ideologie-kein-notwendig-falsches-bewusstsein-ist-und-aus-einer-erkenntnis-nicht-automatisch-eine-bestimmte-politische-haltung-folgt/
c) Ergänzend verweise ich dort zur Begründung der These, daß für Verbesserungen im Bestehende Vorbereitungsfunktion für Kämpfe gegen das Bestehende haben können, auf:
Sodann ging es wie folgt weiter:
1. Ich antwortete auf einen Kommentar von Ben Richards (vom 03. Februar 2014 um 7:11 Uhr) mit einem Kommentar, den ich hier im blog als eigenständigen Artikel gepostet habe:
Staaten – Staatsgewalt – Kräfteverhältnisse
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2014/02/03/staaten-staatsgewalt-kraefteverhaeltnisse/
2. systemcrash hat sich bei Facebook noch mal zu unserem Thema zu Wort gemeldet; Neoprene hat das Statement dokumentiert:
http://neoprene.blogsport.de/2014/01/23/demokratie-die-suesseste-versuchung-seit-es-politik-gibt-workshop-tag-in-berlin/#comment-98557
3. Auf einen Kommentar von Krim (vom 03. Februar 2014 um 4:08 Uhr) antwortete ich bei Neoprene wie folgt:
4. Mein letztes Statement unter dem fraglichen Artikel im blog Neoprene beginnt und endet wie folgt:
Den Text dazwischen habe ich hier im blog als eigenständigen Artikel gepostet:
@ GSP: „Gegenstandpunkt“ und Leninismus: Kontroversen und Scheinkontroversen
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2014/02/03/gsp-gegenstandpunkt-und-leninismus-kontroversen-und-scheinkontroversen/
Bei Neoprene gibt es jetzt noch einen sehr schönen Kommentar von
AgneS (06. Februar 2014 um 13:08 Uhr)
http://neoprene.blogsport.de/2014/01/23/demokratie-die-suesseste-versuchung-seit-es-politik-gibt-workshop-tag-in-berlin/#comment-98674
und
eine kurze Antwort von Neoprene selbst darauf:
Neoprene (06. Februar 2014 um 14:28 Uhr)
http://neoprene.blogsport.de/2014/01/23/demokratie-die-suesseste-versuchung-seit-es-politik-gibt-workshop-tag-in-berlin/#comment-98675
AgneS hat noch mal nachgelegt und auf die Kommentare von Neoprene und Krim geantwortet:
http://neoprene.blogsport.de/2014/01/23/demokratie-die-suesseste-versuchung-seit-es-politik-gibt-workshop-tag-in-berlin/#comment-98684
und
http://neoprene.blogsport.de/2014/01/23/demokratie-die-suesseste-versuchung-seit-es-politik-gibt-workshop-tag-in-berlin/#comment-98685.
I don‘t understand democracy, but i do know this, The only reason it exist is because someone delegated authority to those of weak minds. they knew no one would resist what that person or power had to say because they were a sign of authority. which in my opinion is if there weak and don‘t have any understanding than you have the right to walk them on any path you choose because the lost need direction.