Aus einem neuen Artikel von mir im NaO-blog:
„Mein zentraler Kritikpunkt an dem, was ich mir erlauben möchte, mal etwas despektierlich ‘trotzkistischer Forderungs-Fetischismus’ zu nennen, lautet nun: TrotzkistInnen verstecken das letztliche Ziel – das, worum unser leninistischer Kampf Ums Ganze letztlich geht – hinter ihren didaktischen Übergangsforderungen.“
„Ich würde also sagen, die ‚mangelnden Reife des subjektiven Faktors […] in seiner vollen Tragweite erfassen‘ – das heißt: einzusehen, daß revolutionäre Politik heute nicht auf Massenebene möglich ist.“
„M.E. ist weder notwendig noch sinnvoll, daß alle Aktionen von (subjektiven) RevolutionärInnen gleich auf die ‚breiten Masse der Kolleginnen‘ zielen. Vielmehr sind unterschiedliche Aktionen für unterschiedliche Zielgruppen notwendig. So war es m.E. sowohl richtig und notwendig, an M 31 teilzunehmen, als auch in Blockupy zu intervenieren – um noch einmal konkrete Beispiele zu nennen.“
„Jedenfalls heutzutage müssen die RevolutionärInnen auch mit den Massen auf der vollen Höhe der theoretischen Komplexität sprechen werden. Sie müssen systemisch (oder besser: strukturell) argumentieren (Für die Überwindung von Privateigentum und Warenproduktion – und welche komplizierten Schritte dahin notwendig sind) und nicht phänomenologisch postulieren: ‚Banken […] enteignen!‘.“
„Zutreffend ist das Konzept der Übergangsforderungen erst für eine revolutionäre Situation (in der vielleicht dennoch Reformspielräume bestehen – aber darauf kommt es hier nicht entscheidend an) – aber auch dann nicht als didaktisches Kalkül / ‚Trick’, sondern als Benennung der nächsten Kampfschritte, die in der jeweiligen Situation geeignet sind, eine revolutionäre Situation in eine Revolution zu verwandeln.“
„Werden dagegen wirkliche Übergangsforderungen (und eine solche scheint mir eher ‚Banken in Besitz nehmen‘ als ‚Banken […] enteignen‘ zu sein) in nicht-revolutionären Situationen aufgestellt, so wirkt dies voluntaristisch oder sektiererisch:
Während es heute Aussicht auf Erfolg hat, vom Staat zu fordern, daß er (bestimmte) BankbesitzerInnen enteignet,
ist heute in der BRD ein aktuelles Aktionsziel Inbesitznahme (i.S.v. Vergesellschaftung) der Banken (‚Von Vergesellschaftung kann nur gesprochen werden, wenn die Beschäftigten in Verbindung mit der Öffentlichkeit die Bankgeschäfte kontrollieren.‘) vollständig illusorisch.“
„Ein agitatorischer (von lat. agere = [an]treiben) Sprachstil ist angemessen in Bezug auf Forderungen, deren Durchsetzung in der jeweiligen politischen Konjunktur realistisch ist, und in Bezug auf unmittelbare Handlungsoptionen (‚Vorwärts! Laßt uns über den Zaun der EZB-Baustelle klettern!‘).
Eine ‚propagandistischer‘ (von lat. propagare = [weiter] ausbreiten) Sprachstil ist notwendig, um für nicht (so) naheliegende Inhalte zu werben“
„Wir 150 Figuren von RSB, SIB, SoKo und IKs können keine Bank ‚in Besitz nehmen‘ – selbst, wenn uns noch die SAV und ein paar andere unterstützen würden.
Was wir machen können, ist geduldig zu erklären, warum u.E. die gesellschaftliche Inbesitznahme der Banken und der anderen Unternehmen eine langfristig notwendige Kampfperspektive ist.“