Verständnisschwierigkeiten und Erklärungsversuche
was?????
kein plan 14.08.2011 – 13:45ich versteh diesen text nicht!!!!!
ich versteh auch nicht wieso das geschlecht unbedingt was schlechtes sein soll.
klar die ungleichtheit zwischen dem einen und dem anderen geschlecht,das ist eine sache die versteh ich und finde das für eine gerechtigkeit gekämpft werden sollte.aber ich verteh nicht warum es nun neben dem ganzen antideutschenrumstreitereien jetzt noch eine weiter spaltung dazu kommen muss…ein aufruf zur männerfeindlichkeit….
gibt es nicht genug wichtiger feindbilder die angegriffen werden können…gibt es nicht noch andere probleme die angegangen werden müssen….hey woanders sterben kinder….gibt es krieg und hunger….woanders wollen frauen mehr rechte und kämpfen unermüdlich dafür…kuckt euch die frauen in der ezln an…und sie waren mit würde frauen…weil sie viel erreicht haben…
ich finde einen feministischen kampf um gleiche rechte und gleiche voraussetzungen wichtig…aber diese männerfeindlichkeit…dieses…nur weil ich einen schwanz hab bin ich vergewaltiger…das geht mir…ja genau..auf den sack…es gibt genau so jungen die von frauen sexuell missbraucht werden…es gibt um so mehr psychische gewalt von frauen gegenüber männer…sehen wir es doch einfach so…egal welches hautfarbe, welcher glaube, welches geschlecht..es geht um denn respekt der menschen untereinander…für das sollte gekämpft werden….weniger ego mehr miteinander…dann kommen wir weiter auf dieser welt
1. Antwort (nicht von mir; ich weiß auch nicht, ob von einer anderen an der Vorbereitung oder Durchführung unserer Aktion beteiligten Person – jedenfalls scheint mit, daß „juhvnkla“ unsere Intention sowie unsere theoretischen und analytischen Prämissen ziemlich gut erklärt – auch wenn die Erklärung [aus ‚didaktischen Gründen’?] noch mal auf die ‚vor-butlersche’ Unterscheidung von sex und gender zurück-, statt von einer De-Konstruktion auch von sex ausgeht)
juhvnkla 14.08.2011 – 14:29
Du bist zu Recht verwirrt und schockiert, da dir anscheinend die theoretische Grundlage fehlt um den transportierten Inhalt zu verstehen. Das hier ist ein eingefleischter Szene Text der für „Nicht-CheckerInnen“ unverständlich ist.
Mit Männerfeindlichkeit ist nicht gemeint dass du keinen Penis haben darfst oder dass du durch den Besitz eines solchen ein potenzieller Vergewaltiger bist (biologisch ist das nämlich jeder Mensch).
Männerfeindlichkeit bedeutet gegen das SOZIALE männliche Geschlecht zu kämpfen (also nicht das biologische; sex=biologisch, gender=sozial).
Jedes gender ist sozialisiert, also gesellschaftlich genormt. Beim männlichen gender heißt dass, das von Männern das Übliche erwartet wird: Stärke, Dominanz, Aggresivität etc. beim weiblichen Passivität, Schwäche, Abhängigkeit.
Diese Normen unterdrücken weibliches gender und reproduzieren sich selbst, eine Befreiung von Frauen (und allen anderen sexuell Unterdrückten) ist also nicht möglich solange es die gender selbst gibt. Das heißt im Klartext, sexuelle Gleichheit – im sozialen Sinn – wird es erst geben, wenn die sozialen Rollenbilder aufgelöst sind.
Da das männliche Rollenbild das weibliche unterdrückt, sowie biologische „Vorteile“ zur Unterdrückung besitzt (Männer bekommen keine Kinder, keine Tage, haben mehr Testosteron also auch mehr Muskeln), gilt es primär das männliche Rollenbild anzugreifen. Dies hat einen ganz entscheidenden Grund:
Ein Mann, der sich nicht länger als solcher fühlt hebt sein eigenes Rollenbild auf und unterdrückt nicht länger die Frauen. Ein Frau, die sich nicht länger als solche fühlt, erhebt sich zwar aus ihrer sozialen Unterdrückung, ist aber tatsächlich noch dieser ausgesetzt da die Männer sie weiterhin als Frau ansehen und so behandeln. Das männliche gender besitzt eine gesellschaftlich Macht über das weibliche und muss deshalb angegriffen werden!
Dies ist der Grund warum Männerfeindlichkeit Praxis linksradikaler Politik sein muss. Dass auch das Frauenbild angegriffen werden muss ist klar, ich hoffe ich konnte aber darstellen warum das Männerbild der „Hauptfeind“ ist.
Nur weil jemand einen Schwanz hat ist er weder ein „schlechter“ Mensch noch ein Vergewaltiger. Begreife dass die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft nur durch die sozialen Geschlechter Normen existieren kann und nur mit der Auflösung dieser auch komplett überwunden werden kann.
Die sexuelle Individualität sollte nichts mit der sozialen zu tun haben! In einer Gesellschaft in der es keine Rollenerwartungen mehr gibt, kann jeder so lieben wie er will.
(Mein Buchtipp: Heinz-Jürgen Voß; Making Sex Revisited)
2. Antwort (eines prominenten verstorbenen Autors)
Unverständliche De-Konstruktion?
Karl Marx 14.08.2011 – 17:18
Genosse „kein plan“ schreibt: „ich versteh diesen text nicht!!!!!“
Mein russischer Schüler Lenin sagte einen Satz, der von mir hätte sein können: „Ohne revolutionäre Theorie keine revolutionäre Praxis.“
Und revolutionäre Theorie ist niemals eine leichte Kosten – gerade, weil sie als revolutionäre Theorie mit den herkömmlichen Ansichten, Sichtweisen, Vorurteilen und Begriffen bricht und neue Begriffe und Ansichten vorschlägt.
Deshalb schrieb ich im Vor- und Nachwort zur französischen Übersetzung des „Kapital“: „Das [Daß die Lektüre ziemlich schwierig sein wird] ist ein Nachteil, gegen den ich nichts weiter unternehmen kann, als die nach Wahrheit strebenden Leser von vornherein darauf hinzuweisen und gefaßt zu machen. Es gibt keine Landstraße für die Wissenschaft, und nur diejenigen haben, Aussicht, ihre lichten Höhen zu erreichen, die die Mühe nicht scheuen, ihre steilen Pfade zu erklimmen.“
Und das Erklimmen der lichten Höhen der Wissenschaften ist für Revolutionäre kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zum Zweck: Ein Mittel, um zu erkennen, wogegen sich unserer Kampf genau richtet, was Ursachen, Wirkungen und Mechanismen sind, unter welchen Bedingungen wir kämpfen und welche Strategien unter diesen Bedingungen wahrscheinlich erfolgreich sind – und welche nicht.
Im Vorwort zur deutschen Ausgabe schrieb ich daher: „Ich unterstelle natürlich Leser, die etwas Neues lernen, also auch selbst denken wollen.“
Und deshalb es auch kein Wunder, daß Ihr Euch mit de-konstruktivistischer Theorie schwertut – zumal, wenn sie nicht nur für ein ‚gutes politisches Gewissen’ bei der nächsten queer Party sorgen, sondern revolutionäre Praxis anleiten soll.
Selber denken und neues Lernen ist anstrengend!
Ich tue mich manchmal auch schwer mit heutiger wissenschaftlicher und philosophischer Textproduktion.
Aber eines scheint mir doch mittlerweile klar zu sein, auch wenn es mir selbst im 19. Jahrhundert alles andere als klar war:
Genosse „kein plan“, Du schreibst: „aber ich verteh nicht warum es nun neben dem ganzen antideutschenrumstreitereien jetzt noch eine weiter spaltung dazu kommen muss…ein aufruf zur männerfeindlichkeit….
gibt es nicht genug wichtiger feindbilder die angegriffen werden können … egal welches hautfarbe, welcher glaube, welches geschlecht..es geht um denn respekt der menschen untereinander“
So ähnlich hatte der „wahre“, deutsche Sozialismus meiner Zeit in Bezug auf das Klassenverhältnis argumentiert. Friedrich Engels und ich hielten dieser deutschen Harmoniesucht entgegen:
„Und da sie [die französische sozialistisch-kommunistische Literatur] in der Hand des Deutschen aufhörte, den Kampf einer Klasse gegen die andre auszudrücken, so war der Deutsche sich bewußt, die ‚französische Einseitigkeit’ überwunden, statt wahrer Bedürfnisse das Bedürfnis der Wahrheit und statt der Interessen des Proletariers die Interessen des menschlichen Wesens, des Menschen überhaupt vertreten zu haben, des Menschen, der keiner Klasse, der überhaupt nicht der Wirklichkeit, der nur dem Dunsthimmel der philosophischen Phantasie angehört.“
Wir hatten diese deutsche Ummodelung der französischen Theorie damals, eine ‚Entmannung’ genannt – ein Sprachgebrauch, den uns Eure Flugi-Verteiler und Transpi-Träger sicherlich nicht durchgehen lassen würden. ;-) Aber auch ohne Macho-Metaphorik ist klar, revolutionäre Praxis braucht jedenfalls ein Minimum an Schärfe, Stärke und Eindeutigkeit: Herrschende und Ausbeutenden einerseits und Beherrschte und Ausgebeutete sitzen nicht im gleichen Boot.
Friedrich Engels und ich verfochten dies damals in Bezug auf das Klassenverhältnis. Daß dies ganz genauso auch für die anderen Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse gilt, war uns dagegen nicht so klar.
Aber wie mein eingangs zitierter russische Schüler ebenfalls und zurecht sagte:
„Wir betrachten die Theorie von Marx keineswegs als etwas Abgeschlossenes und Unantastbares; wir sind im Gegenteil davon überzeugt, daß sie nur das Fundament der Wissenschaft gelegt hat, die die Sozialisten nach allen Richtungen weiterentwickeln müssen, wenn sie nicht hinter dem Leben zurückbleiben wollen.“
In diesem Sinne, Genossen, kümmert Euch um die De-Konstruktion und das Geschlechterverhältnis!
Rückantwort von „kein plan“ an juhvnka
danke an juhvnka
kein plan 14.08.2011 – 15:29
ja stimmt ich hab über diese problematik überhaupt kein basiswissen.
und deswegen erst mal danke für dein vertändnis und die rücksicht mir die thematik näher zu bringen.
also verteh ich das richtig…also das es biologisch menschen gibt die männer sind und menschen die frauen sind…und hmm..es gibt doch auch menschen die was dazwischen sind..oder?
aber es geht um die rollenbilder…also..das ein mann stark sein muss und eine frau weich…ist das so…also mit mänlichkeit angreifen versteht man die rollenbilder was damit in einklang gebracht werden…ist das ungefähr richtig? also so grob die basis?
weil…dann leuchtet mir das ein…und seh das genau so…also die basis
danke das du dir die zeit genommen hast und mit ernst die frage versucht hast für mich verständlich zu machen…solche diskusionen oder solch ein umgang würde ich mir mehr wünschen auf den indy seiten…
und nur so kommen wir einer anderen welt näher…mit respekt
Antwort auf die Rückantwort
@ „juhvnka“ und „kein plan“
Ich denke auch, daß „juhvnka“ gut erklärt hat, worum es politisch im Kern geht. Daß die ‚Biologie-Frage’ (auch) unseres Erachtens ein Nebenschauplatz ist, hatten wir ja schon in dem Flugi (http://media.de.indymedia.org/media/2011/08//313936.pdf) geschrieben.
„kein plan“: „also verteh ich das richtig…also das es biologisch menschen gibt die männer sind und menschen die frauen sind…und hmm..es gibt doch auch menschen die was dazwischen sind..oder?“
„das es biologisch menschen gibt die männer sind und menschen die frauen sind“, würden vermutlich nicht alle (De)KonstruktivistInnen unterschreiben. Ich für meinen Teil würde das schon unterschreiben – nur ist das, wenn wir über Politik und über Gesellschaftstheorie diskutieren, weitgehend irrelevant.
Wenn wir von der „Abschaffung der Geschlechter“ und die vorrangige „Abschaffung der Männer“ sprechen, dann geht es um die Abschaffung der entsprechenden gesellschaftlichen Positionen und Praxen; nicht um Eingriffe in Anatomie oder Chromosomen.
Das Patriarchat ist ein gesellschaftliches und kein biologisches Phänomen!
„kein plan“: „aberes geht um die rollenbilder…also..das ein mann stark sein muss und eine frau weich…ist das so…also mit mänlichkeit angreifen versteht man die rollenbilder was damit in einklang gebracht werden…ist das ungefähr richtig?also so grob die basis?“
Ja, das läßt sich im Groben so sagen. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß Geschlechterrollenbilder im historischen Verlauf und im interkulturellen Vergleiche nicht starr, sondern im erheblichen Maße flexibel sind (das läßt sich bspw. am Geschlechtswechsel von Berufen sehr anschaulich zeigen [Sekretär, Sekretärin, Bleisetzer, Computersetzerin usw.] –
entscheidend am Patriarchat ist, daß – egal wie die „Bilder“ inhaltlich genau aussehen – es immer wieder zur Unterordnung der weiblichen unter die männliche Position kommt.
„Umfangreiche Studien vor allem aus dem Bereich des Arbeitsmarktes und der Professionen belegen, dass das, was jeweils als männlich bzw. weiblich gilt, nicht feststeht, sondern in Aushandlungsprozessen begründet wird (Maruani 1997, Neusel/ Wetterer 1999). Gildemeister und Wetterer bezeichnen diese Aushandlungsprozesse als „Umschrift der Differenz“ (Gildemeister/ Wetterer 1992, 223). In der Regel gehen sie mit einer Hierarchisierung zu Gunsten von Männlichkeit einher. Zugleich zeigen diese Untersuchungen, dass innerhalb der einzelnen Professionen von den Männern spezifische Männlichkeitsideale entworfen werden.“
Gildemeister, Regine/ Wetterer, Angelika (1992): Wie Geschlechter
gemacht werden. Die soziale Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit und ihre Reifizierung in der Frauenforschung. In: Knapp, Gudrun-Axeli/Wetterer, Angelika (Hg.): Traditionen Brüche, Freiburg (i. Br.), S. 201-254
Maruani, Margaret (1997): Die gewöhnliche Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. In: Dölling, Irene/ Krais, Beate (Hg.): Ein alltägliches Spiel, Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis, Frankfurt am Main, S. 48-74
Neusel, Aylã/ Wetterer, Angelika (Hg.) (1999): Vielfältige Verschiedenheiten. Geschlechterverhältnisse in Studium, Hochschule und Beruf. Frankfurt am Main/ New York
(Quelle: http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Texte_18.pdf
Butler ist ja schon sehr dämlich, aber so dämlich auf die Idee zu kommen die biologische Differenz zwischen Männern und Frauen, die sich an jedem FKK-Strand begutachten lässt zu negieren ist sie nicht. Butler richtet sich in diesem Zitat nur gegen eine essentialistische Sicht auf den Mann an sich und hier wird es ihr offensichtlich auch nicht in erster Linie um Biologie gehen.
Ich weiß nicht, wie Du auf diesen vulgärdekonstruktivistischen Trichter gekommen bist. Das ist in meinen Augen schon gar keine diskutable These mehr.
Es gibt eine biologische Differenz, die sich an der Linie Mann/Frau festmachen lässt. Es gibt die Möglichkeit seinen Körper operativ so umzuarbeiten, dass er mehr dem nicht ursprünglichen Geschlecht gleicht, auch gibt es Körper, die sich nicht eindeutig in das binäre Schema einteilen lassen und natürlich wirken soziale Umstände auf den Körper zurück. Aber für 99 % aller Menschen gilt, dass sie relativ eindeutig durch diese Klassifikation definiert sind. Die Abschaffung von Männern zu fordern ist eben nicht die Aufforderung zur Dekonstruktion des „schuldigen MannSeins“, vulgo Männlichkeit, sondern ein recht unverhohlener Aufruf zur Vernichtung der Körper und damit einer zur Vernichtung der Menschen.
Welche These meinst Du denn?!
Das ist ja nun gerade unsere These – daß die Biologie ein Nebenkriegsschauplatz ist:
Klar gibt es biologische Unterschiede zwischen konkreten Individuen, die ggf. mit einander verglichen werden – aber es gibt auch biologisch keine strikte Zweigeschlechtlichkeit (http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/08/26/gibt-es-ausschliesslich-zwei-geschlechter/) . – Genau diese Differenzierung macht den Unterschied zwischen ‚Vulgärdekonstruktivismus‘ und De-Konstruktion.
Eine Antwort auf den zweiten Absatz erübrigt sich damit, oder?
Es gibt auch keine strikte Trennung zwischen einem Rinnsal und einem Bach, einer Regenschauer und einem Gewitter, zwischen einem Kleinkind und einem Kind.
Die Welt ist kein Computerspiel, wo alles 0 oder 1 ist. Die Welt ist analog und über die analogen Erscheinungen stülpt der soziale Mensch seine Kategorien.
Und der zentrale Punkt, den die Anhänger der Postmodernen Theorien intellektuell partout nicht nachvollziehen können, ist, dass die Menschen diese Kategorien nicht aus Willkür so und nicht anders geprägt haben, sondern weil sie zu einem bestimmten Zeitpunkt der menschlichen Entwicklungsgeschichte die plausibelsten waren (und wie im Fall von Mann und Frau auch heute noch sind). Es haben sich in erster Linie diejenigen durchgesetzt, die dem Menschen am besten halfen, die Erscheinungen der Natur zu fassen.
Diese Kategorisierung daran zu blamieren, wie es auch Butler tut, dass sie nicht eindeutig trennend sind, ist peinlich.
Das mag sein – aber es gibt auch keine Leute, die behaupten, es gäbe nur Ströme und Rinnsäle – und keine anderen fließenden Gewässer. Gegen einen dertigen Reduktionismus, wie er im Falle des Geschlechterverhältnisses aber fälschlicherweise als ‚biologische Tatsache‘ behauptet wird, wenden wir uns / wendet sich die De-Konstruktion von sex (biologischem Geschlecht).
Ja, aber es ist in der BRD das Personenstandsgesetz (nicht wir!), das so tut, als ob es nur 0 und 1 (*) – nur eindeutige F und eindeutige M – und nichts anderes gäbe.
Meiner Überzeugung nach wäre allerdings auch nichts damit gewonnen, würden im Personenstandsgesetz weitere Geschlechter anerkannt – denn, wie Butler sagt:
„Die Aufgabe besteht infolgedessen [daß jede Konstituierung eines Subjekts mit einer Ab- und Ausgrenzung einhergeht, d. Vf.In] nicht darin, Subjektpositionen im existierenden Symbolischen, im derzeitigen Bereich der Kulturfähigkeit, zahlenmäßig zu vervielfachen, […]. Die Vervielfachung von Subjektpositionen auf einer pluralistischen Achse hätte die Vervielfachung ausschließender und erniedrigender Schritte zur Folge, […].“ (Judith Butler, Körper von Gewicht, Berlin Verlag: Berlin, 1993/94, 156).
Das mag schon sein – und gilt jedenfalls für die verschiedenen Formen von Klassengesellschaften ebenfalls – nur ist damit kein Ende der Geschichte erreicht.
(*) Und was uns anbelangt, so betonen wir zwar den antagonistischen Charakter auch des Geschlechterverhältnisses – was uns allerdings (genauso wie in Bezug auf den Klassenkampf) nicht hindert einzusehen, daß eine flexible Bündnispolitik notwendig ist, wie Lenin ausführte:
„Einen mächtigeren Gegner kann man nur unter größter Anspannung der Kräfte und nur dann besiegen, wenn man unbedingt aufs angelegentlichste, sorgsamste, vorsichtigste, geschickteste sowohl jeden, selbst den kleinsten ‚Riß‘ zwischen den Feinden, […] als auch jede, selbst die kleinste Möglichkeit ausnutzt, um einen Verbündeten unter den Massen zu gewinnen, mag das auch ein zeitweiliger, schwankender, unsicherer, unzuverlässiger, bedingter Verbündeter sein. Wer das nicht begriffen hat, der hat auch nicht einen Deut vom Marxismus und vom wissenschaftlichen, modernen, Sozialismus überhaupt begriffen. […]. ‚Die politische Tätigkeit ist nicht das Trottoir des Newski-Prospekts‘ (das saubere, breite, glatte Trottoir der schnurgeraden Hauptstraße Petersburgs), pflegte schon N.G. Tschernyschewski, der große russische Sozialist der vormarxschen Periode, zu sagen.“ (http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1920/linksrad/kap08.html)
Nur würde ich sagen (und vermute mal, die anderen Transpi-Verantwortlichen würden mehr oder minder zustimmen): Für eine derartige flexible, geschickte Bündnispolitik (z.B. bspw. mit Männern, die immerhin nicht vergewaltigen, oder mit Trans-Wesen, wie mir) bedarf es gut befestigter feministischer FrauenLesben-Stützpunkte – eines Separatismus als taktische Option (S. 69 f.).
Siehst Du, wo Dein Argumentationsfehler liegt? Es gibt wahrscheinlich keine Leute, die behaupten, es gäbe etwas zwischen einem Rinnsal und einem Bach.
Dein Argument wäre richtig, wenn jetzt ein grünes, dreibeiniges, fünf Meter großes Wesen auftauchen würde, was aber eindeutig menschlicher Abstammung ist. Wenn dann eine Meldebehörde herginge und dieses Wesen als Frau klassifizieren würde, dann könnte man natürlich argumentieren, dass die Menschen ja neben einem Rinnsal und einem Bach ja auch noch Flüsse und Ströme kennen und das binäre Schema an dieser Stelle nicht mehr sinnvoll verwendbar ist. Solange dieses grüne Wesen noch nicht da ist und es nur darum geht, dass wie bei allen analogen Phänomenen die Klassifikation nie ganz exakt ist, weil es immer etwas dazwischen gibt, was man nicht eindeutig dem einen oder dem anderen zuordnen kann, solange macht es Sinn diese Klassifikation beizubehalten, sofern es auf 99 % zutrifft und deshalb die Welt ganz gut beschreibt. Es wäre aber sinnvoll auch die Möglichkeit zu sehen, dass die Klassifikation nicht immer zutrifft und in solchen Fällen ein „nicht bestimmbar“ in den Pass zu schreiben, statt eine geschlechtlichen Zwangszuweisung vorzunehmen.
Das Problem von Butler, wie Du als Leninist vielleicht nachvollziehen wirst, ist es ganz linksliberal Dinge zu kritisieren, die in herrschenden Verhältnissen durchaus Sinn ergeben oder sogar eine gewisse Notwendigkeit besitzen. Sie verbleibt aber auf dieser Ebene, weil für sie die Überwindung dieser Verhältnisse nicht in Frage kommt. Dass in anderen Verhältnissen diese Fragen von Geschlechtskategorisierung vielleicht mal keine Rolle mehr spielt, kann ich mir zumindest bis zu einem gewissen Grad gut vorstellen, so viel zum Ende der Geschichte.
Auch dies mag sein. Nur verhalten sich „Männer“ und „Frauen“ – angesichts von Intersexuellen – zu einander wie „Ströme“ und „Rinnsale“ und nicht wie „Bäche“ und „Rinnsale“.
Nur liegen die Schätzungen für den Bevölkerungsanteil von Intersexuellen deutlich über ein Prozent. Wie ‚Zufallsfunde“ bei doping-Tests von Sportlerinnen zeigen, dürfte es eine erhebliche Dunkelziffer geben, da ‚Unstimmigkeit‘ zwischen äußeren Geschlechtsmerkmalen und Chromosomen i.d.R. gar nicht und ‚Unstimmigkeiten‘ zwischen äußeren und inneren Geschlechtsmerkmalen auch nur bei speziellen Untersuchungen auffallen. Die Geschlechtsbestimmungen bei Geburt erfolgen allein nach äußerem Augenschein.
Ich bin perspektivisch eher für eine vollständige Streichung von Geschlechtsangaben in Pässen und Geburtsurkunden, was allerdings auf absehbare Zeiten schwierig ist, weil damit auch der Anknüpfungspunkt für Quotierungsregelung entfallen würde. Vgl. dort am Ende: http://media.de.indymedia.org/media/2011/06//310551.pdf.
Darf man mal fragen, ob „TaP“ oder „Zara“ weiblich sind, oder nicht?
Soll ich mal raten? Beide weiblich.
Weil als mann, siehst du die Dinge klarer, aber auf eine animalische Weise. Geschlecht(er) sind für den sexualtrieb. Aber nicht für viel mehr.
Lass uns froh sein, dass wir sie haben. Ob im Pass oder in der Hose, oder der Brust oder im Arsch. Eh, wir sind nicht so weit von den tieren weg, als dass wir dass nur mit dem Kopf betrachten können.
Kennt ihr das neue zeitalter? Da gibt es im Netz Sex für alle. Paare, Ehepaare, dann gibts da, das müsst ihr selber rausfinden. Das geschlecht braucht sex, sonst ist es unentspannt. Kenn ihr das nicht?
Dann scheint es ja vergebliche Mühe zu sein, zu versuchen, mit Männern zu diskutieren – denn Tiere diskutieren ja für gewöhnlich nicht.
„denn Tiere diskutieren ja für gewöhnlich nicht.“
Also das finde ich in doppelter Weise beleidigend. Für mich sind animalische Impulse durchaus erstrebenswert. Und von den meisten Tieren, wenn nicht sogar allen, haben ich eine hHchachtung und würde ihnen nicht abstreiten, irgendetwas nicht zu können, aber eben auf ihrer Ebene. (Bitte jetzt keine Scheindiskussion über Tiere.)
Darf man jetzt nicht geschlechtsbezogen etwas äußern? Aber offene Diskussionen zwischen den Geschlechtern sind immer schwierig, soviel will ich zugeben. Aber nur weil etwas schwierig ist, muss man nicht gleich den gegenüber diskreditieren und dadurch der Diskussion ausweichen.
Um’s rund herauszusagen: Nee, ich hab grad keinen Bock auf ne Soziobiologie-Diskussion.
Danke, TaP, dass du diese Realsatire stehen lässt. Schon
ist ja top, aber der Brüller ist echt:
Kartoffelkäfer können sicher auch Liebeslyrik verfassen, auf ihrer Ebene. Ihnen (??) abzustreiten, dass sie das nicht (???) können, würde sie vermutlich tödlich beleidigen. YMMD!