Transpi 1 (Erläuterung 1):
Transpi 2 (Erläuterung 2):
Aus meiner Untersuchung von 2004 zum Thema „Geschlechternormen-inkonforme Körperinszenierungen – Demokratisierung, De-Konstruktion oder Reproduktion des sexistischen Geschlechterverhältnisses?“:
„Judith Lorber schrieb 1995: ‚Der Feminismus hat sehr viel erreicht, aber das Allerschwerste – der Frontalangriff auf gender – steht uns noch bevor‘ (Lorber 1995/1999, 35).
Unsere eigene Forschung müssen wir dahingehend resümieren, daß auch die queer Bewegung – oder zumindest deren deutsche Ansätze, soweit sie Gegenstand der hiesigen Untersuchungen waren – dem Feminismus einen solchen Angriff nicht abgenommen haben. Es bleibt bei dem – für viele sicherlich ernüchternden – aber doch voraussehbaren Befund: Eine solche ‚Politik der Dekonstruktion‘ (ebd., 46) von Männer-Herrschaft wird von den Nicht-Männern (d.h. zuvorderst: den Frauen) geleistet werden, oder sie wird nicht stattfinden – und cross dressende Männer und ex-weibliche Jungs kommen für jenes Projekt allenfalls als sehr unsichere Bündnispartner in Betracht.
Diese Einsicht verlangt zugleich einen Bruch mit der im hiesigen Sample in den Interviews 6 und 16 besonders deutlich gewordenen anti-politischen Harmoniesucht (einer Harmoniesucht, die zugleich aber radikal individualistisch ist), und die auch im Hintergrund der Kritik aus vielen anderen Interviews am vermeintlichen Biologismus und Essentialismus der Frauenbewegung / des Feminismus und dem Unwillen (oder der Unfähigkeit), zur Hausarbeitsverteilung konkret Stellung zu nehmen, steht.
Es fehlt ein Begriff des Antagonismus – und folglich wird am Separatismus der Unterdrückten kritisiert, daß er dem ‚Gros der Gesellschaft‘ nichts bringe; daß er ignoriere, daß die Gesellschaft ‚noch nicht so weit‘ sei, auf die Herabsetzung der Frauen zu verzichten (I 16, Z. 1987, 1992, 2004). Wenn dies der Ausgangspunkt ist – wenn Ausgangspunkt ist, das ‚Gros der bestehenden Gesellschaft (so wie sie ist)‘ zu akzeptieren –, dann ist es allerdings nur konsequent, den Feminismus dafür zu kritisieren,
► daß dieser kein ‚grundsätzliche[s] Rolleninfragestellen‘ vornimmt, und daß ‚Feministinnen […] bestimmte Rollen und auch bestimmte Sachen‘ haben, die ihnen wichtig sind;
► daß sie Rollen nicht im Namen des anything goes, sondern im Namen von Herrschaftskritik kritisieren;
daß sie es unpassend finden, daß Personen, die sich nicht als Lesben und schon gar nicht als Frauen verstehen, sondern denen es recht ist, als Mann durchzugehen, in einem Frauenzentrum auftreten wollen (vgl. I 15); –
kurz: daß ihnen folglich – anders als Person 7 und 6 – nicht jede „Festschreibung“ (Z. 3103) und nicht jedes ‚Frontendenken‘ (Z. 560) zu wider ist, sondern daß sie kämpfen für die Unterdrückung der Männer als Mittel für die Erreichung einer Gesellschaft ohne Geschlechter; weil sie wissen, daß Herrschaft nicht verschwinden wird durch Pluralisierung der bestehenden (symbolischen) Ordnung, nicht verwinden wird, ohne daß auch die sozialen Gruppen, die durch diese Herrschaft konstituiert werden, das Feld der Geschichte räumen.“Judith Lorber, Gender-Paradoxien, Leske + Budrich: Opladen, 1999 (us-amerik. Originalausgabe: Yale University, 1995; ergänzt um ein Vorwort zur deutschen Ausgabe).
I. = Interview.
Z. = Zeile der Interview-Transkription.
Transpi-Malen: Heute (Mi., 10.08.2011), 14 Uhr.
Treffpunkt für die Demo: Samstag (13.08.2011), 14:45 Uhr, vor dem DGB-Haus, Kleiststraße / Keithstraße. -
Unabhängig von der hiesigen ‚männerfeindlichen Fraktionsmacherei‘ sucht der Berliner Slutwalk noch HelferInnen, die Aufgaben bei der Demo übernehmen:
► http://slutwalkberlin.de/post/7844212949/slutwalk-berlin-braucht-eure-unterstutzung
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