„[…] Und sind High-Heels, Miniröcke und Netzstrümpfe für Frauenbefreiung wirklich notwendig? Und warum finden die Slutwalks so großen Zuspruch sowohl unter jungen Frauen als auch in den Medien? Viele der Teilnehmer_innen hatten vor dem Walk mit Feminismus und Frauenrechten nicht viel am Hut.
Hier macht sich das mulmige Gefühl breit, dass die Märsche nur eine solch große Aufmerksamkeit bekommen, da sie ein gängiges, ebenfalls patriarchales Frauenbild transportieren – die neue selbstbewusste Frau ist sexy und stolz darauf. Was ‚Sex and the City‘ vorlebte ist jetzt in den Köpfen der meisten Menschen festverankert. Auch SpiegelOnline ist sofort auf den falschen Zug aufgesprungen. Dort war zu lesen: die Frauen marschieren für ‚ihr Recht sexy zu sein‘. Aber Halt, so ist das nicht! Es geht um das Recht ‚nicht vergewaltigt zu werden‘, ein Recht auf Sexiness braucht es nun wirklich nicht. […].“
Anmerkung:
Wer/welche vom einem ein Recht auf Sexiness redet, sollte zumindest auch von einem Recht auf Asexualität reden:
http://wirliebenkonsens.wordpress.com/2011/06/26/das-recht-nein-zu-sagen/ (vermutlich interessant, aber von mir noch nicht gelesen).
Auch der f.a.q.-Laden in Berlin sagt: „Asexualität ist meist negativ konnotiert, wird pathologisiert, gilt als unnormal und wird oft nicht mitgedacht. Das wollen wir nicht.“
Dass Slutwalks primär das „Recht auf Sexiness“ promoten, ist aber doch ein Missverständnis, dass sich leicht ausräumen lässt. Und ich weiß nicht, wie oft ich schon den Hinweis gelesen (und auf vielen vielen Fotos bestätigt gesehen) habe, dass es eben KEINE Kleiderordnung für die Walks gibt – gerade weil es so absurd ist, Vergewaltigungen mit bestimmten Outfits in Beziehung zu bringen, bilden Slutwalks eine Vielfalt möglicher Bekleidungsstile ab (nicht nur jeder einzelne Slutwalk, sondern auch bei den in verschiedenen Ländern stattfindenden Aktionen). Und es geht nicht nur um ein recht aus einvernehmlichen Sex, sondern generell um das Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Den Hinweis, Asexualität explizit aufzunehmen, finde ich aber gut – gab es schon einen diesbezüglichen Textvorschlag ans Slutwalk Berlin*-Orgateam?
*das offenbar momentan größte und vor allem aktivste hierzulande
Vielen Dank für den Kommentar.
Nein, Textvorschlag von meiner Seite jedenfalls nicht.
Ich kam auch noch nicht dazu, mich genauer mit den Slutwalks zu beschäftigten (weil ich vor allem mit der Elaborierung meiner Kritik am Berliner tCSD und dem queeren mainstream überhaupt beschäftigt war:
++ Umgang bei sexuellen Belästigungen auf transgenialen CSD
und
++ Themenübersicht – Kritik an der linksliberal-antifeministischen politischen Linie des transgenialen CSD (tCSD) in Berlin und des queeren mainstreams in der BRD überhaupt).
Ich war/bin nur von Leonies Kommentar bei Mädchenblog begeistert, weil er mir nicht auf dieser allgemeinen, undifferenzierten und häufig auch demagogisch gegen andere feministische Strömungen eingesetzten Welle von „sex positive“-Begeisterung mitschwimmt.
Im übrigen – zum Thema der Slutwalks lesenswert:
Die Macht der (prominenten) Männer
von TERRE DES FEMMES am 31.05.11
WORD! Kaum eine andere Variante von (Nicht-)Sexualität ist so mies angesehen, kann so ungestraft lächerlich gemacht werden, mit dem ganzen normativen Arsenal, das auch von Homophobie etc. bekannt ist, dort aber stärker geächtet ist: Unnatürlich, krank, frigide, alte Jungfer, muss mal richtig durchgev….. werden…
Wäre mal interessant, nach den Ursachen zu gucken, also jenseits von Moralismen wie „sexualisierte Gesellschaft“. Liegts an der Verknüpfung von Sex und Leistungsdenken? Mir scheint aber auch, dass asexuelle Frauen aggressiver verachtet werden als Männer – Ausdruck männlicher Ansprüche auf Frauen als Sexualobjekte?
Im Gegensatz zu Homosexualität ist aber Asexualität nicht sichtbar. Man lehnt halt die Angebote ab, die man in vielen Fällen ohnehin ablehnen würde und kann sein Leben lang asexuell leben.
Diese Beschimpfungen werden ja nicht deshalb eingesetzt, weil angenommen wird, dass jemand wirklich asexuell ist, sondern nur, weil die Bezeichnete nichts mit dem Beschimpfenden haben will. Dieser erfasst das auch so, muss aber, um die Erfahrung der Ablehnung abzumildern, so tun, als wenn die andere Person generell kein sexuelles Bedürfnis hat.
Ich bedanke mich für die Verlinkung.
Aufgrund eines herumbiologisierenden Kommentars (sorry, find ich lächerlich) habe ich etwas über die nicht vorhandene Notwendigkeit von Physik für Orgasmen geschrieben:
„Ungefickte Physik“
http://thoughtsunderconstruction.wordpress.com/2011/07/17/ungefickte-physik/