Übersicht über meine Texte der letzten Tage und einige ‚passende‘, ältere Texte
Gliederung:
I. Hauptext
II. Zum politischen Kontext
III. Zur wissenschaftlichen Seite des Problems
IV. Zur strafrechtlichen Seite des Problems
V. Kleinere Neben-Texte
VI. Ältere Texte
I. Hauptext
- Nach dem Abgang des Symptoms – eine offenherzige Antwort an 30.000 dt. AkademikerInnen (mit zur Zeit 18 LeserInnen-Kommentaren)
Siehe zur politisch-strategischen Seite der Angelegenheit bes. die dortige FN 4:
„Sicherlich, wenn PolitikerInnen die BürgerInnen belügen, dann ist das nicht in Ordnung. Daß die PolitikerInnen ehrlich über das, was sie tun und vorhaben, sind, ist die Minimalvoraussetzung begründeter Wahlentscheidungen und damit die Minimalvoraussetzung von – wie auch immer verstandener Demokratie.
Aber sicher ist auch: Wer/welche es nicht versteht, Kriegslisten erfolgreich anzuwenden, ist keinE guteR KriegsministerIn – und auch ansonsten keinE guteR PolitikerIn. Das haben doch alle schon mal erfahren, die versucht haben, auf einem Partei- oder Gewerkschaftstag oder in einem akademischen Selbstverwaltungsorgan einen Antrag oder in einem Demo-Bündnis einen Vorschlag durchbringen: Das geht nicht ohne Haken und Ösen und Nebenabsprachen usw. (das müßte im übrigen auch einer allzu euphorischen Wikileaks-Verteidigung – von den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Assanger ganz zu schweigen – entgegengehalten werden).
Zur Ehrlichkeit gegenüber den BürgerInnen (und zu politischem Realismus) gehört auch offen (und ohne moralisierendem Unterton) auszusprechen, wie Politik funktioniert und funktionieren muß, solange Herrschaft (innerstaatlich und international) eine Realität ist (daß sie eine Realität ist, zeigt sich schon daran, daß sie staatsgewaltförmig organisiert ist).
Sicherlich ist das eine Problem – und das ist die Lehre aus dem ‚Real’sozialismus, aber auch aus dem sozialdemokratischen Reformismus und der grünen Realpolitik –, daß das eigene Handeln nicht zur Perpetuierung der in dieser (herrschaftlichen) Weise funktionierenden Verhältnisse beitragen darf.
Aber das andere Problem – und das ist die Lehre aus den früh-grünen, früh-Neue soziale Bewegungen und sponti-autonomen Basisdemokratie-Illusionen – ist, daß es unmöglich ist, die Reinheit des idealen Ziels schon heute zum 1:1-Maßstab des Handelns zu machen.
Die Schlimmsten sind allerdings die, die in der Rhetorik das reine Ideal predigen, aber sich in der eigenen Praxis nicht dran halten – und dieses Phänomen tritt leider nur allzu häufig in der personalisierenden Skandalierungsrhetorik des politischen und journalistischen Geschäfts auf.
Und diese Doppelmoral trägt nicht weniger zur Passivierung der BürgerInnen und damit zum Abbau von demokratischer Kontrolle bei als die oben erwähnte Unehrlichkeit von PolitikerInnen.
Der Kampf gegen das Symptom (den Skandal) statt gegen das System (den Normalfall), läßt die Ursache des Symptoms unberührt und bestätigt, die BürgerInnen in dem (Vor)urteil, daß Politik ein ‚schmutziges Geschäft’ ist, aktiviert aber nicht dazu, daß das System (die Ursachen) in Frage zu stellen.“ (fett-Setzungen nachträglich hinzugefügt)
Vgl. zur politisch-strategischen Seite auch noch meinen Kommentar:
„Ich hatte mich hier ja schon mehrfach als vehemente VerteidigerIn von Bündnispolitik und Kompromissen geoutet, aber ich hatte auch immer dazugesagt: bei voller Wahrung der Freiheit der eigenen Agitation und Propaganda.1
Viel besser wäre gewesen, einen gemeinsamen Brief zu verfassen, der sich auf die schlichte Rücktrittsforderungen beschränkt (dann wäre ich sogar als 30.001. hinzugekommen) – und dann gibt es dazu je unterschiedliche individuelle oder fraktionelle Begründungen.“
II. Zum politischen Kontext
III. Zur wissenschaftlichen Seite des Problems
- Contra sog. „Praxisrelevanz“ der Wissenschaft
- Rubbish und Rechtswissenschaft
- Leitlinien / Grundsätze / Prinzipien – die „wissenschaftlichen“ Sprechblasen des Bundesverfassungsgerichts
- Das vom Himmel gefallene Humboldt-Zitat
- Helmut Ridder zum Zustand der deutschen Rechtswissenschaft
- Kleiner Bericht aus der wissenschaftlichen Praxis: Probleme des Zitierens und der Zitat-Kontrolle (über meine Arbeit als HerausgeberIn)
- Antwort auf einen Einwand gegen meinen Aufruf zur offensiv-ironischen Verteidigung des Elfenbeinturms:
Nun ja, daß die Verteidigung des Elfenbeinturms offensiv-ironisch erfolgen solle, weil er eh keine Realität, sondern ein Pappkamerad ist, hatte ich ja geschrieben.
Mit der gebotenen Ironie möchte ich daran allerdings festen: Ja, der Elfenbeinturm war nie Realität und insofern magst Du mit Deiner Kritik „Herrschaftsdienlichkeit“ Recht haben.
Aber der Elfenbeinturm ist – ähnlich wie juristische Freiheit und Gleichheit – das bürgerliche Optimum, das unterhalb post-kapitalistischer Verhältnisse als anti-feudale Position zu haben ist.
Sicherlich: Der Elfenbeinturm bleibt – genauso wie juristische Freiheit und Gleichheit – von faktischen gesellschaftlichen Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnissen affiziert – spätestens bei der Frage der Finanzierung von wissenschaftlicher Arbeit; und letzteres gilt auch noch in post-kapitalistischen Verhältnissen.
Aber diese indirekte Herrschaftsdienlichkeit ist der direkten allemal vorzuziehen. Und selbst in post-kapitalistischen Verhältnissen kann die Aufhebung der relativen Autonomie der wissenschaftlichen (entsprechend: der künstlerischen etc.) Praxen von der politischen Praxis nur in wissenschaftliche, ästhetische und politische Katastrophen wie dem Lyssenkismus (vgl. 1, 2, 3), dem Sozialistischen Realismus und dem Stalinismus münden
IV. Zur strafrechtlichen Seite des Problems
- von MoreOrLess 03. März 2011 um 15:24 Uhr
- von Neoprene 03. März 2011 um 16:57 Uhr,
- von TaP 03. März 2011 um 23:24 Uhr
und
V. Kleinere Neben-Texte
- Weil lesen bilden kann…
- Moral, Politik und Wissenschaft
- Nach längerer Zeit der Inaktivität
- aus einer Diskussion mit Enivie bei Guttenplag:
Enivie: Ich sehe es etwas differenzierter: Guttenplags Vergehen betrifft durchaus auch die Wirtschaft und damit alle Bürger und ebenso auch das Ausland, denn wie bekannt wird heute vieles über Internet verkauft, z. B. E-Books, Musikdateien und andere geistigen Güter. Diese werden von ganz unterschiedlichen Berufsleuten angeboten und nicht primär von der Bildungselite. Guttenberg verstärkt den ohnehin schon bestehenden Datenklau im Internet und macht ihn noch hoffähiger. Das ist sein Verdienst bzw. den großen Schaden, den er angerichtet hat. Deshalb besteht auch durchaus ein öffentliches Interesse an Guttenbergs Urheberrechtsverletzungen und zwar auch bei vielen Normalarbeitern ohne Doktortitel. Der wirtschaftliche Schaden durch solche Antibeispiele ist enorm.
TaP: Allerwelt-Weisheiten sind weder wissenschaftiche Leistungen noch verdienen sie Schutz als „geistiges Eigentum“
Ja, selbstverständlich ist es nur fair, und insofern geboten, Leute, deren Formulierungen verwendet werden, auch zu nennen. (Außerdem entspricht, es ja in der Regel auch dem Eigeninteresse der zitierenden Person, die zitierten Leute zu nennen: Die AutorInnen, die ich überzeugend finden, sollen ja auch von anderen Leuten gelesen werden – und zwar mit ihrem ganzen Werk und nicht mit nur den paar Sätzen, die ich zitieren kann.)
Aber:
-- Ich halte wenig davon, das in der Terminologie von Klauen, Gütern (Eigentum) usw. zu diskutieren. Denn, dann sind wir bald da, daß auch für ein ordnungsgemäß ausgewiesenes Zitat eine Lizenzgebühr bezahlt werden muß. Und das ist nämlich die andere Seite der aktuellen Entwicklung: Die Privatisierung und Kommerzialisierung von Wissen durch private Datenbanken, die wissenschaftliche Veröffentlichungen erfassen und gegen Geld zugänglich machen, durch die Ausweitung von Patentrechten usw. – Die BürgerInnen finanzieren mit ihren Steuern die Forschung und der Gewinn wird privat eingestrichen.
-- Z.B. die aus der FAZ abgekupferte Einleitungs-Passage der Guttenberg-Diss.: „‚E pluribus unum‘, ‚Aus vielem eines‘ – so lautete das Motto, unter dem vor rund 200 Jahren die amerikanischen Staaten zur Union zusammenfanden, und dieses Motto ist programmatisch zu verstehen.“ usw. – Darin steckt doch weder bei der Erstautorin (ist ja auch nicht die Aufgabe eines Tageszeitungsartikels) noch bei Guttenberg irgendeine wissenschaftliche Leistung. Das ist blumig ausgeschmückt eine Allerwelts-Information, verbunden mit einer ohne Begründung bleiben starken Behauptung („ist programmatisch zu verstehen“ = muß … verstanden werden). Selbstverständlich wäre es trotzdem nett, die Erstautorin mit der blumigen Formulierungsgabe zu nennen – aber daran hängt die wissenschaftliche Qualität oder Nicht-Qualität der Guttenberg-Diss. nicht. Auch wer/welche eine dreihundertseitige Sammlung seiner/ihrer eigenen FAZ-Artikel, versehen mit stilistischen Überleitungen, einreicht, hat damit noch keine wissenschaftliche Arbeit eingereicht. Eine wissenschaftliche Arbeit erfordert eine Frage, Kriterien, nach der sie beantwortet werden soll, eine begründete Methode, nach der das Gegebensein oder Nicht-Gegebensein der Kriterien festgestellt wird, erfordert nicht nur zustimmendes Zitieren, sondern gerade auch das Zitieren und Kritisieren von Gegenauffassung; die Auseinandersetzung mit konkurrierenden methodischen und theoretischen Ansätzen.
Ist davon denn irgendetwas in der Guttenberg-Diss. und der abgekupferten Populärliteratur vorhanden? (Ich vermute nicht, hatte aber keine Gelegenheit sie zu lesen.) Falls nicht, dann ist das (und, daß das den Gutachtern nicht auffiel) doch der viel größere wissenschaftliche Schaden als die fehlenden Fußnoten.
VI. Ältere Texte
- [Gegen Empirismus und Idealismus]
- Foucault und die Wahrheit
- Konvergenzen des wissenschaftstheoretischen Relativismus
- Wissenschaft – Ethik – Politik
- „Sozialistischer Humanismus“, autonomer Humanismus oder gar kein Humanismus?
- Wahrheit ist weder das, was den ‚Betroffenen‘ selbst dünkt, noch was sich die TheoretikerInnen wünschen, sondern das, was der Realität entspricht
- Der Subjektivismus und Idealismus des mainstreams Qualitativer Forschung und die Kritik (nicht nur von Witzel) daran (= Abschnitt 2 des dortigen Textes)
- Der Relativismus des mainstreams Qualitativer Forschung und die Kritik von Witzel daran (= Abschnitt 3 des dortigen Textes)
- Vgl. bspw. http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/09/03/lenin-antwort-der-antidemokratischen-aktion/. [zurück]
Eher unspannend und über weite Strecken grundfalsch.