(Vgl. http://maedchenblog.blogsport.de/2010/11/04/1114/#comment-47411)
1. Daß es verschiedene Feminismus-Verständnisse gibt, heißt nicht, daß es keinen Unterschied zwischen feministischen und nicht-feministischen Praktiken gibt.
2. Der Tag, wo ich Julinoirs Wieder-Verschwesterungsangebot annehme werde („bis du in der Lage bist, dein verletzendes und diskriminierendes Verhalten zu reflektieren.“) wird nicht kommen. Auch unsere eigenen Praxen stehen nicht außerhalb der Kritik. Diesbzgl. bin ich in der Tat ‚verbohrt‘ und „dogmatisch“.
Und das ist in der Tat die zentrale Frage, die schon bei der letztjährigen BDSM-Diskussion beim Mädchenblog zur Debatte stand: Dürfen sexuelle Praxen nicht kritisiert werden, weil sie Sex, weil sie privat sind? Ist derartige Kritik per se verletztend und unzulässig? Oder gibt es sehr wohl legitime politische Kriterien (die über den bloßen Konsens der unmittelbaren Beteiligten hinausgehen) für die Beurteilung von sexuellen Praxen?1
3. Da BSDM meiner Überzeugung nach (mit kleinen Ausnahmen, die aber in den bisherigen Diskussionen von den BDSM-VerfechterInnen nie konkretisiert wurden [s. noch mal die Beiträge zu Ironie und Brechungen]) das HERRSCHENDE Verständnis von Sexualität reproduziert, sehe ich mich auch in keiner Weise verpflichtet BDSM-VerfechterInnen eine Definitionsmacht darüber zuzugestehen, ob meine Kritik an BDSM „diskriminierend“ ist.2
- Diese Fragen wurden schon im vergangenen Jahr vom Mädchenblog nicht kollektiv beantwortet. Der Ausschluß der seinerzeitigen Autorin „Mirabella“ erfolgte nicht wegen deren Ent-Politisierung des Sexuellen, sondern wegen Kommentaren, die sie vorher zu anderen Themen abgegeben hatte: „leider war uns nicht bewußt, daß Mirabella sich in den Kommentaren schon – unter dem Nickname „lili“ – an Diskussionen beteiligt hat, und das mit Positionen, die wir vom Mädchenblog unter keinen Umständen (mit-)vertreten möchten. Daher wird Mirabella als Autor_in gelöscht.“ [zurück]
- PS.: Für den Mädchenblog-Leser mit der Leseschwäche – der DUDEN schreibt: ‚jemanden […] unterschiedlich behandeln und damit in den Augen der anderen herabsetzen“. Welche unterschiedliche ‚Behandlung‘ von BDSM-lerInnen und Nicht-BDSM-lerInnen nehme ich denn vor? Liegt meine kolossale Diskriminierungs-Handlung darin, daß mich an BDSM-Handlungen nicht beteilige? -
Der gleiche Leser schreibt: „so etwas wie feministischen (genauso wie revolutionären) sex gibt es nicht. wenn überhaupt(!), so ist doch nicht die handlung das feministische, sondern die reflexion darüber.“ – Deutschland – das Geistesland: Die Gedanken sind (so halbwegs) frei (aber ‚zu radikal‘ sein dürfen sie auch nicht), aber die Handlungen danach ausrichten – oh welch‘ furchtbares terroristisches – um nicht zu sagen: materialistisches – Ansinnen.
Ich bin gespannt, ob dieser Abgesang für feministische Praxis dort unwidersprochen stehen bleibt…
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