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Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Stellungnahmen1 zu Judith Butlers Weigerung von vor rund zehn Tagen, den ihr angetragenen Zivilcourage-Preis anzunehmen. Außer der Erklärung von Suspect, die ich am Wochenende der geplatzten Preisverleihung bereits zitiert hatte, die aber auch nicht Bezug nimmt auf konkrete Äußerungen aus dem CSD-Spektrum, wird Butlers Rassismus-Vorwurf in keiner dieser zahlreichen Stellungnahmen mit konkreten Argumenten, geschweige denn Belegen untermauert.
I.
Dies ist umso verwunderlicher, als nicht nur mir aufgefallen ist, daß Butlers Kritik – so berechtigt sie im Grundsatz sein dürfte und so schwierig es für sie selbst von Berkeley aus sein dürfte, ihre Kritik mit konkreten Belegen/Zitaten zu illustrieren – doch etwas in der Luft hängt.
Auf der Seite der Kampagne „IWWIT – ich weiß was ich tu“ („Und, wie sieht’s bei dir aus? Weißt du immer, was du tust, wenn es um den Schutz vor HIV und Aids geht?“) heißt es:
„Sie [Butler] hatte es in ihrer schriftlich vorbereiteten Rede […] bei eher allgemein gehaltenen Aussagen belassen. Warum der Berliner CSD in ihren Augen mit Projekten kooperiere, die sich rassistisch geäußert hätten, erklärte sie nicht.
Viele CSD-Besucher empfanden Butlers Rede daher als dürftig. Von einer renommierten Denkerin hätte man zumindest eine differenzierte Begründung erwartet, hieß es. Zumal Butler nach der Preisverleihung, die keine war, rasch das Weite suchte. Hintergrund des Rassismus-Vorwurfs ist vermutlich ein alter Streit in der Berliner Szene: Das Anti-Gewalt-Projekt Maneo, das zum schwulen Info- und Beratungszentrum Mann-O-Meter gehört, hat in seinen Angaben über die Täter bei antischwuler Gewalt immer wieder auch Angaben über deren Migrationshintergrund gemacht. […]. Aber wie gesagt: Diese Debatte, die eine differenzierte und verantwortungsbewusste Diskussion verlangt, wurde auf der CSD-Bühne nicht ausdrücklich erwähnt.“
Insofern liegt es nahe, wie Antje Schrupp in ihrem feministischen blog „Aus Liebe zur Freiheit“ zu schlußfolgern, daß die Sache „leicht auf eine moralische Schiene hinaus“ laufe. Antje führt weiter aus, das führe „zu einer Konkurrenz darum, wer radikaler ist und mehr Recht hat als die anderen.“ Letzteres finde ich nun meinerseits durchaus unproblematisch.
Aber problematisch ist, daß die Ansprüche auf Radikalität und Recht haben nicht mit mehr Belegen und Argumenten untermauert werden.
Judith sagte: „einige der VeranstalterInnen haben sich explizit rassistisch geäußert beziehungsweise sich nicht von diesen Äußerungen distanziert.“
Zumindest den in die Berliner Diskussion involvierten Gruppen sollte es doch wohl möglich sein, klar zu benennen: Wer/welche hat wann was gesagt? Warum soll das rassistisch sein? Und wer/welche hat es versäumt, sich von den umstrittenen Äußerungen zu distanzieren? (vgl. Nr. 3. der Anm.). Und in welcher Beziehung stehen diese Leute zum CSD bzw. den PreisverleiherInnen? Warum gibt es auch jetzt, rund 1 ½ Wochen nach dem Ereignis, immer noch kein Dossier/Pressemappe o.ä. dazu (vgl. dort)?
II.
Mädchenmannschaft-Leser Andreas hat sich jetzt die Mühe gemacht, zumindest mal drei links zum Stand der Debatte vor Judith Butlers Intervention zusammenzustellen:
Ein Artikel bei queer.de über Äußerungen des Pressesprechers des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) Berlin-Brandenburg, ein Text auf der vom LSVD-Bundesverband betriebenen Seite homosexualitaet.de und ein kritischer Artikel des blogs darkmatters. On the ruins of imperial culture.
Welche Rolle der LSVD in der Vorbereitung des Berliner CSD spielt, erklärt auch Andreas nicht; sicherlich wird der LSVD daran irgendwie beteiligt sein. Wie genau das Verhältnis zwischen beiden Strukturen juristisch (Ist der LSVD Mitglied des CSD e.V.?), personell (Sind LSVD-FunktionärInnen konkret verantwortlich an der Vorbereitung des CSD als ganzem beteiligt gewesen oder waren sie nur für einen etwaigen LSVD-Wagen zuständig?) und politisch (Gab es gemeinsam unterschriebene Aufrufe u.ä.?) ist, wäre aber schon wichtig, um beurteilen zu können, ob erwartet werden kann, daß sich der CSD ggf. von irgendwelchen – eher abgelegenen – LSVD-Pressesprecher- und homepage-Äußerungen distanziert.
1. Kommen wir zum Inhalt der von Andreas genannten Texte. Ich fange mit dem zweiten an. Er steht – wie gesagt – auf einer vom LSVD-Bundesverband betriebenen Seite.
a) Dort kann ich gar keinen Rassismus oder Anflug von Rassismus erkennen. Denn in dem Text geht es ausschließlich um Religionen – und diese werden dort nicht ethnisch oder national zugeordnet. Wenn dort von „Islam“ die Rede ist, ist also auch der weiße, deutsche Muslime mitgemeint; und wenn dort von christlichen Kirchen die Rede ist, dann ist auch die schwarze, nicht-deutsche Christin mitgemeint.
Es wäre also in Bezug auf diesen Text allenfalls von Islamophobie und Antiislamismus zu reden.
b) Andreas zitiert aus diesem LSVD-homepage Text:
„Im Islam gibt es keine vergleichbare theologische Diskussion über Homosexualität. Die konventionelle islamische Bewertung von Sexualität geht von einem klaren Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern aus: männliche Dominanz und weibliche Unterordnung. Die Ehe ist auf Fortpflanzung angelegt und folgt keinem Ideal der romantischen Liebe nach westlichem Verständnis.“
Im Originaltext geht es danach u.a. wie folgt weiter: „Der persönliche Glaube sieht das oft anders. Viele Muslime verstehen den Islam als eine tolerante Religion. Der individuelle Gott kann gnädiger sein, als mancher Imam verkündet. In einer Radiosendung drückte das ein junger Schwuler türkischer Herkunft so aus: ‚Also ich weiß, daß der Islam sehr tolerant ist und ich denke mir, daß da auch ein Platz für Schwule sein kann.’“
Zu der Art und Weise, in der Andreas zitiert, würde ich schon mal sagen: Auch die halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge. Der LSVD nimmt auf alle Fälle Muslime schon mal differenzierter wahr, als Andreas mit seinem verkürzten Zitieren suggeriert.
c) Gucken wir uns trotzdem die drei von Andreas zitierten Sätze an; was er an ihnen auszusetzen hat, verrät er uns nicht.
Ich zitiere noch einmal Satz für Satz:
► „Im Islam gibt es keine vergleichbare theologische Diskussion über Homosexualität.“
Sehen wir uns also an, was in dem Text vor dem Absatz zum Islam steht, damit wir das „vergleichbare“ beurteilen können:
Es geht los mit einem allgemeinen Absatz zum Christentum: „Ist Homosexualität denn nicht Sünde? Viele Menschen lehnen Schwule und Lesben aus einer christlichen Überzeugung heraus ab. Über viele Jahrhunderte haben die Kirchen Homosexualität unter Berufung auf die Bibel verurteilt. Heute glauben viele Theologen, daß die Bibel keinerlei Verdammung gleichgeschlechtlicher Liebe im heutigen Verständnis enthält.“
Dann kommt ein Absatz über die Katholische Kirche: „Die Katholische Amtskirche hält an ihrer Ablehnung von Homosexualität fest. Allerdings betont selbst der Vatikan – vielleicht etwas scheinheilig –, es sei ‚nachdrücklich zu bedauern, daß homosexuelle Personen Objekt übler Nachrede und gewalttätiger Aktionen waren und weiterhin noch sind.’ Für den Vatikan gilt aber: ‚Einzig und allein in der Ehe kann der Gebrauch der Geschlechtskraft moralisch gut sein.’ Die homosexuelle Veranlagung selbst wird zwar nicht als sündhaft angesehen, wohl aber das homosexuelle Verhalten. Der Weltkatechismus nennt gleichgeschlechtliche Handlungen eine ‚Abirrung’, die ‚in keinem Fall zu billigen’ sei. Freilich wollen längst nicht mehr alle katholischen Theologen, Priester und Bischöfe der harten Haltung des Papstes folgen. Basisbewegungen wie das ‚Kirchenvolksbegehren’ wenden sich gegen die Verurteilung von Homosexualität.“
Dann folgt, unmittelbar vor dem Absatz zum Islam, ein Absatz zur Evangelischen Kirche: „In den Evangelischen Kirchen ist die Diskussion viel weiter. Zwar gibt es auch dort noch Stimmen, die Homosexualität als Verstoß gegen ‚Gottes Wort’ betrachten. Die Tendenz geht aber in eine andere Richtung. Die Evangelische Kirche im Rheinland hat sich ausdrücklich von ‚zwei Jahrtausenden schlimmster … Verfolgungen homosexuell liebender Menschen durch die Kirche’ distanziert. Sie hat zudem beschlossen, ‚Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Pfarrerinnen und Pfarrer wegen ihrer Homosexualität nicht zu benachteiligen’. Die Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen formulierte es als ‚Aufgabe der Kirche’, dazu ‚beizutragen’, daß Lesben und Schwule ihre besondere Prägung ohne Furcht öffentlich machen können und daß homosexuelle Beziehungen nicht versteckt werden müssen.“
Was läßt sich danach sagen?
-- In dem Satz, „In den Evangelischen Kirchen ist die Diskussion viel weiter.“, klingt ein gewisses, nicht näher ausgewiesenes geschichtsphilosophisches Fortschrittsmodell an, dem sich bspw. die Fragen entgegenhalten ließen: Gemessen woran „weiter“? Und wo kommt der Maßstab her / wie wird er gerechtfertigt? Und ist in dem „weiter“ nicht ein lineares Geschichtsverständnis impliziert?
Dazu ließe sich in einem philosophischen Aufsatz vieles sagen, aber wie sich in einem knappen (insg. 7 Absätze umfassenden) politisch-journalistischen Text die Metaphorik von ‚Fortschritt’ und ‚Rückschritt’ und ein chronologisches Zeitverständnis (früher – später; zum gleichen Zeitpunkt schon weiter oder weniger weit in Bezug auf die Erreichung eines politischen Ziels, hier: die Nicht-Stigmatisierung von Homosexualität) bewerkstelligen lassen soll, wüßte ich schon mal gerne.
-- Diese Fortschritts-Konzeption wird in einem Vergleich von katholischer und evangelischer Kirche in Anschlag gebracht.
-- Und erst später kommt der Satz zum Islam: „Im Islam gibt es keine vergleichbare theologische Diskussion über Homosexualität.“
Dieser Satz nun wirft zunächst einmal die faktische Frage auf: Gibt es von islamischen Instanzen (in Deutschland) ähnliche Erklärungen, wie sie der Text von den Evangelischen Kirchen in Rheinland und Westfalen zitiert? Ich weiß es nicht.
-- Sollte es ähnliche Erklärungen geben, wäre weiter zu fragen, ob es sich um einen schlichten Irrtum in dem LSVD-Text handelt (daß er solche Erklärungen nicht erwähnt), der auf entsprechenden Hinweis korrigiert wird. Oder handelt sich um eine korrektur-resistente, verfestigte Verurteilsstruktur?
► „Die konventionelle islamische Bewertung von Sexualität geht von einem klaren Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern aus: männliche Dominanz und weibliche Unterordnung.“
Faktisch dürfte dieser Satz wahr sein, wäre also nur zu fragen, warum der umstrittene Text nur beim Islam auf das Geschlechterverhältnis zu sprechen kommt, während er dieses Thema in Bezug auf die christlichen Religionen, für die das Gleiche gilt, nicht behandelt.
Hier gibt es also eine vom diskutierten Gegenstand nicht gedeckte Einseitigkeit der Darstellung, die auch ohne nähere religionswissenschaftliche Kenntnis auffällt. Hier läßt sich also in der Tat vermuten, daß dem Text ein antiislamisches Ressentiment zugrunde liegt, während die christlichen Kirchen insoweit zu Unrecht aus der Schußlinie genommen werden.
► „Die Ehe ist auf Fortpflanzung angelegt und folgt keinem Ideal der romantischen Liebe nach westlichem Verständnis.“
Wiederum muß ich gestehen, daß ich nicht weiß, ob das eine korrekte Darstellung des im Islam hegemonialen Eheverständnisses. Für Frage, ob der Satz islamophob ist, sollte zunächst die Frage nach seiner Wahrheit geklärt werden, und dann stellt sich wiederum die Frage, ob die LSVD nach Aufklärung einsichtig oder kritik-resistent ist.
Im übrigen ist zu diesem Satz noch anzumerken, daß der LSVD eine ähnliche Aussage auch zur Katholischen Kirche trifft: „Für den Vatikan gilt aber: ‚Einzig und allein in der Ehe kann der Gebrauch der Geschlechtskraft moralisch gut sein.’“
Zum Ideal der romantische Liebe wäre anzumerken, daß diese kein inneres, ewiges Wesensmerkmal des Westens ist, sondern in den herrschenden Klassen in der Bourgeoisie entstanden ist, während zuvor feudale Heiratsallianzen nach ganz anderen Kriterien als dem Ideal romantischer Liebe geschlossen wurden. Interessant wäre vielleicht auch noch ein Satz zum Verhältnis von christlichem Eheverständnis und dem genannten Ideal sowie eine Antwort auf die Frage, was der LSVD nun eigentlich von dem Ideal romantischer Liebe hält. – Aber das Fehlen derartiger Ausführungen macht den Text nicht rassistisch und insgesamt kann der fraglichen Passage zugute gehalten werden, daß sie darstellt, daß sich bestimmte christliche Auffassungen im Laufe der Zeit verschoben haben („Über viele Jahrhunderte“ vs. „Heute“). Was vielleicht deutlicher hätte dargestellt werden können, ist, daß diese Verschiebungen nicht einfach ein Prozeß der Selbstentfaltung der Vernunft waren, sondern in ideologischen, gesellschaftlichen Kämpfen geschahen.
Hiernach können wir resümieren: Die Rassismus-Vorwürfe gegen den Berliner CSD lassen sich mittels dieses Textes des LSVD-Bundesverbandes nicht belegen. Kritikwürdig an dem Text ist aber insbesondere, daß das Vertreten einer patriarchalen Geschlechterkonzeption allein für den Islam, aber nicht für die christlichen Religionen benannt wird. Die weiteren Ausführungen in dem Text bedürften für eine endgültige Beurteilung genauerer Untersuchungen.
2. Kommen wir zu dem zweiten Text. Dabei handelt es sich um einen Bericht auf queer.de über Äußerungen des Sprechers des berlin-brandenburger LSVD, Alexander Zinn. Mädchenmannschaft-Leser Andreas zitiert von dem Bericht nur die Überschrift „LSVD fürchtet Einführung der Scharia an Berliner Schulen“ und begründet wiederum nicht, worin der Rassismus der Äußerungen liegen soll.
In Bezug auf diese Äußerungen ist der Rassismus-Vorwurf jedenfalls insofern nachvollziehbarer, als Alexander Zinn nicht nur mit Äußerungen zum Islam zitiert wird, sondern auch eine Unterscheidung zwischen deutschen und türkischen Jugendlichen vornimmt. Im letzten Absatz des Berichtes heißt es:
„Generell glaubt der LSVD, dass der Bildungssenator ‚die Diskriminierung homosexueller Schüler und Lehrer tatenlos’ hinnehme. ‚Homosexuellenfeindlichkeit ist unter Berlins Schülern erschreckend weit verbreitet. 69 Prozent der türkischen und 48 Prozent der deutschen Jugendlichen halten es für ‚abstoßend’, wenn sich zwei Männer auf der Straße küssen. ‚Schwule Sau’ zählt zu den beliebtesten Schimpfwörtern auf Berlins Schulhöfen’, so Zinn.“
► Hierzu stellt sich zunächst die Frage, ob die Zahlen valide sind. Mangels näherer Angaben läßt sich dazu nichts sagen.
► Zutreffend ist, daß dadurch, daß überhaupt nach Nationalität unterschieden wird, immer schon die gegebene rassistische Struktur reproduziert wird. Gleiches gilt in Bezug auf den Sexismus und das beständige Reden über Männer und Frauen und deren Unterschiede. Das, was Louis Althusser über die Klassenverhältnisse sagt, gilt entsprechend auch für andere gesellschaftliche Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse: Die Klassen sind nicht prä-existent, sondern konstituieren und reproduzieren sich im Prozeß des ökonomischen, politischen, ideologischen usw. Klassenkampfes und damit auch im Prozeß des Redens über sie (page 49 mit note 12).
Gleichzeitig gilt aber auch, daß derartige Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnisse nicht nur Einbildungen sind, die dadurch verschwinden, daß einfach nicht mehr über sie und die mit ihnen verbundenen Phänomene gesprochen wird.
► Allein das Benennen der unterschiedlichen Zahlen für deutsche und türkische Jugendliche würde ich daher noch nicht rassistisch nennen.
Und die Kommentierung des LSVD dazu bezieht sich auf Homophobie allgemein: „Generell glaubt der LSVD, dass der Bildungssenator ‚die Diskriminierung homosexueller Schüler und Lehrer tatenlos’ hinnehme.“ Hier deutet nichts darauf hin, daß sich der LSVD nur gegen Homophobie seitens nicht-deutscher Jugendlicher wendet; in Anbetracht der genannten 48 %-Zahl für die deutschen Jungendlichen wäre eine solche einseitige Schwerpunktsetzung auch völlig unverständlich.
► Problematischer als die Nennung und Kommentierung der Umfragezahlen für deutsche und türkische Jugendliche sind hingegen die Ausführungen zum Islam:
-- Da andere Ursachen nicht benannt werden, entsteht der Eindruck, daß in erster Linie der Islam für Homophobie verantwortlich sei – letztlich auch für die Homophobie unter deutschen Jugendlichen, obwohl diese nur zu einem geringen Anteil muslimisch sind.
-- Außerdem tendiert die Erklärung augenscheinlich zur Dramatisierung: Aus Material für Lehrer (!) über den Islam wird abgeleitet: „Damit wird letztlich der Einführung von Regeln der Scharia an Berlins Schulen Vorschub geleistet“. Selbst wenn es sich nicht um Material für Lehrer, sondern um Unterrichtsmaterial handeln würde, kann daraus, daß bestimmte Positionen (hier die Position von angeblich „‚erzkonservativen’ Imamen“) dargestellt werden, nicht geschlußfolgert werden, daß diese zu Regeln der Schule gemacht werden sollen.
-- Eine Dramatisierung stellen auch diese Sätze dar: „Statt islamischen Hardlinern die Türen zu Berlins Schulen immer weiter zu öffnen, sollte Bildungssenator Jürgen Zöllner dafür sorgen, dass der reguläre Unterricht an Berlins Schulen überhaupt noch stattfindet. Aufgrund falscher Rücksichtnahme auf ‚religiöse Gefühle’ können die Lehrpläne in einigen Fächern kaum noch eingehalten werden“.
Diese Dramatisierung ist zweifelsohne zu kritisieren, genauso klar sollte allerdings sein, daß die Position, es soll keinen religiösen Einfluß auf staatliche Lehrpläne geben, richtig (und nicht etwa rassistisch) ist – entscheidend ist freilich, daß diese Position nicht nur gegenüber dem Islam, sondern bspw. auch ggü. den christlichen Kirchen bezogen wird.
3. Damit können wir zu dem dritten und letzten von Mädchenmannschaft-Leser Andreas genannten Text kommen. Dieser Text kritisiert nicht eine Stellungnahme des LSVD selbst, sondern die Interpretation einer vom LSVD in Auftrag gegebenen Studie durch die Süddeutsche Zeitung. Die KritikerInnen, Henriette Gunkel und Ben Pitcher, führen aus:
► „According to Süddeutsche, the study showed that ‘migrant kids in particular strongly rejected homosexuality’, and that German kids were more likely to be weltoffen, that is, open minded or cosmopolitan. While on the one hand all migrant subjects are hereby constituted as a single category – that is, not German and hence not weltoffen – there is at the same time a hierarchy constructed within the migrant community through the problematization of religion.“
Das ist von vorne bis hinten Unsinn:
-- Zum einen behauptet die Süddeutsche Zeitung in dem angeführten Zitat keine Kausalität, wie aber die KritikerInnen unterstellen (hence = daher, folglich). Die SZ stellt eine statistisch Korrelation dar – in dem Fall die zwischen dem Kriterium „Einwandererkind“ und dem Kriterium „besonders starke Ablehnung von Homosexualität“. Daß einer der beiden Faktoren den anderen kausal bedingt ist damit nicht gesagt. Auch dürfte allen LeserInnen eines Berichts über eine Meinungsumfrage klar sein, daß dort ein statistischer Durchschnitt dargestellt wird. Die von den KritikerInnen kritisierte Aussage ist genauso unproblematisch (oder meinetwegen: problematisch), wie es die Aussage wäre: ‚CSU-WählerInnen sind besonders häufig KirchgängerInnen.’ JedeR weiß, daß es trotzdem auch einige CSU-WählerInnen gibt, die (fast) nie zur Kirche gehen. Und genauso in unserem tatsächlichen Beispielssatz: Die Abweichungen vom Durchschnitt beeinträchtigen überhaupt nicht die Aussagekraft der Durchschnittszahl, sofern sie denn korrekt ermittelt wurde (und signifikant ist).
-- Genauso Quatsch ist die Behauptung damit würden MigrantInnen zu einer „single category“ gemacht (was das auch immer genau besagen soll), denn die KritikerInnen geben ja selbst zu, daß innerhalb dieser Kategorie Abstufung (an)erkennt werden. Die KritikerInnen nennen das „at the same time a hierarchy constructed within the migrant community through the problematization of religion.“ Diese „Hierarchie“ wurde aber von der SZ nicht (im Sinne von „erfunden“) konstruiert, sondern dies ist das Ergebnis der Umfrage.
► Weiter heißt es in der Kritik an der SZ: „As the article in Süddeutsche continues, ‘the rejection of homosexuals is increased amongst adolescents of Turkish origin with increasing religiousness. The study shows that the rejection of homosexuality also depends on levels of social integration: those with hardly any connection to [German] society are particularly homophobic’. Thus the status of migrancy is read back thorough Turkishness, which in turn functions as a religious category. The more religious (meaning Muslim) the less tolerant (meaning ‘gay friendly’) and the less weltoffen you are. The question of open-mindedness (Weltoffenheit) is directly linked to the question of ‘integration’: those marked out by a religious identity are considered unable or unwilling to integrate.“
Auch diese Kritik ist von dem angeführten SZ-Zitat nicht gedeckt:
-- Der „status of migrancy“ ist dort nicht „read back thorough Turkishness“. Vielmehr werden MigrantInnen türkischer Herkunft von MigrantInnen anderer Herkunft unterschieden: „vor allem bei türkischstämmigen Jugendlichen“ (meine Hv.).
-- Auch „functions” „Turkishness” da nicht als religiöse Kategorie, sondern innerhalb der Kategorie „türkisch“ (die ihrerseits ein Fall von migrantisch ist), wurden Untergruppen anhand des Ausmaßes der Religiosität gebildet – und es wurde eine statistische Korrelation zwischen dem Ausmaß der Religiosität und dem Ausmaß von Homophobie festgestellt. So what? – solange die Zahlen korrekt ermittelt sind.
-- Auch die Behauptung, „The question of open-mindedness (Weltoffenheit) is directly linked to the question of ‘integration’: those marked out by a religious identity are considered unable or unwilling to integrate.“, ist nicht zutreffend. Laut Text der Süddeutschen handelt es sich um zwei unterschiedliche Indikatoren (1. Religiosität; 2. „Integration“ / „Kontakt zur deutschen Gesellschaft“) – und Indikator 2 weist die entsprechende (engl. also = dt. auch) Korrelation mit Homophobie auf: 1. je religiöser desto homophober; 2. je weniger „Kontakt zu deutschen Gesellschaft“ desto homophober. Die Sätze lauten im Original der Süddeutschen Zeitung: „Die Ablehnung von Homosexuellen steigt laut Studie vor allem bei türkischstämmigen Jugendlichen mit zunehmender Religiosität. Sie hänge außerdem vom Grad der Integration ab, heißt es weiter. Wer kaum Anschluss an die Gesellschaft habe, sei besonders schwulenfeindlich.“ (meine Hv.).
► Folglich ist auch die Schlußfolgerung, die der blog darkmatter in Bezug auf den LSVD aus der Kritik an der Süddeutschen Zeitung zieht haltlos: „By commissioning this survey, the LSVD […] played a part in consolidating a ‘progressive’ conception of German values through the rejection of the Muslim subject. Homophobia is thus simultaneously nationalized and racialized. In an act of audacious historical revisionism, Germany becomes equated with gay rights (as an expression of its general regard for ‘human rights’), while Islam is constituted as homophobic (and thus outside a discourse of ‘human rights’). Gay rights are thus mobilized in anti-immigration discourse as a key signifier of European cultural superiority, as (white) gay Germans assert their membership of the national community through the construction of the figure of the homophobic Muslim.“
-- Der LSVD kann nicht für die von der SZ vorgenommene Interpretation der Studie verantwortlich gemacht werden – sei es denn die SZ hätte aus einer Presseerklärung des LSVD zur Studie abgeschrieben. Dann wäre es freilich angemessen, gleich die Presseerklärung zu zitieren und nicht die SZ.
-- Davon abgesehen bringt darkmatter – wie gezeigt – ohnehin kein haltbares Argument gegen die SZ vor.
-- In dem von mir zuletzt angeführten darkmatter-Zitat wird durchgehend Scharlatanerie mit der Kombination von Satzsubjekten und -prädikaten betrieben. In der Tat entsteht durch die Studie der Eindruck, daß die Einstellungen von Nicht-MuslimInnen ‚fortschrittlicher’ oder homosexuellen-freundlicher sind als die von MuslimInnen. Die ‚Schuld’ dafür liegt aber – nach allem, was wir wissen – nicht bei der Süddeutschen Zeitung, dem LSVD und den wissenschaftlichen AutorInnen der Studie, sondern den Befragten bzw. bei den gesellschaftlichen Verhältnissen, die die Einstellungen der Befragten konstituieren. Der Satz, „the LSVD […] played a part in consolidating a ‘progressive’ conception of German values through the rejection of the Muslim subject“, ist von den angeführten Belegen nicht gedeckt, wenn mit dem Satz mehr behauptet werden soll als, daß der LSVD existierende Einstellungsunterschiede benennt. „[P]layed a part in consolidating“ suggeriert dagegen eine viel aktivere Rolle des LSVD, die er vielleicht tatsächlich hat, aber mit dem SZ-Artikel nicht belegt ist.
-- Homophobie ist – nach den vorliegenden Zahlen – in der Tat „nationalized and racialized“, aber sie wird nicht willkürlich vom LSVD „nationalized and racialized“ – bzw.: Vielleicht macht es der LSVD doch, aber dies wird in dem diskutierten Text gerade nicht gezeigt/belegt. Die Kritik mag zutreffen, nur müßte sie ganz anders begründet werden als darkmatter es macht, wenn sie überzeugen soll.
-- Unklar bleibt, worauf sich der Vorwurf des historischen Revisionismus bezieht. Sicherlich war Deutschland nicht schon immer schwulen- und lesben-freundlich, aber augenscheinlich hat Deutschland in den letzten 20, 30 Jahren diesbzgl. Veränderungen durchgemacht, die manche andere Länder nicht durchgemacht haben. Diese Veränderungen lassen sich in ihren Ursachen und Konsequenzen analysieren, sie festzustellen ist aber kein „historischen Revisionismus“, kein Umschreiben von Geschichte.
-- Und in dem letzten Satz des Zitates wird „Konstruktion“ in einer leider nur allzu eingebürgerten haarsträubenden Art und Weise verwendet: Die gesellschaftliche ‚Konstruktion’, die hervorbringt, daß Muslime in Deutschland – nach der Studie zu urteilen – tatsächlich homophober sind als Nicht-Muslime wird verdreht in eine ‚Konstruktion’ = Erfindung, die angeblich von der Studie bzw. dem LSVD und der Süddeutschen Zeitung vorgenommen wird („construction of the figure of the homophobic Muslim“). Die Rede von „Konstruktion“ hat wissenschaftlich-analytisch und politisch-strategisch nur Sinn, wenn benannt wird was genau von wem und mit welchen Mitteln etc. ‚konstruiert’ wird (S. 54, FN *; S. 138 f.; 142). Die Nicht-Unterscheidung der unterschiedlichen ‚Konstruktionsprozesse’ in ihrer jeweiligen Spezifik führt uns in eine Nacht, in der alle Katzen grau sind und in der schwupdiwupp die BotInnen (hier die SZ und der LSVD) für den Inhalt der von Ihnen übermittelten Nachricht verantwortlich macht werden. Wissenschaftliche und politische Kritik wird so durch üble Nachrede ersetzt. –
Ich will gar nicht bestreiten, daß die Ergebnisse der LSVD-Studie vielleicht tatsächlich haltlos sind. Um das zu zeigen, müßte aber ganz anders argumentiert werden, als dies darkmatter macht:
-- Dafür müßte entweder gezeigt werden, daß das Sample der Befragten nicht repräsentativ zusammengesetzt war; daß die Fragen suggestiv formuliert waren; daß sich beim Auswerten der Fragebogen verzählt wurde oder bei der computer-gestützten Auswertung hard- und software-Fehler unterlaufen sind usw. – also, daß die die Zahlen (i.w.S.) nicht stimmen.
-- Oder aber es müßte gezeigt werden, daß die Zahlen zwar stimmen, aber nicht signifikant sind. Dies könnte geschehen, indem bspw. gezeigt wird, daß die Einstellungsunterschiede zwischen 80jährigen und 20jährigen oder Menschen mit der Lieblingsfarbe beige und der Lieblingsfarbe grau oder zwischen Menschen, die in Bremen oder aber in Oberammergau leben, (unabhängig von deren religiösen Einstellung) viel größer ist als der Einstellungsunterschied zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen.
-- Eine dritte Kritikstrategie könnte schließlich darin bestehen, zwar die Zahlen als solche und auch ihre Signifikanz anzuerkennen, aber die berechtigte Frage aufzuwerfen, wie die Einstellungsunterschiede zustanden kommen – und dabei auch nach den Anteilen zu fragen, die die deutsche Mehrheitsgesellschaft am zustande kommen von homophoben Einstellungen unter MuslimInnen in Deutschland hat.
Um eine derartige fundierte Kritik – in welcher der drei genannten Varianten auch immer – an der LSVD-Studie zu leisten, müßte freilich selbst wissenschaftliche Arbeit geleistet werden (S. 47 bei FN 107) und nicht nur eine ‚Meinung’ oder ein guter, antirassistischer Wille an die Wissenschaft herangetragen werden (S. 8, FN 6).
Wer/welche die fragliche Studie dagegen mit den Argumenten von darkmatter als rassistisch verwirft, handelt genauso haltlos wie StalinistInnen, die die Genetik oder die Psychoanalyse als „bürgerlich“ verwerfen, weil diese deren vorgefaßter ‚Meinung’ oder deren ‚Interesse’ widersprechen (vgl. dort).
III.
Zusammenfassung: Auch die drei von Mädchenmannschaft-Leser Andreas genannten links belegen die Rassismus-Vorwürfe gegen den Berliner CSD nicht, denn um diesen geht es in den drei Texten gar nicht.
Auch der LSVD, um den es dort tatsächlich geht, läßt sich mit den dort vorgebrachten Argumenten und Belegen nicht als rassistisch bezeichnen. Zwar enthalten die LSVD-Stellungnahmen einige fragwürdige Aussagen. Auch läßt sich einigen Sätzen eine – von dem jeweiligen Gegenstand des Satzes nicht gedeckte – einseitig anti-islamische Stoßrichtung bei gleichzeitig geschönter Darstellung der christlichen Religionen entnehmen. Auch gibt es eine Tendenz zu Panikmache in der Darstellung des islamistischen Einflusses in der BRD.
Es findet in diesen Stellungnahme aber keine einseitige Verknüpfung bestimmter Religionen mit bestimmten Ethnien oder Nationen statt. Folglich läßt sich aus dem (berechtigten) Islamophobie-Vorwurf kein (berechtigter) Rassismus-Vorwurf ableiten.
Die Verknüpfung der Kategorien Nation und Religion wird vielmehr in dem dritten von Andreas genannten Text erst von außen an den LSVD bzw. dort einem Bericht der Süddeutschen Zeitung herangetragen. Es wird ein Pappkamerad von den KritikerInnen aufgebaut, um ihn dann umhauen zu können.
- ► Presseerklärung von SUSPECT zum 19. Juni: Judith Butler lehnt Berlin CSD Zivilcouragepreis ab!
http://nohomonationalism.blogspot.com/2010/06/judith-butler-lehnt-berlin-csd.html► Judith Butler lehnt Zivilcourage-Preis ab
http://de.indymedia.org/2010/06/284698.shtml
(die gleiche Erklärung + einige zusätzliche links + LeserInnen-Kommentare von nahezu durchweg schwacher argumentativer Qualität; interessant sind immerhin der von Cetin (27.06.2010 – 05:21) gepostete link [„‚Ausländer’ sind demnach keineswegs überrepräsentiert, wenn es um homophobe Gewalt geht“], der sich allerdings nicht auf CSD und LSVD, sondern auf taz und Bahamas bezieht, sowie der Hinweis von homosyan (22.06.2010 – 13:02) auf folgende Asymmetrie: Butler fordere „immer nur weiße queere auf[…], sich auch gegen rassismus einzusetzen“, aber „nie islamische […], sich gegen homophobie einzusetzen“. Ich weiß nicht, ob diese Verallgemeinerung stimmt, bei der Preisannahme-Verweigerungs-Rede war diese Asymmetrie jedenfalls tatsächlich gegeben.)► [auszugsweise] Abschrift der Preis-Annahme-Verweigerungsrede von Judith Butler beim CSD in Berlin [+ kritische Anmerkungen]
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2010/06/20/abschrift-der-preis-annahme-verweigerungsrede-von-judith-butler-beim-csd-in-berlin/► Judith Butler: CSD nicht antirassistisch genug
http://www.l-talk.de/gesellschaften/judith-butler-csd-nicht-antirassistisch-genug.html
(vollständige Abschrift der Videos mit der Rede [aber ohne Kennzeichnung einer Lücke, die es zwischen den beiden existierenden Video-Aufzeichnungen gibt]; unter den LeserInnen-Kommentaren findet sich einer von „Bodo, Vorstand Berliner CSD“)► Selber denken!? Her mit den konkreten Beispielen…
http://imgartenmitsatie.twoday.net/stories/6393075/
(eine Antwort zu dem Kommentar von Bodo, der inhaltsgleich auf verschiedenen Seiten gepostet wurde)► CSD begrüßt Diskussion nach dem Auftritt von Judith Butler und weist die Vorwürfe des Rassismus zurück
http://www.csd-berlin.de/index.php?m=25&id=257&&UID=2e7861567761fac77fbb6516ad0bb0ab
und
http://www.csd-berlin.de/uploadfiles/25_353_Stellungnahme_Butler.pdf► Where Now? From Pride Scandal to Transnational Movement
http://bullybloggers.wordpress.com/2010/06/26/where-now-from-pride-scandal-to-transnational-movement/► Butler auf dem CSD: Politisch ist anders!
http://kopfkompass.de/2010/06/butler-auf-dem-csd-politisch-ist-anders/
(deutlich argumentativer als Butlers Rede)► Judith Butler und die schwul-lesbische Dekonstruktion
http://maedchenmannschaft.net/judith-butler-und-die-schwul-lesbische-dekonstruktion/
(ausführlicher Kommentar mit kontroverser LeserInnen-Diskussion [bisher 74 Kommentare], der auch die folgenden 4 Stellungnahmen erschließt und weitere links enthält)(Den gleichen Text gibt es auch bei http://missy-magazine.de/2010/06/22/judith-butler-und-die-schwul-lesbische-dekonstruktion/,
wo Stephanie [June 28, 2010, 7:41 pm] gegen den Satz aus dem Beitrag,
„Dabei wäre doch der CSD oder die deutsche schwullesbische Stimme die ideale Plattform, weil mit viel Stimm- und Geldgewicht ausgestattet, um gemeinsam mit subalternen und bis dato ausgegrenzten Gruppen […] Rassismus, Antisemitismus, (Hetero-)Sexismus, Homophobie, Bodismus, etc. anzuprangen und zu bekämpfen.“
einwendet:
„Vielleicht verstehe ich die_den Autor_in falsch, dann würde ich sie_ihn gerne besser verstehen. Auf den ersten Blick erinnert mich der zitierte Satz aber beispielsweise an die Erwartung/Hoffnung, Frauen* würden die Welt retten, wenn sie nur könnten“.)► Judith Butlers Zivilcourage
http://www.dkp-queer.de/?p=1448► Heftige Diskussionen nach Kritik an CSD
http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtleben/heftige-diskussionen-nach-kritik-an-csd-/1864540.html (mit z.Z. 54 LeserInnen-Kommentaren)► Klares Signal gegen Rassismus. Judith Butler lehnt Zivilcourage-Preis des Berliner-CSD e.V. ab.
http://www.lesmigras.de/tl_files/lesmigras/pressemitteilungen/Stellungnahme_LB_Butler.pdf► Das richtige Signal zur richtigen Zeit – Judith Butler lehnt den Zivilcourage-Preis des Berliner CSD e.V. ab.
http://www.gladt.de/archiv/2010/2010-06-20%20Richtiges%20Signal.pdf► Angela Davis on Judith Butler’s refusal to accept Berlin CSD Civil Courage Prize
http://www.youtube.com/watch?v=T0BzKCRgnj8► Mehr Unbehagen der Geschlechter
http://www.l-talk.de/gesellschaften/mehr-unbehagen-der-geschlechter.html
(Kommentar zur Rede)► Judith Butler lehnt Zivilcouragepreis ab!
http://transgenialercsd.wordpress.com/2010/06/19/judith-butler-lehnt-zivilcouragepreis-ab/
(enthält links zu einer Presseerklärung des transgenialen CSD sowie zu einem Teil der mainstream-Presseberichterstattung)► Gut so, Judy!!! – Judith Butler lehnt Preis für Zivilcourage auf Berlins Mainstream-CSD vor dem Brandenburger Tor ab
http://imgartenmitsatie.twoday.net/stories/6388559/
(eine weitere Stellung zum Thema, mit einem ausführlichem Leserin-Kommentar von Halina Bendkowski:
warum ich martin dannecker zum zivilcouragepreis gratuliere und –aber- nicht judith butler)► Wir wollten nie normal werden! – Judith Butler bringt es auf den Punkt und kritisiert Ausschlüsse und Rassismus
http://dasendedessex.blogsport.de/2010/06/20/wir-wollten-nie-normal-werden-judith-butler-bringt-es-auf-den-punkt-und-kritisiert-ausschluesse-und-rassismus/
(und dazu dort meine Anmerkungen)► Judith Butler lehnt Zivilcourage-Preis ab
http://www.queer.de/detail.php?article_id=12336
(mit umfangreicher Kommentar-Diskussion)► Judith Butler und die radikale Demokratisierung (des CSDs)
http://www.queer-o-mat.de/172/Judith-Butler-und-die-radikale-Demokratisierung-des-CSDs.html
(und dazu meine dortigen Anmerkungen)► Judith Butler, der CSD und der Rassismus
http://rosazelle.blogsport.de/?p=55► Eklat beim Christopher Street Day
http://www.3sat.de/mediathek/mediathek.php?obj=19172&mode=play
(Bericht u.a. mit einem Zitat aus einer mail-Stellungnahme von Judith Butler und diverse Interview-Statements von anderen Personen)► Eklat beim Berliner CSD
http://www.iwwit.de/blog/2010/06/eklat-beim-berliner-csd/► CSD Berlin: Judith Butler nimmt Preis nicht an
http://www.crossdresser-forum.de/phpBB3/viewtopic.php?f=49&t=1333► Antje Schrupp: Rassismus und Homophobie. Einige Gedanken zu Judith Butler und dem CSD
http://antjeschrupp.com/2010/06/22/rassismus-und-homophobie-einige-gedanken-zu-judith-butler-und-dem-csd/
(mit bisher 14 LeserInnen-Kommentaren)► Auch ein schwuler Chor kann irren
http://genderblog.de/index.php/2010/06/22/auch-ein-schwuler-chor-kann-irren/
(Kommentar dazu von mir gibt’s hier)► regenbogenscheiß
http://light-inside.de/weblogs/2010/06/regenbogenscheis.html► Judith Butler kritisiert „rassistische Komplizenschaft“ des Berliner CSD
http://www.queer-news.at/archives/1686
(enthält in den Kommentaren u.a. links zu Hintergrundinformationen)► http://aka.blogsport.de/2010/06/21/schwuchteln-schwule-und-andere-menschen-homophobie-im-fussball/, http://schaetzchen.blogsport.de/2010/06/21/stadtnachrichten-montag-21-juni/, http://partyzionist.blogsport.eu/2010/06/21/short-cuts/, http://rhizom.blogsport.eu/2010/06/20/judith-butler-verweigert-preisannahme/, http://rhizom.blogsport.eu/2010/06/20/von-dieser-rassistischen-komplizenschaft-muss-ich-mich-distanzieren/, http://allophilia.blogsport.de/2010/06/21/judith-butler-lehnt-zivilcourage-preis-des-berliner-csd-ab/, http://denkwerkstatt.wordpress.com/2010/06/21/1229/, http://prekaer.info/index.php/component/content/article/78-kultur/3027-christopher-street-day-2010.html
(Kurzmeldungen zum Thema bzw. Artikel mit Nebenbemerkungen zu Butlers Preisannahme-Verweigerung u.ä.)► [ohne Überschrift]
http://www.mykath.de/index.php?showtopic=23549&st=150► Eine radikale Geste mit schalem Nebengeschmack
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2010/06/20/eine-radikale-geste-mit-schalem-nebengeschmack/► Judith Butler über „soziale Gerechtigkeit“ sowie high und happy in den Straßen feiern (Interview) [+ kritische Anmerkungen]
http://maedchenblog.blogsport.de/2010/06/22/judith-butler-ueber-soziale-gerechtigkeit-sowie-high-und-happy-in-den-strassen-feiern-interview/► Judith Butler in Berlin: Rassismus-Kritik, Demokratie-Ideale und wenig zu Anti-Kriegspolitik
http://maedchenblog.blogsport.de/2010/06/20/judith-butler-in-berlin-rassismus-kritik-demokratie-ideale-und-wenig-zu-anti-kriegspolitik/
(in Teil II. mit links zur Volksbühnen-Veranstaltung mit Judith Butler am Vorabend der gescheiterten Preisverleihung) [zurück]
was für ein käse!
Ich stimme in vielen Teilen überein, frage aber: Was wäre denn, wenn das Christentum nicht erwähnt worden wäre? Wäre das dann „islamophob“?
Ja, würde ich sagen: Wenn gleiche oder ähnliche Phänomene bei verschiedenen Religionen auftreten, aber die Kritik auf eine dieser konzentriert wird, dann dürften wir es mit dem Ausleben eines Ressentiments zu tun haben.
Vgl. http://maedchenmannschaft.net/judith-butler-und-die-schwul-lesbische-dekonstruktion/#comment-29567
Beeindruckend, meine 20minuetige Recherche wird mit einem Arbeitspensum von >2 h Analysetaetigkeit belohnt. Wie gesagt ist dein Rassismusbegriff voellig kenntnislos und gewissermassen veraltet. Allein der auf den Islam bezogene Satz
„Die Ehe ist auf Fortpflanzung angelegt und folgt keinem Ideal der romantischen Liebe nach westlichem Verständnis.“
ist Rassismus pur und steht in Entmenschlichungstraditionen, die auch der NS in aehnlicher Weise auf Juden, Roma und Sinti anwandte, mal ganz zu schweigen davon, dass der LSVD noch nie etwas von der muslimischen ars erotica gehoert zu haben cheint, die in diametralem Gegensatz zu den christlichen bzw. westlichen Gestaendnispraktiken steht, die heute in die Pornographie muendeten.
Da ein Rassismus-Vorwurf ja nicht gerade eine Nebensächlichkeit ist, hätten vielleicht auch diejenigen, die den Rassismus-Vorwurf erheben, 2 Std. Zeit auf die Beweisführung verwenden sollen, statt sich mit vagen Eindrücken oder immerhin – wie Du – mit 20 Min. Rechereche zu bescheiden.
Ja, wird wohl so sein; glaube ich Dir jetzt einfach mal, da Du keine lehrreichen Informationen anführst.
a) Adjektive können keine Argumente ersetzen. Wenn Du schon nicht begründen kannst, daß es sich um Rassismus handelt, dann hilft es Dir auch nicht, daß Du Dich in die Steigerung „Rassismus pur“ flüchtest.
b) „Entmenschlichungstradition“????? – Warum ist „Fortpflanzung“ statt „romantische Liebe“ Deines Erachtens ‚unmenschlich‘? (Und nebenbei: Die Problematisierungen des Ideals der romantischen Liebe hast Du schon mal zur Kenntnis genommen?)
Könntest Du bitte noch den Zusammenhang zum Ideal der romantischen Liebe explizieren? (Und bitte so, es auch so „kenntnislose“ und „veraltet[e]“ Wesen wie ich es verstehen – falls das geht…)
@Andreas
Wie gesagt ist dein Rassismusbegriff voellig kenntnislos und gewissermassen veraltet.
Nein, TaP könnte auch einfach einen anderen Rassismusbegriff als du haben. Er folgt vielleicht nur nicht deiner critical whiteness oder postkolonialen Ideologie. Damit ist sein Rassismusbegriff weder kenntnislos noch veraltet, sondern einfach eine andere Theorie-Linie.
Es gibt zig Rassismusdefinitionen, warum meinst du mit deiner grünalternativen Ideologie die Definitionsmacht über diesen Begriff zu haben?
@ Zara:
In Anbetracht der unterschiedlichen Tendenzen, die es auch im Feld von critical whiteness oder postcolonial studies gibt, würde ich meinerseits die grundlegende Differenz nicht als theoretische Differenz zwischen denen und mir verstehen.
Der Punkt ist vielmehr ein methodologischer: Reicht es, eine allgemeine Theorie zu haben? Oder ist, wenn ich Leute unter Berufung auf diese Theorie als rassistisch bezeichne, notwendig zu beweisen, daß die Äußerungen und Handlungen dieser Leute unter die von ciritical whiteness oder postcolonial studies analysierten Phänomene fallen bzw. zu diesen Phänomenen gehören?
Das Problem ist nicht die wissenschaftliche Theorie, sondern daß Leute wie Andreas unter Umgehung jeder Beweisführung die wissenschaftliche Theorie zum Instrument der politischen Verleumdung machen.
Und andere Fraktionen der Linken machen es ganz genauso: Die einen werfen ohne jede Beweisführung mit Rassismus-Vorwürfen um sich und die anderen mit Antisemitismus-Vorwürfen [2.c) und die zugehörigen Kommentare sowie dort [mein Beitrag v. 25.5. 17:22 h und die anschließenden Kommentare]). Es ist diese Verlodderung der Diskussionskultur, der entgegengetreten werden muß.
Ich sehe an dieser Stelle weniger das Problem in der Verlodderung der Diskussionskultur, die sehe ich auch, aber in allen Bereichen.
Das Problem mit critical whiteness oder postcolonial studies sehe ich darin, dass hier eine Theorie aufkommt, die eine von vielen ist, diese dann so gehyped wird und plötzlich diese beansprucht allein definieren zu können was Rassismus ist. Letzteres findet dann mit einer Vehemenz statt, die ihresgleichen sucht.
Dabei ist es eine, was du wahrscheinlich nicht teilen würst, wie schon geschrieben, grünalternative, bestenfalls linksliberale-postmoderne Theorie, die aus den Elfenbeintürmen der bürgerlichen Wissenschaft heruntergekrabbelt kommt. Es ist doch kein Wunder, dass jemand wie Butler, die es ablehnt auf einem Kongress zu sprechen, wo es im entferntesten um Kommunismus geht, so eine Theorie ganz toll findet. Und dies ließe sich für das Gros der postkolonialen TheoretikerInnen konstatieren(auch wenn sie sich selber bisweilen als MarxistInnen verstehen, aber das ist dann in der Regel eher putzig). Diese Theorien brechen im Grunde mit fast sämtlichen Essentials radikaler Ansätze, allein die Perspektive, die critical whiteness einnimmt, das Problem ganz pietistisch im Individuum und nicht in den gesellschaftlichen Verhältnissen zu verortnen macht das deutlich.
Deshalb wehre ich mich nur dagegen von der Grünen Jugend&co diktiert zu bekommen, was Rassismus ist.
Beispielsweise vertreten die Exponentinnen der Berliner critical whiteness Studies, also z.B. Arndt und Hornscheidt, dass nur Schwarze Opfer von Rassismus sein können(s. Einleitung in Mythen, Masken und Subjekte). Und dieser Blödsinn wird dann von den Fußtruppen in die Welt posaunt, ohne, dass diese, die sich vielfach auch als linksradikal verstehen, auch nur mal über die Konsequenzen dieser Theorie und die Vereinbarkeit mit radikaler Gesellschaftskritik nachdenken. Diese Unreflektiertheit, diese Unfähigkeit zur Argumentation(„wenn ich das sage, dann ist das rassistisch“) in Kombination mit der absoluten Selbstgewissheit gerade die Wahrheit zu predigen, ist das Problem.
Wenn sie sagen würden, „für mich ist das rassistisch, weil … aber ich verstehe auch, dass es andere Definitionen gibt unter denen das nicht rassistisch ist“, dann könnte darüber diskutiert werden, aber so…?
Butler weiß bis heute nicht, wie das heutige taz-Interview zeigt, warum das Verhalten der CSD-Orga rassistisch sei. Sie braucht es auch nicht zu wissen, es reicht der Glaube auf der richtigen Seite der Barrikade zu stehen und das ist symptomathisch für die VertreterInnen dieser Strömungen.
Nachtrag
Interview mit Judith Butler in der taz von gestern (30.6.):
http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/ich-bin-fuer-spass-und-genuss/
und
Kommentar dazu von mir:
http://maedchenmannschaft.net/judith-butler-und-die-schwul-lesbische-dekonstruktion/#comment-29676.
@ Zara (01. Juli 2010 um 12:00 Uhr):
Ja, das sehe ich ähnlich: http://maedchenmannschaft.net/judith-butler-und-die-schwul-lesbische-dekonstruktion/#comment-29667.
Aber ich würde schon sagen, daß das gesellschaftstheoretische Niveau von postcolonial studies (vgl. auch: http://theoriealspraxis.blogsport.de/andere/, Abschnitt A.II sowie IV.) deutlich höher ist das der ganzen frühen deutschen Rassismus-Diskussion (vgl. meinen eigenen Versuch: http://theoriealspraxis.blogsport.de/1990/09/28/scheidelinien-anja-meulenbelt-ueber-sexismus-rassismus-und-klassismus/), und daß die neuere Intersektionalitäts-Diskussion eine Re-Materialisierung gegenüber dem Schweben im reinen Diskurs von vielen Postmodernen bedeutet (diese Re-Materialisierung freilich überwiegend im Rahmen eines klassisch-sozialdemokratischen Horizonts von ’sozialer Gleichheit“).
„Schwarze“ von denen jetzt wie definiert?
Das kann ich nur sehr begrenzt beurteilen, da ich mich mit der früheren deutschen Rassismus-Diskussion nur rudimentär beschäftigt habe. Ich habe aber auch hier eher das Gefühl, genauso wie hier:
dass sie ihren Niveau-Fortschritt nicht aus einer Weiterentwicklung und Erkenntnisgewinnung ziehen, sondern er vielmehr auf einer Verschiebung basiert. Sie wollen nicht mehr materialistisch die Realität erfassen, sondern bauen sich ein abgeschlossenes System, das in sich natürlich widerspruchsfrei ist, aber für das ganz viele Grundannahmen getroffen werden müssen. Wenn man die mal getroffen hat, dann ist alles nur logisch und stringent, deshalb auch ihre von mir kritisierte Vehemenz. Diese Grundannahmen stehen aber schon im Widerspruch zu materialistischen Ansätzen.
Hier ähnelns sich diese postmodernen/poststrukturalistischen Theorien, auch Foucaults Machtanalyse beispielsweise ist ähnlich aufgebaut.
Genau, und dies ist eben schon so eine Verschiebung. Sie fragen nicht danach, wie Rassismus funktioniert, warum er benutzt wird, sondern ihnen geht es um die Identität von sozialen Gruppen, da können sie dann ihre Interdependenz-Werkzeuge(Achsenmodell, additive oder multiplikative Verschränkungen, doing difference oder was sie sich auch immer noch ausgedacht haben) hervorholen und ja fast schon Prozentangaben darüber erstellen, wer wie auf grund seiner Identität diskriminiert wird. Sie wollen wissen, wer wie diskriminiert wird, um dann ihm so und soviel Unterstützung zu kommen zu lassen. Deshalb hier der Vorwurf des Linksliberalismus, es ist klassische Antidiskriminierungspolitik, die 20 Jahre nach 3zu1 noch immer mainstream der sich radikal verstehenden Linken ist.
Ihren Hype ziehen sie halt nur aus der Änderung der Frage und nicht aus der Gewinnung neuer Erkenntnisse.
Viel besser hat das Tove Soiland auf den Punkt gebracht: http://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/694/702
So, das die Kritik trifft, also im Sinne von Menschen mit dunkler Hautfarbe, nicht Schwarze als politischer Begriff. Sie schließen also explizit beispielsweise AsiatInnen aus, was auch im Buch in einem anderen Beitrag kritisiert wird.
@ Andreas (1. Juli 2010 um 13:01 bei der Mädchenmannschaft):
Wer/welche statt dessen “oder” meint, sollte auch “oder” schreiben und nicht Bindestriche setzen.
“zweifellos” – das ist ein gutes Argument.
“soziale[s] Merkmal” – das kann zum Beispiel ein Paß sein (= Nationalität). Aus dem Ausdruck “soziale Merkmale” folgt für die Frage, ob kulturelle Diskriminierungen, die nicht mit “natio-ethno” verbunden sind, sinnvollerweise als “Rassismus” bezeichnet werden sollen, rein gar nichts.
1. Das “intrinsisch” ist Deine Unterstellung; das findet sich nicht in den von Dir genannten Quellen.
2. “durch Vermutungen [von Seiten des LSVD, maneos etc. ]” – dann widerleg sie doch einfach, wenn Du sie für unzutreffend hälst.
3. Und was soll daraus jetzt folgen? Weil LSVD etc. “soziale Differenzierung[en]” ‘vermuten’, sind sie rasstisch?!
Du produzierst doch nur heiße Luft.
Weise diese Verknüpfung mal konkret anhand der Texte nach; anhand der darkmatter-Kritik an der Süddeutschen Zeitung habe ich nachgewiesen, daß die SZ ganz klar von zwei unterschiedlichen Kriterien spricht (“außerdem”) und die Verschmelzung eine Projektion ist, die darkmatter vornimmt (S. 8).
Zu sagen, sowohl unter MigrantInnen (oder umgekehrt Nicht-MigrantInnen) als auch unter MuslimInnen (oder Nicht-MuslimInnen) ist Homophobie überproportional vertreten, ist methodisch genauso korrekt wie zu sagen sowohl unter AkademikerInnen als auch unter Frauen gibt es überproportional viele Grüner-WählerInnen.
Ja, Herr Lehrer.
Ergo: Jede Kulturalisierung ist also Rassismus?!
@ Andreas (1. Juli 2010 um 13:38 bei der Mädchenmannschaft):
“diskursiv besetzen” – wow.
Nur sind die nicht der CSD bzw. die Zivilcourage-PreisverleiherInnen.
Butler hat aber nicht die deutsche Öffentlichkeit im allgemeinen als hegemonial rassistisch bezeichnet (was zutreffend wäre), sondern den CSD (was zu beweisen bleibt).
Andreas, Du bist ein Schwätzer.
@ Zara:
Auch die würde ich – trotz gewisser Zweideutigkeit – nicht grundsätzlich verwerfen wollen: http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/schulze-detlef-georgia-2004-06-10/PDF/schulze.pdf, S. 72 – 77.
Von wem denn benutzt? Läuft das auf eine ausschließlich kapital-funktionale Rassismus-Erklärung hinaus (‚Das Kapital benutzt den Rassismus, um die ArbeiterInnenklasse zu spalten.‘)? Damit wäre ich nicht einverstanden.
Den Text muß ich erstmal lesen; ich fand diesen hier von ihr ziemlich erfrischen (auch, wenn ich ein paar Einwände hätte): Die Reprivatisierung des Geschlechts .
@ Zara:
Ein paar Anmerkungen zu dem Aufsatz von Tove habe ich als separaten Beitrag gepostet:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2010/07/03/intersektionalitaet-und-gesellschaftstheorie/.
ach und Bindestriche als UND zu verstehen und diese Praemisse zu verschweigen lernt man im Jura-Studium?
“soziale[s] Merkmal” – das kann zum Beispiel ein Paß sein (= Nationalität). Aus dem Ausdruck “soziale Merkmale” folgt für die Frage, ob kulturelle Diskriminierungen, die nicht mit “natio-ethno” verbunden sind, sinnvollerweise als “Rassismus” bezeichnet werden sollen, rein gar nichts.
TaP, du solltest dir wirklich angewohenen, die Texte der anderen zu lesen und sie versuchen zu verstehen, bevor du dein Arsenal aus Juristen-‘Logik‘ darauf anwendest, das ist ja geradezu unertraeglich schlecht.
noch einmal langsam::
es existieren soziale Merkamle, die, wenn sie -in geeignetem Sinne- kulturalisiert werden, rassistische Diskurse zumindest anreichern, vielleicht sollte ich es so formulieren, bevor eine Logik, die ihre eigenen Praemissen nicht kennt, einfach gesprochen, jeden Sinn in einem Stakkato von Seminaristenwirrnis vernichtet. Und tschuess.
„So, das die Kritik trifft, also im Sinne von Menschen mit dunkler Hautfarbe, nicht Schwarze als politischer Begriff. Sie schließen also explizit beispielsweise AsiatInnen aus, was auch im Buch in einem anderen Beitrag kritisiert wird. “
wer ist denn dein ’sie‘, Schwarz steht hier funktional fuer die von einem u.a. durch ein Machtgefaelle ausgezeichneten ‚Rassismus‘ Betroffene, dieses Machtgefaelle wird historisch-politisch begriffen, also ist der Rassismus ein politischer Begriff. Menschen, die diesem Machtgefaelle ausgesetzt werden, wehren sich gegen einen diesen Machtstrukturen entgegenkommenden Rassismusbegriff, wie er hier benutzt oder nahelegt wird, seit Jahrezehnten, offenbar mit einigem Grund.
@ Andreas (07. Juli 2010 um 2:06 Uhr – 2:46 Uhr):
Ja. genau. Eine deutsch-tschechische Handelskammer ist nicht eine Kammer, die sich um die Autarkie eines oder beider Länder kümmert, sondern um den Handel, den beide Länder mit einandner treiben; den sowjetisch-chinesischen Krieg, führte nicht eines der beiden Ländern mit sich selbst, sondern beide gegeneinander; eine Nickel-Kupfer-Legierung besteht aus beiden Stoffen und nicht aus einem der beiden; ein Apfel-Streusel-Kuchen besteht nicht aus Streußeln oder Äpfeln, sondern aus Streußeln und Äpfeln.
Das in dem Satz von Zara (01. Juli 2010 um 20:10 Uhr) gemeinte „sie“ sind die bereits am 01. Juli 2010 um 12:00 Uhr von Zara erwähnten „Exponentinnen der Berliner critical whiteness Studies, also z.B. Arndt und Hornscheidt“ (vgl. dazu meine Nachfrage 01. Juli 2010 um 13:48 Uhr)
Eben nicht – jedenfalls, wenn Zara korrekt zitiert, denn danach leugnen die Herausgeberinnen das „Machtgefälle“ zwischen weißen EuropäerInnen und AsiatInnen:
Danke für den Artikel, er erspart mir die Arbeit.
Ich habe stundenlang nach der viel berufenen „heftigen Diskussion“ gefahndet, die Butler ausgelöst haben soll und nichts als Pappkameraden gefunden. Keinerlei Belege, never. Und leider auch wenig Kritik daran, auf Maneo fand ich etwa keine Stellungnahme.
Deine Zitate belegen mir, dass der übliche Popanz zu erwarten ist, wenn es in Deutschland um Rassismuskritim geht. Nämlich nicht darum, endlich Menschen die offen rassistischen Asylpraktiken und Visabeschränkungen zu ersparen und den Tabubruch-Strategien Sarrazins und anverwandter Geister souverän Grenzen zu setzen. Sondern noch um Verteidigung der reaktionärsten Ideologien solange sie (noch in sich rassistisch) dem Ausland zugerechnet werden.
Bytheway „Migrationshintergrund“ ist tatsächlich eine merkwürdige Frage, meines Erachtens gibt es gerade in der türkisch-deutschen jungen Generation einen ausgeprägten Gay-Schick und sehr nette Styles, während auf Seiten der deutschen Dorfjugenden doch stilistische Monotonie herrscht, die radikal binär und homophob durchwachsen ist. Dass dadurch aber schon das Problem einer nicht unbedingt kleinen, aggressiven dezidiert islamisch/türkischen Anti-Homo-Lobby nivelliert wird, ist fatal.
Naja,
inzwischen gibt es schon ein paar Belege
http://maedchenblog.blogsport.de/2010/07/04/na-also-warum-nicht-gleich-so/
und
http://maedchenblog.blogsport.de/2010/07/04/na-also-warum-nicht-gleich-so/#comment-42891
und
http://maedchenblog.blogsport.de/2010/07/04/na-also-warum-nicht-gleich-so/#comment-42946 (am Ende)
+ Die Maneo-Zahlen sind in der Tat tendenziös, weil sie von der geographischen Verteilung abstrahieren.
+ Vom LSVD Berlin gibt es weitere fragwürdige Presseerklärungen.
+ Und Siegessäulen-Artikel scheinen mir auch zurecht kritisieren worden zu sein.
„Das in dem Satz von Zara (01. Juli 2010 um 20:10 Uhr) gemeinte „sie“ sind die bereits am 01. Juli 2010 um 12:00 Uhr von Zara erwähnten „Exponentinnen der Berliner critical whiteness Studies, also z.B. Arndt und Hornscheidt“ (vgl. dazu meine Nachfrage 01. Juli 2010 um 13:48 Uhr)“
ja, das habe ich befuerchtet, warum nicht einmal nuechtern zur Kenntnis nehmen, dass es auch PoC in Deutschland inzwischen auf Uni-Stellen geschafft haben, liebeR Detlef-Georgia?
(btw. dass hier ernsthaft versucht wurde, meine nobrainer-Freizeit-google-adhoc-Recherche als Beleg der mangelnden Konsistenz der Rassismus-Vorwuerfe Butlers an den LSVD&co. heranzuziehen spricht Baende, es ist ungefaehr so, man entschuldige diesen Vergleich, als wuerde man versuchen, auf der Grundlage eines taz-Artikels ueber ein Vereinshaus der NPD die Fadenscheinigkeit jedes NPD-Verbotsversuchs zu belegen wissen, sehr seltsames Vorgehen, sollte das ein Induktionsbeweis werden? har har)
Kopulativkomposita (parataktische Komposita) [Bearbeiten]
Kopulativkomposita (auch: Dvandva, Koordinativkomposita) sind Komposita aus zwei oder mehr Bestandteilen derselben Kategorie, welche in einem Verhältnis der Koordination (ein „parataktisches (nebengeordnetes) Verhältnis“[14]) und nicht der Über- oder Unterordnung stehen. Das Besondere der Kopulativkomposita ist, dass die Konstituenten semantisch gleichwertig sind und nicht die eine der anderen untergeordnet ist. Deshalb spricht man hier von Kopflosigkeit oder auch von Doppelköpfigkeit.
* Beispiele: süßsauer, nasskalt, gelbrot, Hosenrock, aber auch mit Bindestrich: Castrop-Rauxel, Elsaß-Lothringen, Nordrhein-Westfalen und Zahladjektive wie einundzwanzig, Fahnenfarben wie schwarzrotgold, die aber in der Reihenfolge konventionalisiert sind.
Wenn die Reihenfolge nicht lexikalisiert ist, können (theoretisch) die Glieder ohne Sinnverlust vertauscht werden, wie bei Spieler-Trainer sowie Trainer-Spieler.[15]
In manchen Fällen sind Bildungen wie graublau je nach Wortakzentuierung und Kontext determinativ oder kopulativ interpretierbar.
http://de.wikipedia.org/wiki/Komposition_%28Grammatik%29
(ist man in Elsass-Lothringen eigentlich immer gleichzeitig im Elsass UND in Lothringen?)
Und wieso, weshalb? Exponentinnen meinte schon genau dies, da ist es egal, ob es daneben auch andere gibt, die diese Ideologie von Uni-Stellen aus propagieren.
In etwa so?
1) Andreas kann den Rassismusvorwurf nicht begründen.
2) Ein Vertreter der critical whiteness kann Rassismusvorwürfe nicht besser begründen, wie ein anderer.
1) wurde bewiesen, jetzt müssen wir noch 2) zeigen und dann haben wir bewiesen, dass dieser Rassismusvorwurf nicht zu begründen ist?!
@ Andreas:
1. Zara hat von Anfang gesagt, welche sie mit dem Satz kritisiert – nämlich „Arndt und Hornscheidt“. Und auf meine Nachfrage hin, hat sie den Text benannt, auf den sich die Kritik bezieht.
Genau das ist eine ernsthafte Kritik (im Gegensatz zu einer Vorgehensweise, die die Objekte ihrer ‚Kritik‘ nicht benennt).
Das ist das einzige, worauf es hier ankommt. Daß es darüber hinaus noch weitere WissenschaftlerInnen gibt, die Rassismus-Forschung betreiben, spielt für diesen Punkt keinerlei Rolle.
2. Butler hatte – im Gegensatz zu Dir – keinerlei Beispiele angeführt.
3. Es ging mir nie darum, Butler zu widerlegen. Ich hatte nur auf der altmodischen Ansicht beharrt, daß Behauptungen ohne Belege keine Beweise sind. Daß deshalb noch lange nicht das Gegenteil wahr ist (also der CSD nicht rassistisch ist), liegt auf der Hand und hatte ich auch nie behauptet.
4. Mittlerweile liegen einige Belege für den Rassismus-Vorwurf, die allerdings weder von Dir noch von Judith Butler vorgebracht wurden, vor. In dem Kommentar unmittelbar vor Deinen drei Kommentaren hättest Du das zur Kenntnis nehmen können (TaP – 07. Juli 2010 um 12:54 Uhr).
5. Dein Verhältnis zur Linguistik scheint auf einem genauso großen Mißverstehen zu beruhen, wie Dein Verhältnis zur Logik (vgl. die Ausgangsdebatte bei der Mädchenmannschaft):
Was ist denn nun mit „süßsauer“, „nasskalt“ usw.?! Die Sachen sind sowohl süß als auch sauer; sowohl naß als auch kalt. Auch wenn von „Elsaß-Lothringen“ und/oder „Nordrhein-Westfalen“ gesprochen wird, ist jeweils das Gesamtgebiet gemeint: Elsaß und Lothringen bzw. das nordheinische Gebiet und Westfalen.
Etwas anderes folgt auch nicht aus Deinem von Dir fett gesetzten Wikipedia-Zitat.
6. Zur Erinnerung daran, worum es bei der linguistischen Kontroverse überhaupt ging: Es ging, um die Frage, ob aus folgendem Zitat – wie Andreas meint – herausgelesen werden kann, daß (nach Ansicht des/der/der Zitat-AutorIn[nen]) jede Diskriminierung (wegen) einer bestimmten Kultur (z.B.: Religion, z.B.: Islam) per se rassistisch ist oder vielmehr – so meine These – auch diesem Zitat zufolge von „Rassismus“ – im Interesse der Trennschärfe des Begriffs – nur dann gesprochen werden soll, wenn eine Verknüpfung von Kultur mit „natio-ethno“ vorliegt:
Bezeichnet „natio-ethno-kulturellen“ also eine kummulative Verknüpfung dieser drei Gesichtspunkte (wie ich meine) oder sind die Bindestrich als alternatives „oder“ zu lesen? Wofür sprechen die Beispiele „Elsaß-Lothringen“ und „Nordrhein-Westfalen“?
Fortsetzung der Diskussion:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/05/17/diskussion-ueber-antidiskriminierungspolitik-revolutionaerem-feminsmus-und-nebenwiderspruchs-marxismus/