„Und schließlich schlägt Kant [in Was ist Aufklärung?] Friedrich II. in kaum verhüllten Worten eine Art Vertrag vor, der ein Vertrag zwischen rationalem Despotismus und freier Vernunft genannt werden könnte: Der öffentliche und freie Gebrauch der autonomen Vernunft wird die beste Garantie des Gehorsams sein, jedoch unter der Bedingung, daß das politische Prinzip, dem gehorcht werden muß, selbst mit der universellen Vernunft übereinstimmt.“ (40)1
„Wir müssen die Alternative des Außen und Innen umgehen; wir müssen an den Grenzen sein.“ (48)2
„Und diese Kritik [die von Foucault verfochtene, TaP], wird insofern genealogisch sein, als sie nicht aus Formen unseres Seins das ableiten, was wir unmöglich tun und wissen können; sondern sie wird in der Kontingenz, die uns zu dem gemacht hat, was wir sind, die Möglichkeit auffinden, nicht länger das zu sein, zu tun oder zu denken, was wir sind, tun oder denken.“ (49)
„[…] der folgende Einwand [gegen die hier in FN 1 zitierte Position Foucaults, TaP] [wäre] ohne Zweifel vollständig berechtigt: Falls man sich auf diesen Typ stets partieller und lokaler Untersuchungen oder Tests beschränkt, läuft man dann nicht Gefahr, sich von allgemeinen Strukturen bestimmen zu lassen, deren man nicht bewußt ist und die man nicht beherrschaft? […]. Diese [die von Foucault vorgeschlagene, TaP] Arbeit hat ihre Allgemeinheit, ihre Systematik, ihre Homogenität und ihren Einsatz.“ (50)
„Wir wissen, daß das große Versprechen, oder die große Hoffnung des 18. Jahrhunderts, […], in dem gleichzeitigen und proportionalem Wachstum der technischen Fähigkeiten […] wie auch der Freiheit der Individuen […] lag.[…] man konnte sehen, welche Formen von Machtbeziehungen durch verschiedene Technologien gefördert wurden (ob wir von Produktionen mit ökonomischen Zielen spechen oder von Institutionen mit dem Ziel gesellschaftlicher Regulierung oder von Kommunikationstechniken: kollektive und individuelle Disziplinen, Prozeduren der Normalisierung, die im Namen der Staatsmacht, als Forderungen der Gesellschaft oder von Teilen der Bevölkerung ausgeübt wurden, geben Beispiele. Der Einsatz ist also: Wie kann der Zuwachs an Fähigkeiten von der Stärkung von Machtbeziehungen getrennt werden?“ [50, 51 – meine Hv.] -
letzteres gegen alle, die meinen Foucault habe einen unkritischen Macht-Begriff vertreten; s. dazu auch dort, S. 72 – 75.
(Michel Foucault, Was ist Aufklärung?,
in: Eva Erdmann / Rainer Forst / Axel Honneth (Hg.),
Ethos der Moderne. Foucaults Kritik der Aufklärung
Campus: Frankfurt am Main / New York, 1990,
S. 35 – 54).
- Dieser – wie mir scheint richtige – Ausgangspunkt (in doppelter Opposition zu reformistischer Integration und linksradikalem Absentismus), kippt dann allerdings auf der folgenden Seite reformistisch (oder sogar totalitarismus-theoretisch) weg: „Das bedeutet, daß diese historische Ontologie unserer selbst von allen Projekten Abstand nehmen muß, die beanspruchen, global oder radikal zu sein. In der Tat wissen wir aus Erfahrung, daß der Anspruch, dem System der gegenwärtigen Realität zu entkommen, um allgemeine Programme einer anderen Gesellschaft, einer anderen Weise zu denken, einer anderen Kultur, einer anderen Weltanschauung hervorzubringen, nur zur Rückkehr zu den gefährlichsten Traditionen geführt haben.“ [zurück]
- Zu Kants Empfehlung der Philosohie als mediäre Instanz zwischen Staatsoberhaupt und Volk s. auch noch dort, S. 30 f.[zurück]
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