[Diesen Kommentar zum Beitrag:
Feminismus und BDSM (Sadomasochismus) – unvereinbar?
beim Mädchenblog habe ich dort gerade gepostet]
Also – mich überzeugt das nicht.
„Mir scheint, dass oft Diskriminierung und Benachteiligung gesucht wird wo keine ist. Weniger Frauen haben einen guten Beruf und mehr Frauen arbeiten Teilzeit im Vergleich zu Männern. Aber das liegt nicht an der aktuellen Benachteiligung von Frauen, sondern an der Benachteiligung in der Vergangenheit: […]. Aber ältere Frauen, die in jungen Jahren noch nicht die gleichen Rechte hatten wie die jungen Frauen heutzutage, sind natürlich weiterhin noch benachteiligt, da sie in jungen Jahren nicht die gleichen guten Ausbildungen genießen konnten wie die Männer.“
Und warum verdienen auch Frauen, die auf gleicher Hierarchiestufe wie Männer arbeiten, im Durchschnitt weniger als die entsprechenden Männer?
Und warum ist Hausarbeit immer noch ganz überwiegend Frauensache – selbst bei jungen Paaren mit hoher Ausbildung und wo die Frau erwerbstätig ist (spätestens zumindest, wenn es in der Beziehung Kinder gibt)?1
Warum reproduziert sich die sexistische Arbeitsteilung selbst in transgender-Beziehungen?2
Warum gibt es weiterhin sexuelle/sexualisierte Gewalt? Und warum ist sie weiterhin in aller erster Linie Männergewalt gegen Frauen?
Warum gibt es solche Phänomene wie die Kampagne gegen Ypsilanti?3
„Gerade in einer Partnerschaft liegt eine gleichberechtigte Machtverteilung vor, die stets die Grundlage zur freiwilligen Unterwerfung bildet.“
Ich würde dagegen die These setzen wollen: Die freiwillige Partnerwahl macht die Unterwerfung attraktiv, aber auch die subjektivierende Unterwerfung (Althusser / Foucault) (hier: die Unterwerfung eines liebenden weiblichen Subjekts) ist immer noch Unterwerfung:
„Um die Liebe zwischen den Partnern nicht aufs Spiel zu setzen, verzichten die meisten Paare über weite Strecken auf eine explizite Aufrechnung, wie sie bei einer genauen Einhaltung der Partnerschaftsnorm [Gleichberechtigung, d. Vf.In] erforderlich wäre. Dadurch entsteht die Situation, daß die Beteiligung des Mannes an der Hausarbeit sich auf gelegentliche Hilfestellung und außerordentliche ‚Sonderleistungen‘ […] beschränkt.“ (Koppetsch/Burkart 1999, 319).
und
wie hier FN 1, S. 73 f., 187-189
„Demnach gibt es keinen Grund, sich bei oder vor den ‚Spielen‘ Gedanken um die äußeren Machtverhältnisse zu machen.“
Und weshalb werden dann beim ‚Spielen‘ die ‚äußeren‘ Machtverhältnisse haargenau nachgespielt?
Vgl. meine Kritik:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2000/08/31/wessen-gewalt-hat-die-macht-sexy-zu-sein/
„Aber wenn ich masochistisch bin und einen Mann gefunden habe, der zu mir passt, mit dem ich mich perfekt ergänze, den ich liebe, warum sollte ausgerechnet dieser Mann dann mein Feind sein? Dieser Mann ist alles andere als mein Feind: Er ist mein Partner, mein Geliebter, mein ein und alles. […]. Warum wird immer wieder – gerade von Feministinnen – gefordert, Frauen sollten sich emanzipieren und nach ihrem eigenen Willen handeln, wenn es dann doch wieder falsch ist? Warum darf meine sexuelle Selbstbestimmung nicht so weit gehen, dass ich für mich entscheide, Masochistin zu sein.“
Ja, es wäre anmaßend und müßig, Dir sagen zu wollen, daß Du das Falsches willst (schließlich ist es Dein Wille) – aber es ist schon möglich eine eigene politische Meinung dazu zu haben, oder?
„Bei BDSM handelt es sich um eine Neigung und nicht um eine Spielerei oder eine krankhafte Perversion.“
Ich würde ja altmodisch sagen: Es handelt sich um Politik. Das Sexuelle ist politisch.
„Ich kann studieren und meinen Beruf ausüben, viel Geld verdienen und sagen, was ich will – und dennoch kann mein Partner mich im Bett schlagen und demütigen, weil es mir gefällt!“
Das erste Teil des Zitates scheint mir latent ein unzutreffendes Klassen-bias zu enthalten (Seximus sei ausschließlich ein Unterschichtsphänomen / eine Bildungsfrage) – und bei dem zweiten Teil stellt sich mir schon die Frage (nicht das ich erwarten/verlangen würde, daß Du das öffentlich ausbreiten willst): Warum gefällt Dir das?
„Also bei Alice Schwarzer, die sich auch deutlich gegen jede Pornografie wendet und häufig sogar fast männerfeindlich rüberkommt, war nichts anderes zu erwarten.“
Die Bemühungen um ‚feministische Pornographie‘ in allen Ehren4, aber:
a) Warum muß das dann immer noch Pornographie heißen, wenn es doch angeblich etwas ganz anderes ist?
Und b): Anfang des Jahres war ich in Wien bei einem dieser modischen post-porn-Festivals – meinen Eindruck hatte ich danach wie folgt zusammengefaßt
„Um noch mal zusammenfassend auf die Filme zurückzukommen: Soweit nicht ohnehin Schwänze, sondern Dildos gezeigt wurden, bestätigten, sie NICHT die von einer der ReferentInnen aus Preciados ‚Kontrasexuellem Manifest‘ referierte These, daß sich Dildos in Form, Farbe sowie Positionierungs-/Anbringungs- und Einsatzmöglichkeiten von Schwänzen unterscheiden statt Schwanz-Substitute zu sein. Das, was zu sehen war, schien eher auf getreulich-naturalistische Imitation in Form, Farbe, Anbringung (zwischen den Beinen) und Einsatz (haupsächlich in der Vagina: möglichst tief, in möglichst schnellem Rythmus, möglichst heftig bis gewaltsam) der männlich-heterosexuellen Normalität zu zielen.“
- http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/schulze-detlef-georgia-2004-06-10/PDF/schulze.pdf, S. 113 – 131, 261. [zurück]
- ebd., S. 157 – 257. [zurück]
- Der Ypsilanti-Komplex. Zwischenbilanz einer medialen Jagd: http://fr-online.de/in_und_ausland/politik/dokumentation/?em_cnt=1601228& [zurück]
- http://maedchenblog.blogsport.de/2009/08/29/was-wir-schon-immer-ueber-pornos-wissen-wollten-oder-vielleicht-doch-nicht/; http://maedchenmannschaft.net/porno-d-i-y/; http://les-petits-plaisirs.blogspot.com/2009/08/poryes-1-feministischer-pornofilmpreis.html [zurück]
Nach meiner Replik auf dem mädchenblog, hier nochmal:
Der Satz „Das Sexuelle ist politisch“ ist ja gut und schön, aber es kommt wohl darauf an, wie man es politisiert. Warum soll der normale Sex politisch nicht weiter zu problematisieren sein, SM hingegen schon?
SM ist doch ein Spiel mit Macht und Gewalt, ein authentisches Spiel vielleicht, aber dennoch ein Spiel. Du argumentierst ja wie jemand, der Monopoly affirmativ findet, weil man darin den Kapitalismus nachspielt.
Ich finde es zudem ein starkes Stück, fast eine Unverschämtheit, dass du dich in deiner Problematisierung von SM ausgerechnet auf Foucault beziehst. Der dachte nämlich zu dem Thema ganz anders als du:
„Ich denke nicht, dass diese Bewegung sexueller Praktiken [gemeint ist die SM-Subkultur; TS] irgendetwas mit der Auf- und Entdeckung von tief in unserem unbewussten Unbewussten vergrabenen sadomasochistischen Strebungen zu tun hat. Ich denke, dass SM viel mehr ist als das; es ist die wirkliche Erschaffung neuer Möglichkeiten von Lust, die man sich zuvor nie hatte vorstellen können. Die Vorstellung, dass SM mit einer tiefsitzenden Gewalt verbunden sei, dass ihre Praxis ein Mittel sei, um diese Gewalt freizusetzen, um der Aggression freien Lauf zu lassen, ist eine dümmliche Vorstellung. Wir wissen sehr gut, dass das, was diese Leute machen, nicht aggressiv ist; dass sie neue Möglichkeiten von Lust erfinden, indem sie bestimmte eigentümliche Partien ihrer Körper gebrauchen – indem sie diesen Körper erotisieren. Ich denke, dass wir da eine Art SChöpfung, schöpferisches Unternehmen haben, bei denen ein Hauptmerkmal das ist, was ich Desexualisierung der Lust nenne. Die Vorstellung, dass die physische Lust stets aus der sexuellen Lust herrührt, und die Vorstellung, dass die sexuelle Lust Grundlage aller möglichen Lüste ist, dies, denke ich, ist etwas, das falsch
ist. Die SM-Praktiken zeigen uns, dass wir Lust ausgehend von äußerst seltsamen Objekten hervorbringen können, indem wir bestimmte eigentümliche Partien unseres Körpers in sehr
ungewöhnlichen Situationen usw. gebrauchen.“
Foucault: Analytik der Macht. Frankfurt 2005, S. 304. (Aus einem Interview)
In deiner Kritik an dem Artikel stimme ich dir übrigens ansonsten zu – hier wird mit Bezug auf den Feminismus wirklich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
In deinem alten Beitrag wirkt der Foucault-Bezug im Übrigen noch seltsamer. Mit Foucault gegen SM aber für neue Lüste???
Das Mao-Zitat solltest du dir da selbst an den Kopf werfen. Was du da über die SM-Subkultur schreibst, hat mit den tatsächlichen Verhältnissen wenig zu tun. Ich empfehle wärmstens die Lektüre von Norbert Elbs Studie: „SM-Sexualität. Selbstorganisation einer sexuellen Subkultur“ (Gießen 2006)
Ich will nicht behaupten, dass die SM-Subkultur das Richtige im falschen Ganzen wäre. Aber so falsch, wie du sie beschreibst, ist sie sicherlich nicht. Und ihr subversives Potential liegt eben tatsächlich (siehe Foucault) in der Erfindung neuer Lüste.
Um es vllt noch treffender auf den Punkt zu bringen: SM ist kein Nachspiel der äußeren Macht, sondern eher die Sehnsucht nach einer guten Macht. Dass du von einer guten Macht bzw. Gewalt nichts wissen willst, zeigt wieder einmal, wie wenig du anscheinend von Foucault verstanden hast.
Ich habe mich gegen die Freiwilligkeits-Ideologie auf Foucault berufen. Und diese Berufung ist einfach wahr.
Sag‘ ich ja gar nicht. Unter http://theoriealspraxis.blogsport.de/images/produktive_Macht_nicht_lieben.pdf (S. 1) habe ich im Gegenteil ausdrücklich angeregt, das Konzept „Sex / Sexualität“ insgesamt in Frage zu stellen:
Zuvor hatte ich unter http://theoriealspraxis.blogsport.de/images/AKSM_Langfassung.pdf (S. 5 f., FN 11) geschrieben:
Und das läßt sich nicht mit dem ‚Argument‘ widerlegen, daß MacKinnon und Rich auch jede Menge falscher und unzutreffender Sachen geschrieben haben oder daß das ‚vor Butler‘ geschrieben wurde.
Naja, ein Brettspiel ist vielleicht etwas anderes als der ‚Spielen‘ mit fremden Körpern. Und bei Monopoly werden nicht die gesellschaftlichen Rollen der konkret Spielenden reproduziert. Die ‚Rollen‘ im Spiel funktionieren völlig unabhängig von der (sonstigen) gesellschaftlichen Rolle der Spielenden, während es beim SM eine starke Tendenz gibt, daß wiederum Männer die Dominierenden sind – lt. Wikipedia 72 – 89 %.
Das ist sehr allgemein. Und in dieser Allgemeinheit gibt es da auch gar nichts einzuwenden. Dagegen ist das Nach’spielen‘ von Herrschaft ein sehr spezifischer Fall. Und ich habe bisher kein Argument gehört, daß mich überzeugen würde, daß es möglich ist, im Falle von SM eine halbwegs trennscharfe Unterscheidung zwischen ‚Spiel‘ und ‚Ernst‘ zu treffen.1
Der hiesige Ausgangsartikel von Mirabella und auch die seinerzeit von mir im AK kritisierten Texte sind vielmehr ein sehr starkes Indiz dafür, daß die Unterscheidung nicht möglich ist – am Ende ist auch der ‚Ernst‘ ein ‚Spiel‘, und das Patriarchat löst sich durch queer-sadomaso Voluntarismus in Luft auf.
Siehe allgemein zu diesem Thema auch noch:
Kuschelsex oder Kuschelpolitik? Lesbisch-kommunistische De-Konstruktion oder ex-autonom-postmoderner Liberalismus?
„Wir fanden uns gewiss vor zuviel Macht“ (Foucault)
Hm, ich habe meine Argumente hier vielleicht etwas vage formuliert. In meinem Blogeintrag habe ich sie besser ausgeführt.
Zum „männlichen Sadismus“:
Elb spricht in seiner erwähnten Studie von einer „Dominanz des Masochismus“ in der SM-Subkultur, wonach die Mehrzahl derer, die sie betreten, ursprünglich eher masochistisch sind, später, u.a. aufgrund der besseren Chancen auf dem Beziehungsmarkt, dann jedoch zum Sadismus wechseln.
Ich finde es im übrigen schon einen erheblichen Unterschied, wenn Frauen z.B. unfreiwillig Opfer häuslicher Gewalt werden oder vergewaltigt werden, und wenn dies auf ihrer Zustimmung basiert.
Du ignorierst mE zudem die Selbstwahrnehmung masochistischer Frauen. Diese erleben SM gerade nicht als Unterdrückung, sondern als Befreiung. Die meisten SM-Beziehungen werden zudem nicht 24/7 geführt, sondern beschränkt auf gewisse Zeiträume. In der restlichen Zeit mag dann womöglich sogar die Frau in der Beziehung dominieren.
1. Schreib‘ doch vielleicht mal eine Rezension zu dem Buch; ich komme da im Moment nicht ‚ran (Auslandsaufenthalt). Anderen wollen vielleicht nicht gleich ein ganz Buch dazu lesen.
2. Ich habe halt gewisse Zweifel daran, wieviel „Zustimmung“ in einer grundsätzlich von Herrschaft und Ausbeutung strukturierten Gesellschaft Wert ist.
3. „gerade nicht als Unterdrückung, sondern als Befreiung“ – Ja, als Befreiung von angeblich tabubeladenen Feministinnen, so zumindest jetzt bei Mirabella; genauso damals im AK.
Wenn es angeblich auch bessere Argumente für SM gibt, warum werden die dann immer nur andeutungsweise in Halbsätzen vorgebracht – und wird statt dessen auf den Feminismus eingeschlagen?
„1. Schreib‘ doch vielleicht mal eine Rezension zu dem Buch; ich komme da im Moment nicht ‚ran (Auslandsaufenthalt). Anderen wollen vielleicht nicht gleich ein ganz Buch dazu lesen.“
Da bin ich ehrlich gesagt im Augenblick zu faul zu. Es handelt sich halt um eine Untersuchung der heterosexuellen SM-Subkultur in Deutschland mit qualitativen Methoden.
Das Buch hat im Übrigen auch seine Schwachstellen.
„2. Ich habe halt gewisse Zweifel daran, wieviel „Zustimmung“ in einer grundsätzlich von Herrschaft und Ausbeutung strukturierten Gesellschaft Wert ist.“
Ja, darüber muss man diskutieren.
„3. „gerade nicht als Unterdrückung, sondern als Befreiung“ – Ja, als Befreiung von angeblich tabubeladenen Feministinnen, so zumindest jetzt bei Mirabella; genauso damals im AK.“
Ich kenne einige masochistische frauen, die zugleich auch Feministinnen sind. Das ist doch kein Widerspruch!
„Wenn es angeblich auch bessere Argumente für SM gibt, warum werden die dann immer nur andeutungsweise in Halbsätzen vorgebracht – und wird statt dessen auf den Feminismus eingeschlagen?“
Also ich hab nichts gegen den Feminismus an sich. Nur gegen bestimmte Ausrichtungen des Feminismus.
Im Grunde will ich auch nicht für SM argumentieren. Ich will doch niemanden mit rationalen Gründen dazu bringen, SMer zu werden. Ich argumentiere gegen Anti-SM.
hast du mirabellas beitrag überhaupt gelesen?
Vielleicht nicht, für die allermeisten in der SM-Szene anscheinend schon.
Guck‘ Dir den Beitrag von Mirabella an. Zunächst erweckt sie den Eindruck, es gehe ihr darum zu zeigen, daß SM und Feminismus vereinbar seien. Die Vereinbarkeit besteht dann aber darin, daß Feminismus allenfalls noch ein historischer Erinnerungsposten ist, weil das Patriarchat ehe im Verschwinden und unter jungen Leuten tatsächlich schon verschwunden sei.
Und in der anschließenden Diskussion beim Mädchenblog konnte sich die von „schon wieder“ vorgeschlagene Trennung zwischen Teil 1 (Gibt es das Patriarchat noch?) und Teil 2 (Was halten wir von SM?) nicht durchsetzen. Wer/welche zeigen will, daß SM weder antifeministisch sein noch das Fortbestehen des Patriarchats leugnen muß, hätte klar sagen müssen:
a) Auf dieser Grundlage (dem Artikel von Mirabella) gibt es von uns keine Verteidigung von SM. Bzgl. Teil 1 stehen wir in einer Front mit allen anderen Feministinnen.
b) Und zu SM schreiben wir einen neuen Text mit besserer Begründung. Meine diesbzgl. mehrfache, in diese Richtung gehende Anregung wurde von den SM-Fans unter Mädchenblog-LeserInnen mehrfach explizit zurückgewiesen. Sie hätten es gar nicht nötig, irgendetwas zu erklären (meinetwegen, aber dann sollen sie auch generell von öffentlichen Stellungnahmen zu dem Thema absehen. Wenn sie dagegen diskutieren wollen und feministische Anerkennung haben wollen, müssen sie Argumente vorbringen und die vorgebrachte Kritik widerlegen.)
Und diese AK-Beiträge damals (2 x M, 1 x F) hatten auch anti-feministische Untertönen.
Konkretisier‘ doch mal bitte diese „Ausrichtung“ – aber kommt jetzt nicht wieder mit Teddy Adorno und Robi Kurz, die haben/hatten es nämlich nicht so mit dem Feminismus. Deren Kritik an SM ist eine ganz andere als meine!
Und warum nicht – das erstere?! Wäre doch vielleicht das beste Mittel um das zweite zu erreichen.
„Vielleicht nicht, für die allermeisten in der SM-Szene anscheinend schon.“
Weiß ich nicht. Hier mal zwei links zu Blogs, in denen Feminismus und SM verbunden wird:
http://les-petits-plaisirs.blogspot.com/ (kennst du ja schon)
http://sm-feminist.blogspot.com/
Ich wüsste auch nicht, warum M-Frauen nicht feministisch sein sollten. Macht für mich gar keinen Sinn.
„Konkretisier‘ doch mal bitte diese „Ausrichtung“ – aber kommt jetzt nicht wieder mit Teddy Adorno und Robi Kurz, die haben/hatten es nämlich nicht so mit dem Feminismus. Deren Kritik an SM ist eine ganz andere als meine!“
Die Alice Schwarzer/PorNo-Richtung meine ich.
Sympathischer finde ich halte den sexpositiven Feminismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Sex-positiver_Feminismus#BDSM), wie ihn z.B. Gayle Rubin vertreten hat. Allerdings – als Klarstellung: ich finde, Frauen sollten auf diesem Gebiet selbst entscheiden, welche Spielart des Feminismus ihrer Erfahrung am meisten entspricht. Die Erfahrung fehlt mir halt aufgrund meiner gesellschaftlichen Positionierung.
„Und warum nicht – das erstere?! Wäre doch vielleicht das beste Mittel um das zweite zu erreichen.“
Aber dann müsste ich doch die Position vertreten, das SM irgendwie besser als andere Arten der Lust wäre. Diese Position habe ich aber nicht und sie ließe sich auch nicht rational begründen.
dass kurz kein feminist ist, halte ich für ein gerücht. die exit/krisis-spaltung ght doch darauf zurück, dass teile der krisis die feministischen theorien v roswitha scholz nicht ernt genug nahmen
@ Thiel Schweiger – 03. Oktober 2009 um 16:59 Uhr
Und wie repräsentativ sind die denn für die SM-Szene (den zweiten blog habe ich mir jetzt nicht genauer angesehe )? Allein schon der Vorstellungstext von Les petits plaisirs hebt sich doch dermaßen deutlich von denen Seiten, die l verlinkt hat, von dem Beitrag von Mirabella und den SM-VerteidigerInnen im Anschluß an Mirabellas Beitrag und der seinerzeitigen AK-Debatte ab: „Erotik – ein Teilbereich des Lebens, der immer weiter einschrumpft. Überwältigt von einer Flutwelle der expliziten sexuellen Darstellung, der Mainstream-Pornographie auf der einen, Stress und Hektik des Alltags auf der anderen Seite, gehört die Erotik zu einer bedrohten Spezies. In diesem Blog werde ich mich drum bemühen, der Erotik einen kleinen aber feinen Lebensraum zu geben.“
Was die safewords anbelangt, sieht die Seitenmacherin das ähnlich wie der Kommentar, den l schon zitiert hat:
Und in einem weiteren Kommentar:
Das ist doch wirklich etwas ganz anderes als Dein „No risk no fun“ oder dem ‚Es sollen doch gerade die Grenzen ausgetestet werden‘ von Tee beim Mädchenblog. -
Das hebt sich doch alles sehr deutlich von der pauschlen und gleichzeitig totalen Anti-Haltung gegenüber PorNo und SM-Kritik, wie sie die SM-VerteidigerInnen in den angeführten Debatten an den Tag legten, ab. – Und Mademoiselle Nocturne lässt – im Gegensatz zu der Haltung von einigen KommentatorInnen beim Mädchenblog, ‚SM-lerInnen müssen ihre Lust nicht an politischen Kriterien messen lassen‘ – immerhin die Fragen zu „Gibt es politisch korrekten Sex?“, „Wie muss dieser beschaffen sein?“ und „Was macht feministischen Sex aus?“ --- auch wenn sie als Antwort es auch nur beim Konsens bewenden läßt und die Frage nach der Reproduktion von außersexuellen Machtverhältnisses im Sex und der Prägung sexueller Bedürfnisse durch außersexuelle Machtverhältnisse nicht stellt.
Als ob sich Pornographie nur mit den Argumenten der staatstragenden Alice Schwarzer kritisieren ließe. Allein schon das Theorieprogramm von MacKinnon (dessen Kernidee ‚Sexualität ist für den Feminismus das, was für den Marxismus Arbeit ist.‘ ich nicht teile, weil das die geschlechtshierarchische Arbeitsteilung für viel zu marginal hält) ist doch ein ganz anderes Kalliber, als der journalistische und politisch falsch situierte Kram von Schwarzer.
Und Butler & Co. müssen nicht liberal interpretiert werden; ich verweise noch mal auf meinen Kuschelsex-Text.
Es ist doch Euer theoretisches Armutszeugnis, wenn Euch zu dem Thema nichts anderes einfällt, als immer wieder auf Schwarzer rumzuhaken.
Das ist doch demagogisch, welche von den Porno-, SM- und hetero/a/sexuellem Fick-Sex-Kritikerinnen ist denn wirklich anti-sex?! (Wobei ich meinerseits gar nichts dagegen hätte, den Sex-Begriff den Gewalt-Sex Fans zu überlassen und für den Feminismus einen neuen Begriff zu prägen. Aber damit ich ja nun wirklich repräsentativ.)
Dann mußte Du aber aber auch zugestehen, daß SM für Feministinnen genauso kritisierbar ist wie alles andere, worin Sexismus artikuliert und reproduziert wird. Wenn Du dem zustimmst, dann poste das mal bitte beim Mädchenblog. Da bin ich ja mal gespannt, was earendil, n.n., Tee & Co. dazu sagen…
@ bigmouth – 03. Oktober 2009 um 17:09 Uhr
Tut mir Leid, ich finde diesen ganzen Krisis-Kram esoterisch. Wenn es bei Roswitha Scholz zusätzlich um Frauen und das Geschlechterverhältnis geht, bleibt das halt immer noch Esoterik und wird dadurch nicht zu feministischer Theorie – geschweige denn Politik.
Ich hatte dazu in der zweiten Hälfte der 90er Jahre mal ein Diskussionspapier geschrieben; ich kann mal bei Gelegenheit gucken, ob sich das zu veröffentlichen lohnt oder ob da zu spezifische Bezüge auf den seinerzeitigen Verwendungszweck drin sind.
auch falscher feminismus ist noch feminismus. stalin war ja auch kommunist
Nee, das würde ich schon anders sehen:
a)aa) Was nicht feministisch ist, ist nicht feministisch – auch, wenn es feministisch genannt wird.
Die Grenzziehung zwischen inner-feministischen Differenzen einerseits sowie Feminismus und Anti-Feminismus ist schwierig, aber möglich.
bb) Aber darauf kommt es mir bei Roswitha Scholz gar nicht an; ich kann den ganzen Krisis-Ansatz als Theorie (ob nun feministisch oder nicht) gar nicht ernstnehmen. Das ist mir zu abgedreht.
b) Zu einfach wäre zu sagen, der Stalinismus war nicht der ‚wahre‘ Sozialismus / Kommunismus. Klar, es war seinerzeit die in der kommunistischen Bewegung hegemoniale Politik.
Aber Stalins Lesart von Marx und Lenin war an entscheidenden Punkten wissenschaftlich unzutreffend und politisch falsch. Seine Theorie und Politik (‚Staat des ganzen Volkes‘) stand dem Übergang von der Diktatur des Proletariats (Staat) zum Kommunismus (kein Staat) entgegen.
Ich hätte deshalb Bedenken, Stalin „Kommunist“ zu nennen.
So meine alte Kritik an der „Abspaltungs“-Theorie von Roswitha Scholz ist jetzt online:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/1996/10/15/die-krisis-nunmehr-exit-und-das-geschlechterverhaeltnis/.