Schon verständlich, daß es der SDAJ Bayern nicht gefällt, daß die Antifa F die SDAJ Frankfurt „antisemistisch“ nennt. Nur wäre gut, auch zu begründen, warum der Vorwurf falsch ist.
Auch verständlich, daß es der SADJ nicht gefällt, daß ein Text von der Initiative Sozialistisches Forum (ISF) auf der homepage von Phase 2 die Junge Welt als „linksvölkisch“ bezeichnet. Wiederum wäre gut, zu begründen, warum diese Bezeichung falsch oder zumindest zu pauschal ist.
Schließlich mag es als unbefriedigend empfunden werden, wenn TOP schreibt: „Kapitalismus in der antisemitischen Weltsicht wird nicht als ein Prozess gesehen, der sich aus eigenem Antrieb und ohne spezielles Subjekt auseinander entwickelt, sondern als ein ausbeuterisches Projekt, dass bewusst von bösen Menschen, wie etwa der ‚Herrschenden Klasse‘ betrieben wird.“ – ohne dazuzusagen, daß eine solche Sichtweise allein noch nicht das Urteil „Antisemitismus“ rechtfertigt.
Und richtig ist auch, daß die SDAJ darauf beharrt, „dass es eine herrschende Klasse in diesem Land gibt und dass unsere Interessen und die der herrschenden Klasse nicht identisch sind.“ – Nur wäre sinnvoll, gleich dazusagen, daß gerade nach marxistischer Sichtweise (die sich von frühsozialistischen und anarchistischen Sichtweisen unterscheidet) ein ‚böser Wille‘ in der Tat weder Grund noch Hauptcharakteristikum der herrschenden Klasse ist, sondern daß auch diese unter der Determination ihrer Stellung, die sie in den Produktionsverhältnissen einnimmt, agiert.
Nicht besonders überzeugend sind auch die Schlußfolgerungen der SDAJ aus dem Ganzen:
„Wer uns deshalb mit dem Vorwurf des Antisemitismus konfrontiert, den wollen wir auf einem von uns mitorganisierten Camp nicht als Referenten haben! Wer uns mit den Nazis auf eine Stufe stellt, bei dem hört unsere spektrenübergreifende Bündnisarbeit auf. Für uns sind ‚die‘ Antideutschen keine Bündnispartner, sondern vielfach nur Rassisten anderer Couleur.“
Da die von der SDAJ kritisierten Gruppen ja zumindest ihrerseits nicht den Ausschluß der vermeintlich antisemitischen SDAJ fordern, wäre vielleicht ein solches Antifa-Camp vielmehr der geeignete Ort, um die angesprochenen Fragen in Ruhe zu diskutieren sowie festzustellen, wo Mißverständnisse und gegenseitige Projektionen vorliegen, und was als sachliche Differenz übrigbleibt.
Schließlich ist es auch wenig hilfreich, inflationäre und begründungslose Antisemitismus-Vorwürfe mit ebenso inflationären und begründungslosen Rassismus-Vorwürfen zu beantworten.
Aus dem diskutierten Anlaß sei noch einmal auf folgende Texte verwiesen:
2 × 4 begrifflich-logische Vorschläge, um nicht an einander vorbeizureden
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/08/02/2-x-4-begrifflich-logische-vorschlaege-um-nicht-an-einander-vorbeizureden/
Zur Stellungnahme von MD
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/08/05/zur-stellungnahme-von-md/ (Nr. 3 zu dem ersten angeführten Zitat und die Ausführungen zum letzten Zitat)
Übersicht über die bisherige Diskussion
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/08/01/uebersicht-ueber-die-bisherige-diskussion-makss-damage-soli-konzert-78/, Abschnitt IV.
> Des weiteren kritisieren wir die Politik eben dieser
> herrschenden Klasse in den USA und Israel …
Tjaja, allein mit diesem Satz entlarvt sich die SDAJ doch schon wieder selbst und zeigt, dass Kritik an ihr nötiger denn je ist. Genau so ist es nämlich: sie kritisieren die „herrschenden Klassen in den USA und Israel“ und zwar vorgeblich und mit offensichtlicher Freude und Befriedigung genau dort und nicht etwa in Montenegro, im Senegal oder gar in Iran.
Wer zudem spalterisch handelt ist ziemlich offensichtlich. Allgemein schreit der ganze Text (und seine Formatierung) danach in seine Einzelteile zerlegt und zusammengefaltet zu werden – wenn er denn nicht viel zu irrelevant wäre, da sich die SDAJ sowieso in den nächsten Jahren von selbst erledigt.
Darauf läßt sich weder ein Antiamerikanismus noch ein Vorwurf ‚der Israelfeindlichkeit‘ noch gar des Antisemitismus stützen.
Die SDAJ geht im vorliegend Text zwar nicht auf Montenegro, den Senegal und den Iran ein (wofür es in Anbetracht des Thema des Textes allerdings auch keinen zwingender Grund gab). Da in keinem dieser Länder sozialistische oder kommunistische Verhältnisse herrschen, spricht aber nichts für Deine Unterstellung, daß die SDAJ nicht auch die dortigen herrschenden Klassen kritisieren würde.
Und jedenfalls hinsichtlich Deutschland sagt die SDAJ klar:
Das Führen des Klassen- und Geschlechterkampfes ist eine praktische Dekonstruktion der ‚Volksgemeinschaft‘.
Jene ‚Antideutschen‘, die sich vom Klassenkampf verabschieden, reiifizieren dagegen die deutsche ‚Volksgemeinschaft‘ beständig.
Nicht? Doch. Guck dir doch mal die Aktionen und Pamphlete der SDAJ, statt einer zu begrüßenden richtigen Kritik des Imperialismus und des Kapitalverhältnis können die nämlich nur eine Falsch. Und die hängt sich tatsächlich in falscher Weise an den Aktionen Amerikas auf und verklärt die zum Bösen. Das ist nunmal der Gehalt von Antiamerikanismus. Antisemitisch ist das nicht, das stimmt immerhin bei deiner Ehrenrettung.
Ob die ne Position zu Antisemitismus haben, die bundesweit einheitlich ist, weiß ich nicht, ich habe dementsprechend zumindest noch nichts gelesen.
Nichts außer, dass sie es nicht tun und sowieso eine Kritik der herrschenden Klasse per se Klopapier ist.
Der Klassenkampf (mal abgesehen davon, dass Klassenkampf als regelmäßige Veranstaltung huete vor allem von oben stattfindet) heutzutage ist doch eine kreuzaffirmative Veranstaltung zur vermeintlich gerechteren Verwaltung der Reichtümer dieser Nation. Hör doch mal bitte auf, die SDAJ hier anhand irgendwelcher Ideale zu verteidigen, die du ihnen lediglich andichtest. „Dekonstruktion der Volksgemeinschaft“ betreibt die SDAJ jedenfalls nicht. Auf der Ebene des Geschlechtes würde ich das auch mal bezweifeln.
Na dann.
@ ♥Tekknoatze – 16. August 2009 um 0:40 Uhr:
1.
Vorlauf:
SDAJ: „Des weiteren kritisieren wir die Politik eben dieser herrschenden Klasse in den USA und Israel …“
Antifatzke: „Tjaja, allein mit diesem Satz entlarvt sich die SDAJ doch schon wieder selbst und zeigt, dass Kritik an ihr nötiger denn je ist.“
Ich: „Eben, die SDAJ kritisiert die ‚herrschenden Klassen in den USA und Israel‘. Darauf läßt sich weder ein Antiamerikanismus noch ein Vorwurf ‚der Israelfeindlichkeit‘ noch gar des Antisemitismus stützen.“
♥Tekknoatze: „Nicht? Doch.“
Argument?
2.
„Guck dir doch mal die Aktionen und Pamphlete der SDAJ, statt einer zu begrüßenden richtigen Kritik des Imperialismus und des Kapitalverhältnis können die nämlich nur eine Falsch.“
Das ist jedenfalls kein Argument gegen meine Kritik an Antifatzke. Und: „die Aktionen und Pamphlete“ – wie wär’s zumindest mal mit ein, zwei Beispielen? Würde die Kritik deutlich überzeugender machen und vielleicht auch Leute bei der SDAJ zum Nachdenken bringen.
3.
„Antisemitisch ist das nicht, das stimmt immerhin bei deiner Ehrenrettung.“
Immerhin.
4.
„Nichts außer, dass sie es [die herrschenden Klassen in Montenegro, dem Senegal und den Iran kritisieren] nicht tun und sowieso eine Kritik der herrschenden Klasse per se Klopapier ist.“
Argument für letzteres? – Und wenn es sowieso „Klopapier ist“, dann müßte es ja Deine Zustimmung finden, daß die SDAJ das unterläßt, was Deines Erachtens Klopapier ist.
5.
„Der Klassenkampf (mal abgesehen davon, dass Klassenkampf als regelmäßige Veranstaltung huete vor allem von oben stattfindet) heutzutage ist doch eine kreuzaffirmative Veranstaltung zur vermeintlich gerechteren Verwaltung der Reichtümer dieser Nation.“
Der Klassenkampf findet nicht erst „heute“ in erst Linie ‚von oben‘ statt, sondern schon immer. Ein neue Produktionsweise (d.h. eine neue Art und Weise der Ausbeutung und Herrschaft) muß erst einmal durchgesetzt werden, und die alltägliche Herrschaft und Ausbeutung ist bereits – Klassenkampf und Geschlechterkampf von oben.
Trotz seiner Normalität macht dieser Kampf ‚von oben‘ die Vorstellung einer nationalen Gemeinschaft von ‚oben‘ und ‚unten‘ prekär und ermöglicht zu thematisieren, daß nicht ‚das Gemeinwohl‘, sondern Herrschaft und Ausbeutung ‚oben‘ und ‚unten‘ verbindet.
6.
„Der Klassenkampf […] heutzutage ist doch eine kreuzaffirmative Veranstaltung zur vermeintlich gerechteren Verwaltung der Reichtümer dieser Nation.“
Das ist nun allerdings eine ganze andere Kritik: Der Klassenkampf zwischen Herrschenden und Beherrschten ist nicht mehr „per se Klopapier“, sondern er wird nicht radikal genug geführt und im Rahmen einer – die Imagination einer „nationalen Gemeinschaft“ nicht wirklich antasenden – reformistische Gerechtigkeit-Ideologie artikuliert – einer Kritik, der ich zustimme und die ich auch schon öfters vorgebracht habe. Einfach mal in diesem blog nach „gerecht“ suchen.
7.
Ich: „Jene ‚Antideutschen‘, die sich vom Klassenkampf verabschieden, reiifizieren dagegen die deutsche ‚Volksgemeinschaft‘ beständig.“
♥Tekknoatze: „Na dann.“
„Na dann.“ = Kritik akzeptiert?
Oder: „Na dann.“ = Ist auch egal, weil es ohnehin nicht um ernsthafte Politik und effektive Mittel, sondern um diskursive Distinktionsgewinne und Aufmerksamkeitsökonomie geht?
„Na dann.“ = Oder was????
„Von ‚Antideutschen‘ und ‚Anti-Antideutschen‘ verlangen,
► daß ihre wechselseitigen Vorurteile von einander aufgegeben
► daß sie innere Differenzen im jeweils gegnerischen Lager und existierende dritte Positionen wahrnehmen
► daß sie ihre wechselseitigen Vorwürfe und Kritik mit Argumenten und Tatsachen belegen.“
1.
Richtig, es ist auch ein Argument gegen deine Position.
2.
Seinen eigenen Blog verlinken ist hier ja echt cool also:
http://einblog.blogsport.de/2008/08/13/73/
http://einblog.blogsport.de/2008/12/15/politische-verwirrungen-part-56-aka-sdaj-nummer-2-ausgabe-1/
http://einblog.blogsport.de/2008/12/16/politische-verwirrungen-part-57-aka-sdaj-nummer-2-ausgabe-2/
4. Dass ich eine Kritik der herrschendenken Klasse per se für Klopapier halte heißt nicht, dass ich sie generell ablehnen würde. Nur in der Tour, in der du es hier fährst ist das nur ein blöder Moralismus. Die haben deinen Mindeststandard „Kritik der herrschenden Klasse“ erfüllt, und deswegen verteidigst du die jetzt. Von den Inhalten, die die SDAJ da tatsächlich vertritt abstrahierst du dann ganz vornehm. Wenn du die nämlich mal an ihren tatsächlichen Inhalten messen würdest würde bei rauskommmen, dass das auch nichts als Demokrat_innen sind, die sich aber ganz empört darüber geben, dass hier im Staat was verkehrt läuft. Und dann wollen die folgerichtig Geld für Bildung und nicht für Banken und Konzerne etc. Diese Kritik der herrschenden Klasse ist nicht richtiger als das was Der SPIEGEL, Elsässer oder alle mehr oder weniger enttäuschte Parteigänger der nationalen Sache an der herrschenden Klasse zu kritisieren haben, nämlich, dass sie das nicht richtig machen was sie machen, weil zu geizig, raffgierig etc. sind.
5.
Naja historisch gesehen gab es durchaus stärkere Versuche der Arbeiter_innenbewegung als heutzutage. Worums mir aber eigentlich geht und da hast du dich geschickt drumrumgewunden: Auch das Lob von Klassenkampf als hehres Ideal unter Absehung der Inhalte betreibst du da ganz fleißig.
Die möglichst reibungslose Ausbeutung der Leute und das damit verbundene Funktionieren der kapitalistischen Akkumulation ist das Gemeinwohl.
6. Super.
7. Da haben mir deine Argumente irgendwie gefehlt.
> Darauf läßt sich weder ein Antiamerikanismus noch ein Vorwurf
> ‚der Israelfeindlichkeit‘ noch gar des Antisemitismus stützen.
Vor allem lässt sich daraus eine offenbar deutlich ausgeprägte Lust am Hass auf Israel und die USA schließen. Würde es um die von der SDAJ so viel beschworene herrschenden Klasse an und für sich gehen wären die ständigen Querverweise auf Israel und die USA gar nicht notwendig, sondern es könnte eine allgemein formulierte Kritik am von der SDAJ angenommenen Klassencharakter des Kapitalismus angebracht werden.
> Die SDAJ geht im vorliegend Text zwar nicht auf Montenegro,
> den Senegal und den Iran ein
Das tut sie auch sonst in keinem ihrer mir bekannten Texte.
> Das Führen des Klassen- und Geschlechterkampfes ist eine
> praktische Dekonstruktion der ‚Volksgemeinschaft‘.
Ganz im Gegenteil wird eine angeblich grundgute Volksgemeinschaft den bösen, zersetzenden Herrschenden entgegen gestellt. Exklusion par excellence. Ob diese Gemeinschaft wie hier nun Klasse genannt wird oder Volk ist im Grunde schnuppe. Die dahinterstehende Systematik ist entscheidend und diese konstruiert auch hier eine innere Gemeinschafts-Identität durch die Schaffung eines äußeren, nicht in die Gemeinschaft integrierbaren Feindbildes. Nur durch den gezielten Ausschluss von Personengruppen kann die innere Identität erschaffen werden. Es sind aber nicht all die Ackermanns das Problem, sondern der Kapitalismus.
jaja. und „nicht die bullen sind das problem, sondern das gewaltmonopol/der staat“. kapitalismus ohne ackermanns geht aber wieder auch nicht, genauso wie staat ohne bullen. sie sind also durchaus (ein ziemlich grosser) teil des problems.
@ # ♥Tekknoatze – 16. August 2009 um 20:12 Uhr
1.
Ich hatte mich ausschließlich auf das bezogen, was Antifatzke zitiert hatte.
Dazu, ob und welche Kritik an anderen SDAJ-Äußerungen berechtigt und notwendig ist, hatte ich mich nicht geäußert, da ich diese Frage nicht untersucht habe.
Was vermutest Du also als ‚meine Position‘, die Du meinst erfolgreich kritisiert zu haben?
2.
Gut, tendenziell würde ich Deiner Kritik zustimmen – nur
a) eine „Heuschrecken“– statt Kapitalismus-Kritik, leichtfertige Faschismus-Vorwürfe u.ä. läßt sich mit einem ‚orthodoxen‘ Marxismus ohne jede ‚antideutsche‘ Dreingabe kritisieren1 und wurde auch vor Auftauchen der ‚antideutschen‘ Strömung schon kritisiert
b) es ist ja nicht verkehrt, auch Forderungen unterhalb des Kommunismus zu stellen.
4.
Und warum? Worin liegt die Logik dieser Position?
5.
Unbestritten, aber wofür ist das im vorliegenden Zusammenhang ein Argument?
Ich kritisiere falsche Inhalte, die im Namen des Klassenkampfes vorgebracht werden3 – nur erscheint es mir nicht sinnvoll zu sein, daraus immer neue Munition für den längst irrational gewordenen, wechselseitige Klischees bedienenden und nicht mehr am jeweils – von der einen oder anderen Seite – kritisierten Texte arbeitenden Konflikt zwischen ‚Antideutschen‘ und ‚Anti-Antideutschen‘ zu machen.
In einer in Klassen, Geschlechter usw. gespaltenen Gesellschaft gibt es kein Gemeinwohl.
@ Antifatzke – 16. August 2009 um 20:18
Diese Argumentationsweise ist haltlos. Du kannst nicht aus „herrschenden Klassen in den USA und Israel“ „Israel und die USA“ (insgesamt) machen, ohne der SDAJ das Worte im Munde umzudrehen.
Und der Vorwurf des „Hasses“ ist auch nicht belegt.
Dieser „Querverweise“ ergibt sich daraus, daß sich viele auf ‚antideutscher‘ Seite speziell an der Kritik an den herrschenden Klassen in Israel und den USA stoßen.
Und abgesehen davon: Die USA sind nun eimal weiterhin die mit Abstand militärisch stärkste und auch ökonomisch weiterhin bedeutende imperialistische Macht.
Und der Nahe Osten ist nun einmal weltpolitisch bedeutender als der Sudan oder Montenegro.
Beleg?
Es ist fehlerhaft auf jeden (bspw. den französisch-republikanischen oder den moaistischen Volksbegriff) das deutsche Volksgemeinschafts-Verständnis zu projizieren; was nicht ausschließt, das trotzdem sowohl Kritik an dem frz.-republikanischen und/oder maoistischen Volksbegriff möglich ist.
Ich kann wirklich nicht sehen, wie „Exklusion“ als solche kritikwürdig sein kann, wenn es darum geht, einen politischen Kampf zu führen.
Ja, so funktioniert Politik. Und wer/welche da nicht transitorisch mitmacht, kapituliert vor dem status quo.2 Genau das ist der Punkt, wo die antideutsche Position von einer linken in eine liberale Position umkippt.
@ ingo:
Und genausowenig funktioniert Kapitalismus ohne Lohnabhängige – ohne den Maurer, die Schreinerin, den Lehrer oder den günstig vor sich hinarbeitenden Zeitarbeiter. Auch sie sind also Teil des Problem. Willst du alle jene nun bekämpfen? Wollen wir in anarchistischer Askese die Subsistenzversorgung anstreben? Jeder Mensch hier hält den Kapitalismus durch seine kapitalistische Verhaltensweise am Laufen. Ich wehre mich dagegen die angeblich schlimmsten von denen herauszupicken und diese an den Pranger zu stellen. Das überlasse lieber ich all den betroffenen Merkels und Westerwellen.
@ DGsch:
Ich kann mich darüber wundern weshalb gerade diese beiden Länder als Quell allen Übels ausgemacht werden. Gerde wenn du dich weiter unten auf den weltpolitisch ohne Zweifel bedeutenden Nahen Osten beziehst, ist es noch viel unverständlicher weshalb über menschenverachtende und eliminatorisch antisemitische Regime wie dem Iran so beständig geschwiegen wird. Gerade aus deutscher Sicht ist der Iran ein deutlich wichtigerer Handelspartner als bspw. Israel und würde allein schon deshalb wunderbar als Ziel von Kritik taugen. Die Interessen vieler Linker scheinen aber anders geartet sein und deshalb sind für mich derartige Argumente („ökonomische Großmacht“, „bedeutende Region“) maximal vorgeschobene. Zumindest aber haben sie nichts mit der gängigen Praxis vieler Gruppen zu tun.
Weil sie auf der Ebene von Menschen und nicht auf der strukturellen Ebene ansetzt. Und letztere ist doch das eigentlich Problem oder sind wir uns selbst da schon nicht einig?
Zunächst mal „Ja, so funktioniert Politik im kapitalistischen System. – also dem Status Quo. Die Frage lautet: muss ich mich dem tatsächlich beugen?
@ Antifatzke – 17. August 2009 um 11:52 Uhr
1. „Maurer, […] Schreinerin, […] Lehrer“ sind keine Teil-Synonyme zu „Lohnabhängige“, sondern Berufsbezeichnungen. Die entsprechenden Berufe können unter unterschiedlichen Produktionsverhältnissen von Angehörigen unterschiedlicher Klassen ausgeübt werden.
2. Zutreffend ist alllerdings die Aussage: „genausowenig funktioniert Kapitalismus ohne Lohnabhängige“.
3. „Ich wehre mich dagegen die angeblich schlimmsten von denen herauszupicken und diese an den Pranger zu stellen.“
Dies läuft darauf hinaus zu sagen, daß es keinen politisch relevanten Unterschied zwischen ausbeuten und ausgebeutet werden gibt und zu unterstellen, daß für alle Menschen die Aufrechterhaltung kapitalistischer Produktionsverhältnisse gleich günstig sei.
Hast Du für diese starke These auch ein – zumindest klitzekleines – Argument?
4. Zwar ist richtig, daß mit dem Kapital-Lohnarbeitsverhältnis – falls es denn ‚verschwindet‘ – auch die Klasse der Lohnabhängigen verschwindet. Aufgrund der asymeterischen Struktur zwischen Ausbeutenden und Ausgebeuteten, Herrschenden und Beherrschten, kann die Überwindung von Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnissen aber nur im Wege einer transitorischen Umkehrung des Machtverhältnisses funktionieren bzw. in dem Wege, daß das (vollständige) Verschwinden der jeweils (ehemals) herrschenden Seite einen ‚Moment‘ vor dem Verschwinden der (ehemals) beherrschten Seite erfolgt. Ich hatte dazu bereits am 29.07. zitiert, daß allein das Zauberwort soziale Konstruktion die Herrschaftsverhältnisse nicht auflösen und die Kategorie Frau nicht überwunden werden kann, bevor die Frauen den alltäglichen Sexismus zurückgedrängt haben (http://www.nadir.org/nadir/archiv/Feminismus/GenderKiller/gender_1.html).
Nichts anderes gilt für kapitalistische Ausbeutung und Herrschaft.
Das ist das von vielen ‚Antideutschen‘, die zu ‚Antinationalen‘ jenseits von Zeit und Raum konvertierten, mitbetriebene Verschwinden des linken Internationalismus. Zwischen weitgehender Identifikation mit dem Imperialismus auf der einen und weitgehender Identifizierung mit oder zumindest Duldung von reaktionärem Antiimperialismus gibt es praktisch nur noch Schweigen.
Genau das ist der Zustand, der überwunden werden muß.
Die Frage ist ungefähr so sinnvoll wie die: „Muss ich mich dem beugen, daß Kreise nicht quadratisch sind?“
Politik (was etwas anderes ist, als einfach ein individuelle Meinung zu haben, – nämlich vielmehr eine kollektive Praxis, um gesellschaftliche Verhältnisse in bestimmter Weise [konservierend oder verändernd] zu gestalten) erfordert, daß sich Individuen zu Bündnissen (Organisationen) aufgrund gemeinsamer programmatischer Präferenzen, gemeinsamer Lageeinschätzungen und aus beidem abgeleiteter Strategien zusammenschließen und letztere umsetzen.
Das impliziert notwendigerweise den Ausschluß derjenigen aus derartigen Bündnissen und Organisationen, die andere Präferenzen und/oder andere Lageeinschätzungen haben.1
Auch ‚antideutsche Praxis‘ funktioniert nicht anders (und kann nicht anders funktionieren), sofern sie denn überhaupt politische Praxis und nicht rein theoretische Praxis der bloßen (vor-marxistischen) ‚kritischen Kritik‘ ist.
Folglich kann sich umgekehrt die Kritik am ‚anti-antideutschen‘ Lager nicht auf die Befolgung dieser allein möglichen politischen Methode der Lagerbildung durch Ein- und Ausschluß stützen.
Relevanter Kritikpunkt kann nur sein, daß ggf. Identitäten naturalisiert und omnihistorisch statt transitorisch konzeptioniert werden – was dann allerdings auch konkret gezeigt werden muß (und nicht nur bloß denunziatorisch behauptet werden darf).
(Und an alldem hier Beschriebenen wird sich auch bzgl. Politik in einer etwaigen herrschaftsfreien Gesellschaften nichts ändern. Allein werden dann solche Lagerbildungen – da sie nicht mehr mit strukturellen gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen im Zusammenhang stehen – kurzzeitiger erfolgen und bestimmte Durchsetzungsmethoden ausscheiden.)
DGSch: 1.
Ob das endgültig und nach einer „Untersuchung“ (wann ist das ab 200 Seiten?) immer noch so wäre weiß ich nicht, ich hoffe nicht. Du hast dich trotzdem auf Antifatzkes Einwurf gegen diesen gestellt, obwohl der (bis auf den Antisemitismus) weitgehend richtig ist. Also hab ich auf eine Position deinerseits zur SDAJ geschloßen und diese kritisiert.
2.
Ich meine nicht behauptet zu haben, dass nur Antideutsche eine Kritik kritisieren können, die sich am Verhalten der Manager usw. abarbeitet. In der Linken hat aber das Auftauchen der Antideutschen diese Kritik tatsächlich erst aufs Tablett der Diskurse gebracht. Was auch immer das jetzt mit der eigentlichen Diskussion zu tun hat.
Doch, als Kommunist ist das verkehrt. Oder wie soll man z.B. als Kommunist einen Mindestlohn fordern? Eben gar nicht. Solche Forderungen unterhalb des K. dienen auch kaum der Agitation für den K. sondern Manifestation und Anerkennung des demokratischen Kap.
3.
Die Logik liegt darin, dass es eine richtige Kritik gibt, das positive Beziehen auf diese Kritik unter Absehung der Inhalte aber einfach falsch. Eben weil die meisten Menschen diese Kritik falsch betreiben. In deinem ersten Kommentar hast du das getan.
4.
Dass mein, dass der Klassenkampf wird heute vorwiegend von oben geführt richtig ist.
5.
Guck dir doch die Argumentationen für das Gemeinwohl nimm die Ernst und kritisier dann. Das ist zielführender als den bürgerlichen Deppen vorzubeten, es gäbe sowas nicht. Ähnlich sinnvoll wie die linke Tour zu behaupten das hier wäre ja keine richtige Demokratie. Idealist_innenbattle!
Provokation als Argumentersatz?
@ ♥Tekknoatze – 17. August 2009 um 22:57 Uhr
zu 1.:
So ganz klar ist mir Dein Bisheriges zwar immer noch nicht, aber falls wir einig sind, daß jedenfalls mittlerweile klar ist, daß meine Position nicht die der SDAJ ist, dann mag das Bisherige auf sich beruhen.
zu 2.:
Zu Satz 1: „Ich meine nicht behauptet zu haben, …“ – Das hatte ich nun wiederum nicht behauptet. Mir ging es nur um eine – m.E. im Gesamt-Kontext der Debatte – notwendige Klarstellung .
Zu Satz 2: Das finde ich, beansprucht etwas viel für die Anti-Deutschen. Zur Kritik des ‚linken‘ Antiamerikanismus hatte ich neulich bereits das RZ-Papier zur Friedensbewegung dokumentiert.
Dimitroffs – auf das „Finanzkapital“ zugespitzte – Faschismus-Definition dürfte auch nicht erst, seit es ‚Anti-Deutsche‘ gibt, kritisiert werden.
Und jedenfalls die StamoKap-Theorie – mit ihrer Unterscheidung zwischen monopolistischem und nicht-monopolitischem – Kapital und die SED (?)-Unterscheidung zwischen „friedensfähigem“ und „nicht-friedensfähigem“ Kapital wurde auch schon in den 70er und 80er Jahren kritisiert.
Zu 3.:
Verstehe ich immer noch nicht ganz.
Zu 4.:
Das ist unbestritten.
Zu 5.:
Unter http://www.scharf-links.de/90.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=6148&tx_ttnews[cat]=48&cHash=8de3b73bed habe ich die ‚linke‘ Berufung auf das Gemeinwohl kritisiert:
„Wird […] allgemein über ‚Verantwortung‘ geredet, wird dieser Begriff unter den existierenden Hegemonieverhältnissen mit den herrschenden Werten und dem herrschenden Verständnis von ‚Verantwortung‘ gefüllt: Zu hohe Lohnforderungen sind verantwortungslos, internationale Verantwortung wahrnehmen heißt Kriege führen, und weil es eine Krise gibt, müssen ‚alle’ den Gürtel enger schnallen. – Radikal wäre, die allgemeine Rede über ‚Verantwortung‘, das ‚Gemeinwohl’, ‚alle’, ‚die Menschen‘ etc. zu de-konstruieren. Radikal wäre, über Interessengegensätze zu reden; radikal wäre, über die Organisierung von Widerstand zu reden statt davon, ‚die Menschen‘ mit staatlichen Schutzschirmen versorgen zu wollen.“
Ist es etwa nicht so, wie ich geschrieben haben?
Also ich finde es gut das die SDAJ daruf hinweist das dieses Antifa Jugendcamp offenbar con Antideutschen inhaltlich stark dominiert wird.
Ich habedie Postkarte mal auf einer Demo bekommen und auch meinen Freunden weiter gegeben. Wir haben dann mal auf die Website geschaaut – offenbar nicht genau genung. Die Zeitzeugen hätten uns schon interessiert, da wären wir schon hingefahren.
Aber ein Wochenende mit den Antideutschen Spinnern zu cerbringen hätte mich nur Megaagressiv gemacht. Zum Hintergrund: Wir hatten mal eine körperliche Auseinandersetzung mit dieser USA Fahnen schwenkenden Spinnergruppe.
Das sind für mich keine Linken sonder durchgeknallte Intelektueller oder Verfassungsschutzagenten.
Fazit: Wir fahren nicht hin!
Obwohl wir nicht alles was die SDAJ macht supergut finden – Großes Dankeschön für euere Erklärung!
Nicht zu fassen! Wo habt ihr das nur alle her?! Genau das Gegenteil ist der Fall!
http://dorfdisco.blogsport.de/2009/08/18/bilder-von-kindern-kommen-immer-gut-an/#comment-13988
(und zwei Kommentare darüber)
Lest doch die Texte gründlich!
SDAJ Fake
Tekknoatze:
Kommunisten sind aber so gut wie immer auch Lohnarbeiter. Kämpfe für mehr Lohn betreibt man eben in der aufoktroyierten Rolle des Proleten, da sich vom Kommunistentum allein heutzutage nicht leben lässt.
Dass eine Domestikation des Kap. ihn stabilisieren sollte halte ich übrigens für eine gewagte These, weil dies ebenso bedeuten würde, dass elende Verhältnisse ihn destabilisieren würden. Das falsifiziert sich doch recht schnell, schon allein angesichts der reaktionären Haltung der hiesigen Unterschicht.
Eine Revolution vollzieht sich eben in bewusster Aktion und nicht nach einem Reiz-Reaktions Schemata.
Aber die Klappe weit offen. Mein Lieber, leih dir erstmal ein Buch aus!