Seit gestern wird auf der MaKss Damage-homepage mitgeteilt: „Antideutsche Rassisten haben es anscheinend geschafft den Gig am 7.8. (Rap ist Klassenkampf) im ‚Festsaal Kreuzberg‘ zu unterbinden. Die Festsaalbetreiber haben unter dem Druck der imperialistischen Israelfanatiker den Schwanz eingezogen“1. Dies hört sich danach an, daß aufgrund des Widerstandes des Festssaals Kreuzberg die ganze Veranstaltung „Rap ist Klassenkampf“ nicht stattfinden könne.
Der Festsaal teilte freilich auf Anfrage mit, daß das Konzert stattfinde, aber MaKss Damage nach konsensueller Entscheidung von Festsaal und den politischen Veranstaltergruppen nicht auftreten werde. Auf der Seite http://erstermai.nostate.net/, auf die ARAB verweist, und auf der Seite von JANO ist MaKss Damage aber weiterhin angekündigt. Auf eine Anfrage von heute mittag haben beide Gruppen (noch) nicht geantwortet.
- http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/08/05/kein-am-78-stellungnahme-von-md/; http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/08/05/zur-stellungnahme-von-md/ [zurück]
Wenn du Pech hast, antworten sie dir nie. Sonst wohl so in 2-3 Tagen.
Ist das denn jetzt so weltbewegend? Als einer vom ARAB-Umfeld weiß ich, wie amüsant und kleinkariert sie diese ganze Aktion der Anti-Ds fanden. Was hat das also alles gebracht? Makks ist jetzt bekannter (auch außerhalb von Bielefeld), die ARAB konnte sich wiedermal als Bollwerk gegen die Anti-D Rassisten profilieren und bekommt dadruch (wie 2007 nach dem vermeintlichen Angriff aufs Subversiv) Zulauf. Ganz zu schweigen von den notorischen Opferhelfern in der Antifa, die sich mit beiden solidarisieren. Dazu haben sich die Anti-Ds mal wieder blamiert. Zusammenfassend kann man sagen, dass die ganze Kampagne gegen Makks und ARAB ein voller Sieg für beide war. Der Makks-Gig wurde sowieso nur verschoben, nicht abgesagt.
@ Mensch – 07. August 2009 um 14:04 Uhr:
„Wenn du Pech hast,…“
Was heißt mein Pech?! – Ich habe meine politische Position dargelegt; andere KritikerInnen haben ihre Position ebenfalls dargelegt – wenn auch nicht ganz so ausführlich.
Es würde allein ARAB als ernsthafte politische Gruppe infragestellen, wenn sie es auch im Nachhinein nicht hinbekommen (wollen), zu der Diskussion politisch – so oder so – Stellung zu beziehen.
Allein schon nicht vor dem Konzert unmißverständlich zu kommunizieren, wer auftreten wird und wer nicht, läßt an der politischen Ernsthaftigkeit oder der momentanen politischen Handlungsfähigkeit der Gruppe zweifeln.
@ Oh je – 07. August 2009 um 14:55 Uhr
„diese ganze Aktion der Anti-Ds“
a) Ich darf noch einmal daran erinnern, daß ich in mehreren Texten deutliche Kritik an den sog. Antideutschen geübt habe; hier sei nur noch einmal auf zwei Text verweisen:
Zur Stellungnahme von MD
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/08/05/zur-stellungnahme-von-md/
2 × 4 begrifflich-logische Vorschläge, um nicht an einander vorbeizureden
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/08/02/2-x-4-begrifflich-logische-vorschlaege-um-nicht-an-einander-vorbeizureden/
b) Auch die Brummkreilspilotin, die der ganzen Diskussion mit ihrem blog-Eintrag Schwung gab, und die antideutschen Positionen sicherlich etwas näher steht als ich, ließ in einem vorhergehenden blog-Eintrag an einem entscheidend Punkt Distanz zu den ‚Antideutschen‘ erkennen:
Sie wies darauf hin, daß man/frau/lesbe selbst dann in das anti-antideutsche Feindbild einsortiert wird, wenn „man selber diese blau-weißen Fähnchen garnicht trägt und das auch nicht unbedingt für richtig hält“.
„Anti-D Rassisten“
Die begründungslose Wiederholung des schon von MD begründungslos vorgebrachten Rassismus-Vorwurfs macht diesen nicht überzeugender.
In Bezug auf die vorliegende Debatte ist dieser keiner Weise nachvollziehbar. Führe bitte auch nur ein Zitat an, von dem sich zumindest ansatzweise sagen ließe, daß es rassistisch sei.
Was die generelle Debatte anbelangt, mag es eine ernsthaft Debatte Wert sein, ob die israelische Politik rassistisch zu nennen ist. Auch dafür würde ich dann gerne mal eine ausargumentierte Begründung lesen, die ernsthaft mit den verwendeten Begriffen umgeht und sich nicht allein auf vage Analogien stützt.
Das wäre dann aber immer noch kein Beleg dafür, daß „die Anti-D“ RassistInnen sind, sondern es würde allenfalls den Vorwurf begründen, daß der Teil der Anti-Deutschen, der die israelische Politik (bedingungslos) unterstützt, zu rassistischer Politik ein unterstützendes oder ignorantes Verhältnis hat.
„die ARAB konnte sich wiedermal als Bollwerk gegen die Anti-D Rassisten profilieren“
In dieser Debatte fehlt es nun wirklich nicht an „Bollwerken“ gegen die eine andere oder andere Position. Was vielmehr gefragt wäre, wäre die Wahrnehmung der Nunancierung in beiden Lagern und der Positionen, die es noch außerhalb dieser Lager gibt.
„Makks ist jetzt bekannter“
Ich habe nicht dagegen, wenn auch falsche Positionen bekannt werden. Dann weiß jedeR klar, woran er/sie ist.
„Dazu haben sich die Anti-Ds mal wieder blamiert.“
Wodurch?
„die ganze Kampagne gegen Makks und ARAB“
Was für eine Kampagne?! Es gab politische Kritik an MD. (MD hat auf diese Kritik zwar ohne Argumente, aber immerhin geantwortet und seine Position bekräftigt:
Dieser biologistische Sprachgebrauch diskreditiert MaKss Damage ganz unabhängig von der Kontroverse zwischen ‚Antideutschen‘ und ‚Anti-Antideutschen‘ – und den linken [um nicht zu sagen: historisch-materialistischen] Anspruch aller politischen Gruppen, die MD fernerhin zu Konzerten einladen.)
Und abgesehen von dieser politischen Kritik an MD gab es die Aufforderung an die VeranstalterInnen, sich politisch zu dieser Kritik an MD zu verhalten und daraus ihre Konsequenzen zu ziehen.
Immerhin kann ihnen zugute gehalten werden, daß sie ihre Einladungen wahrscheinlich schon längst ausgesprochen hatten, bevor das Stück „KomIntern Flavour“ und das Album „Stalin’s Way“ veröffentlicht wurden. Allerdings hätten ihnen wohl schon zum Zeitpunkt ihrer Einladungen das Stück „Terror touchit“ aufgefallen sein können.
Ich darf zu ARAB noch einmal das wiederholen, was ich bereits am 1. August zitiert bzw. geschrieben hatten.
Nachbemerkung zum antiimperialistischen Anspruch der MD-VerteidigerInnen und dem MD-Stück „Terror touchit“
Sicherlich läßt sich auch von einem reaktionären Antiimperialismus sprechen – und in diesem Sinne mögen Gruppierungen des islamischen Fundamentalismus „antiimperialistisch“ genannt werden.
In der Geschichte der BRD-Linke hat(te) der Begriff freilich eine sehr spezifische Bedeutung: Antiimperialistischer Widerstand – das waren GenossInnen, die in einem engen ideologischen Verhältnis zur RAF standen und die sich – bei allem, was sich an der RAF und den historischen Antiimps kritisieren läßt – der Ernsthaftigkeit des Projektes bewaffneter Kampf in den imperialistischen Metropolen bewußt waren und sich demgemäß – und im Gegensatz zum Spontaneismus vieler Autonomer – durch hohe politische Verbindlichkeit auszeichneten.
Das, was in den letzten zwei Wochen an argumentloser Abwehr und Verdrängung der Kritik an MD aufgeführt wurde, hat mit jener politischen Tradition nur noch den Namen gemeinsam.
Sowohl der politische Stil, der in den letzten zwei Wochen an den Tag gelegt wurde, als auch die strategische Option, die in dem MD-Stück „Terror touchit“ formuliert wird, haben mit jener Tradition nichts mehr gemein.
In „Terror touchit“ heißt, wie schon bei anderer Gelegenheit zitiert u.a.
Die RAF hatte dagegen in ihrem Front-Papier vom Mai 1982 zumindest im Rückblick klar erkannt:
Es wird an den VeranstalterInnengruppen liegen mit einer wenigstens nachträglichen Stellungnahme zu dieser Diskussion den Begriff des Antiimperialismus vor weiterer Diskreditierung zu schützen.
als würden sich nur ads an diesem nationalistischen dreck stören. aber es ist kein wunder: bei arab preist man auch eta-jugendorganisationen an. befreigungsnationalismus geht ok. das passende spiegelbild der ads.
@ hui – 07. August 2009 um 21:03 Uhr
„nationalistischen dreck“
Ich möchte hier noch einmal an das erinnern, was ich am 29. Juli insoweit bereits gegen die Brummkreislpilotin eingewandt hatte:
„Politik fand im 19. und 20. Jahrhundert und findet auch im Moment und auf sehbarer Zeit – trotz allen Globalisierungsgeredes – u.a. im nationalsstaatlichen Rahmen statt. Linke Politik konnte das nicht einfach voluntaristisch überspringen, sondern mußte und muß sich darauf einstellen. Was Sabine Grimm und Cornelia Eichhorn bereits vor längerer Zeit in Bezug auf das Geschlechterverhältnis schrieben, gilt entsprechend auch nationale / koloniale / rassistische Unterdrückung:
Für diejenigen, die die israelische Staatsgründung als notwendige Konsequenz aus der Shoah ansehen, sollte es nicht allzu fernliegen – trotz der Unterschiede zwischen Shoah und Kolonialismus –, andere Staatengründungen als notwendige Konsequenz aus dem europäischen Kolonialismus anzusehen – was freilich weder die Politik dieser Staaten noch die lange Zeit von Metropolen-Linken praktizierte Soli-Arbeit außer Kritik stellt. Nur gilt auch hier wieder: Die Wahrheit ist konkret, und jede Pauschal-Kritik geht an den faktischen Grundlagen von Fehlern und Kritik vorbei.“
(http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/07/29/noch-eine-musik-kritik-makss-damage-komintern-flavour/, Abschnitt, I.)
„bei arab preist man auch eta-jugendorganisationen an.“
Wo ist in dem verlinkten Text bitte sehr eine Preisung? Abgesehen von der Formel „FreundInnen und GenossInnen“ ist der ARAB-Vorspann in einer neutralen Sprache gehalten1 und dann wird ein Text der baskischen Jugendorganisation SEGI „dokumentier[t]“.
Und die SEGI ist sicherlich nicht die Jugendorganisationen der ETA. Für eine ETA-Jugendorganisation wäre es sicherlich schon schwierig eine Europareise mit öffentlichen Veranstaltungen durchzuführen, geschweige denn, für deren TeilnehmerInnen anschließend in den spanischen Staat zurückzukehren.
schlag wenigstens mal in wikipedia nach, bevor du so groß tönst:
und natürlich ist es schwach, texte von denen kommentarlos wiederzugeben. nicht wegen der eu, sondern weil man, wie auch bei der pilotin festgestellt, erst vor kurzem noch mit huisken und anderen antinationalen, die als solche natürlich auch kritik üben am befreiungsnationalismus, veranstaltungen organisiert hat. wobei die inhalte, die in diesen veranstaltungen verbreitet wurden, wohl nie ankamen. es scheint vielmehr so, als würde man, wenn es passt, recht instumentell auf die veranstaltungen verweisen, um (berechtige) nationalismusvorwürfe abzubügeln.
womit du allerdings recht hast: wenn man den nationalismus mitmacht und wenn man israel als befreiungsnationalistischen sonderfall anerkennt, muss man daraus die konsequenzen ziehen und auch anderen diese anerkennung zollen.
das gilt aber eben auch umgekehrt: wer vom „baskischen volk“ und „seinen rechten“ schwafelt, muss die konsequenzen ziehen und auch anderen befreiungsnationalismen anerkennung zollen, etwa dem israelischen.
nur ist dieser simple gedanken bereits zu viel verlangt von den befreiungsnationalismusfans von arab, wie die einladung von diesem MD beweist. gegen bestimmte völker und deren nationalismus wird dann doch gehetzt.
das hat äußerst wenig mit einer tauglichen analyse zu tun, aber sehr viel mit parteilichkeit.
@ hui 07. August 2009 um 23:04 Uhr
Jugendorganisation von oder „aligned with“?
Vergleiche doch einfach mal das, was Du bzgl. SEGI aus der engl. Wikipedia zitierst („aligned with Langile Abertzaleen Batzordeak, Batasuna and ETA“) mit dem, was dort über die JuSos steht [“Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD (Young Socialists in the SPD) (generally called Jusos) is the youth organization of the German Social Democratic party (SPD).“]
‚To be aligend‘1 gleich mit drei anderen Organisationen ist also sicherlich etwas anderes als ‚Jugendorganisation von‘ (Du in Deinem ersten Kommentar: „ETA-Jugendorganisation“). Hier scheint es sich um ideologische Affinitäten und vielleicht noch Doppelmitglieschaften in mehr oder minder zahlreichen Einzelfällen zu handeln.
„schwach, texte von denen kommentarlos wiederzugeben“ (wie Du jetzt schreibst) ist aber etwas anderes als die textverfassende Organisation zu „feiern“ (wie Du zuerst geschrieben hattest).
Huisken / „inhalte, die in diesen veranstaltungen verbreitet wurden, wohl nie ankamen“ / „es scheint […], als würde man, wenn es passt, recht instumentell auf die veranstaltungen verweisen,“
Ein solcher instrumenteller oder eklektizistischer Umgang mit Theorie ist zwar zu kritisieren. Aber das trifft mich nicht, weil ich wahrscheinlich keine Veranstaltung mit Huisken machen würde.
„auch anderen befreiungsnationalismen anerkennung zollen, etwa dem israelischen.“
Nun tritt allerdings im israelische Fall die zusätzliche Komplikation ein, daß sich der Zionismus, der sich in Europa als befreiungsnationalistische Reaktion auf den Antisemitismus herausbildete, in Palästina zu einem Herrschaftsnationalismus wurde -
was allerdings kein Einzelfall ist.
Jede Nationalstaatsbildung geht mit einer mehr oder minder starken inneren Homogenisierung einher (vgl. bspw., um ein relativ ‚harmloses‘ Beispiel zu nehmen, die Entwicklung des französischen Nationalstaates nach Frz. Revolution). Wenn es sich ethnisch definierende Gruppen gibt, die diese Entwicklung nicht mit- (sich) -machen (lassen), dann tritt das Phänomen eines ‚inneren‘ Herrschaftsnationalismus auf – von einem ‚äußeren‘ Herrschaftsnationalismus in Form von Kolonialisierung und imperialistscher Kriegsführung ganz zu schweigen.
All diese Komplikationen ändern aber nichts an dem, worauf ich bereits in meiner Anmerkung zur Brummkreislpilotin hinwies: Jeder effektive Widerstand gegen Herrschaft bedarf einer kollektiven Organisierung der Beherrschaften.
Insofern hat separatistische FrauenLesben-Organisierung genauso ihre transitorische Berechtigung wie Befreiungsnationalismus wie gegnerfreie Gewerkschaften der ArbeiterInnenklasse.
Wichtig ist nun freilich, diese Kollektivitäten nicht zu naturalisieren. Dennoch auftretende naturalisierenden Tendenzen zu kritisieren, ist aber etwas ganz anderes als den Separatismus der Beherrschten als solches zu kritisieren.
erkenntnis: es geht auch nicht um dich.