Die „Einträge sind symptomatisch für die Rezeption eines linken Konfliktes, welche nicht nur nichts mehr mit originär Antideutschen Positionen zu tun hat, sondern auch an Absurdität und Unwissenheit von Jahr zu Jahr und von Kommentar zu Kommentar zunimmt. Beide KommentatorInnen scheinen nicht nur keine Ahnung davon zu haben, welchen Charakter die Demonstration trug, sondern ebenfalls nicht zu wissen dass die Schlagworte ‚Tel Aviv‘ und ‚Demonstration‘ allein als Grundlage für einen gehaltvollen Kommentar nicht ausreichen. Die in der Kommentarspalte vertretenen Standpunkte lassen sich in dieser oder ähnlicher Form und in unzähligen Varianten auf diesem und auch auf anderen linken Medienportalen wiederfinden. Und ebenso unqualifiziert wie die Häufigkeit ihrer Verbreitung ist auch ihr Inhalt. Es spricht eine unglaubliche Regression aus der Tatsache, dass eine Veranstaltung mit Israel-Bezug in egal welcher Weise ausreicht, um die vermeintlichen Protagonisten der jeweiligen Lager hervorzulocken und ihren Bullshit in die Welt hinaus zu schreien. Die jeweiligen Idealtypen des ‚Antiimp‘ und seinem Gegenstück dem ‚Antideutschen‘, wie sie sich in diesem Fall äußern, stellen dabei eher eine unglaublich peinliche Karikatur der ursprünglich sich gegenüberstehenden Positionen dar. Die jeweiligen Signalwörter und Codes bilden das Startsignal sich gegenseitig mit Antisemitismusvorwürfen und, meist in Reaktion darauf, tatsächlich antisemitischer Abwehrreaktionen zu beschmeissen, bis der eigentliche Gegenstand der Nachricht aus dem Fokus gerät.“
Prädikat: lesenswert.
„Taking the historic struggle to end oppression based on sexuality, gender and sex out of the world context of today’s battle of formerly colonized countries against imperialism will not advance the goal of sexual and transgender liberation […] nor will it build genuine ties of solidarity. In fact, it misdirects the struggle into alignment with the worldwide goal of imperialism.“
und stellt danach selbst noch klar:
Dass das nicht bedeutet, sich mit den regressiven Formen des Widerstands durch die palästinensische religiöse Rechte in Gestalt einer solch Ekel erregenden Organisation wie der Hamas gemein zu machen, sollte ebenfalls klar sein. Sich davon zu distanzieren, bedeutet aber noch lange nicht, für das israelische Apartheids-Regime in den besetzten Gebieten Partei zu ergreifen.
Soviel Differenzierungsvermögen sollten sich alle schuldig sein, die sich zum Thema äußern – auch wenn ich meinerseits Zweifel habe, ob es wirklich (analytisch und politisch) hilfreich ist, den Begriff der Apartheid von seinem ursprünglichen südafrikanischen auf den israelisch-palästinenischen Kontext zu übertragen.
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