Dieser Text vergleicht
Judith Butlers Das Unbehagen der Geschlechter (1991)
mit
Ursula Scheus Wir werden nicht als Mädchen geboren – wir werden dazu gemacht (1977)
Er entstand im Sommer 1998 – wenn ich mich recht erinnere – zunächst für eine Gruppen-Diskussion. Danach (oder vielleicht auch von Anfang an) hatte ich anfangen, ihn für eine Veröffentlichung zu (über- / er-)arbeiten. Kurz vor Fertigstellung war ich dann aus irgendeinem Grunde abgestorben.
Mir liegt – neben der Datei – noch ein Ausdruck mit Anmerkungen einer Kontrollleserin vor. Daraus habe ich jetzt die orthographischen Korrekturen übernommen. Außerdem schlug sie vor, die Abschnitt IX. und VIII. – in dieser Reihenfolge – vor den Abschnitt IV. zu verschieben. (Also einfach mal ausprobieren, welche Lesereihenfolge mehr Sinn ergibt.)
Mir selbst gefiel meine Überschrift VII. noch nicht – deshalb die geschweifeten Klammern.
Im Kontext der Diskussion mit dem Ende des Sex stelle ich ihn aber jetzt (02.10.2009) einfach so online, wie er damals war.
Hier eine Gliederungsübersicht des neunseitigen Textes; den kompletten Text gibt es als .pdf-Text-Datei:
I. Die Analyse (1): Vergeschlechtlichung als Deformierung (Entfremdung) oder als Produktion?
Scheu: Vergeschlechtlichung ist eine Deformierung (des menschlichen Wesens)
revolutionärer De-Konstruktivismus (rev. Deko.): Vergeschlechtlichung ist eine Formierung (von Subjekten)
II. Das Ziel (1): Rückkehr zu un-entfremdeten Ursprüngen oder Produktion von etwas Neuem?
Scheu: Befreiung ist die Freilegung des (ursprünglichen gleichen, nicht-vergeschlechtlichen) menschlichen Wesens
rev. Deko.: Befreiung ist keine Rückkehr zu unentfremdeten Ursprüngen, sondern die Produktion von etwas Neuem
III. Das Ziel (2): Angleichung (von Frauen) an Männlichkeit oder Ent-Identifizierung von Männlichkeit und Weiblichkeit?
Scheu: Das Ziel ist dabei zugleich tendenziell die Angleichung von Frauen an Männer. Denn Männer sind weniger deformiert, weniger von ihrem Mensch- (= Subjekt)sein entfremdet
rev. Deko.: Es geht nicht um Angleichung an Männlichkeit, sondern um die Ent-Identifizierung von Männlichkeit und Weiblichkeit
IV. theoretische Prämissen: Subjekt/Objekt-Dialektik oder Bruch mit der bügerlich-patriarchale Subjekt-Ideologie?
Scheu: Männer sind (autonome, aktive) Subjekte; Frauen keine (autonomen, aktiven) Subjekte, sondern (passive) Objekte
rev. Deko.: Frauen (und Männer) sind sub-jekte
V. politische Konsequenzen: Subjektwerdung der Frauen oder Kampf der Geschlechter
Scheuch: Die Subjektwerdung der Frauen ist politisches Ziel und Mittel in einem
rev. Deko.: Die differenziellen Verhältnisse selbst, der Kampf der gesellschaftlichen Gruppen, ist das ‘Subjekt’ der Geschichte
VI. Repressionshypothese oder Produktivität der Macht?
Scheu: Die Deformierung zu Weiblichkeit ist ein Prozeß des Entzuges (der Vorenthaltung) und der Unterdrückung (Repressionshypothese)
rev. Deko.: Weiblichkeit ist das Ergebnis eines produktiven Prozesses
VII. {Repressionshypothese/Manipulationstheorie} oder Hegemonietheorie?
Scheu: Das Patriarchat macht keine positiven Angebot an Frauen
rev. Deko.: Sexistische Subjekt-Konstitution ist ein Angebot zur Identifizierung mit Weiblichkeit
VIII. Feststehendes weibliches Arbeitsvermögen oder historische Wandelbarkeit Weiblichkeitsklischees?
Scheu: Es gibt ein inhaltlich bestimmtes weibliches Arbeitsvermögen
rev. Deko.: Die geschlechtshierarchische Arbeitsteilung existiert unabhängig von den konkreten Arbeitsinhalten
IX. sex-gender-Unterscheidung oder sex als Produkt von gender?
Scheu: Es gibt eine biologische Zweigeschlechtlichkeit
rev. Deko.: Auch das sogenannte „biologische Geschlecht“ ist gesellschaftlich produziert
X. „Die Trennung von Privatem und Öffentlichen“ – kritisierenswerte Realität oder kritisierenswerte Ideologie?
Scheu: Die Trennung von Privatem und Öffentlichen ist eine kritisierenswerte patriarchale Realität; „die Frau“ ist aus der öffentlichen Sphäre ausgeschlossen
rev. Deko.: Das Getrenntdenken von Privatem und Öffentlichen ist eine kritisierenswerte patriarchale Ideologie; Frauen sind sowohl in der öffentlichen als auch der privaten Sphäre untergeordnet