erschien in zwei Teilen in: interim Nr. 440, 18.12.1997, 10 – 20 und Nr. 441, 08.01.1998, 18 – 26.
Angemerkt sei,
► in gestalterischer Hinsicht: die letzte Fußnote (FN 27) zu Teil I steht auf Seite 1 von Teil II.
► in inhaltlicher Hinsicht: Die Überschrift von Abschnitt I.2.b) lautet: „Für Zensur! Denn die Gesellschaft ist eine Struktur mit Dominante!“ – Der Ausdruck „Zensur“ ist in dem Zusammenhang im – in der seinerzeitigen Debatte von mir vorgefundenen und aus pragmatischen Gründen (die immer problematische Gründe sind) nicht in Frage stellten – Sinne zu verstehen. Meine Distanz zu diesem weiten Zensur-Begriff dürfte freilich dennoch deutlich geworden sein, denn ich schrieb:
„Und selbst im speziellen Fall der Zensur der Arranca Nr. 8 – und dies unterscheidet die Praxis der Hamburgerinnen deutlich von stalinistischer Zensur-Praxis, mit der die Schwarzmarkt-FrauenLesben [= die Hamburgerinnen] von den Unglücklichen in Verbindung gebracht werden (S. 16, Abs. 181, 189 und FN 41; S. 19, Abs. 221 f.) – beschränken sie sich nicht auf den bloßen Akt der Zensur. Sie ziehen die Arranca nicht einfach aus dem Verkehr (i.d.R. die stalinistische Praxis), sondern sie machen ihre Entscheidung öffentlichen, sie begründen sie, und sie machen sie transparent, indem sie im Laden ein Leseexemplar auslegen.
Die Schwarzmarkt-FrauenLesben schreiben zwar unpräzise: ‚Wir lassen nicht zu, daß Positionen, die Unterdrückung, in welcher Form auch immer, legitimieren, dargestellt und damit diskutierbar gemacht werden.‘ (zit. n. die Unglücklichen, S. 6, Abs. 47).
Aber ihre tatsächliche (und richtige!!!) Praxis ist eine andere:
Sie nehmen zur Kenntnis, daß es derartige Positionen gibt, und sie kritisieren (d.h. diskutieren) sie! Und: Sie delegitimieren derartige Positionen durch ihre Kritik und unterstreichen diese Kritik dadurch, daß sie sich weigern, diese Zeitung zu verbreiten.“
Für eine ausdrückliche Kritik des szene-üblichen, weiten Zensur-Begriffs siehe mittlerweile meine beiden neueren Texte aus dem Jahre 2009:
-- Eine Warnung vor dem Zensur-Begriff
und
-- Über den Nutzen von Definitionen und ein paar andere Anmerkungen.
Ich stelle hier erst einmal eine .pdf-Bild-Datei zur Verfügung. Im internet gibt es bereits eine OCR-behandelte Version von Teil I – allerdings in sehr mäßiger Qualität: http://www.nadir.org/nadir/periodika/interim/heft/heft440/seite10ff.html.1
- Ich selbst besitze nur noch die vorletzte (inhaltlich unvollständige und wahrscheinlich nicht Korrektur gelesene) Version des gesamten Textes und eine irgendwie überarbeitete Version von Teil II als Text-Datei. Dieses Material müßte ich erst einmal in Ruhe sichten und ggf. korrigieren und ergänzen, bevor ich es online stellen mag. [zurück]