Anmerkungen zur Res Strehles „Einführung in die politische Ökonomie“
Res Strehle
Einführung in die politische Ökonomie:
KAPITAL UND KRISE
Schwarze Risse / Rote Straße: Berlin/Göttingen, 1991
186 S., 18 DM
Das Buch gibt aus autonom-operaistischer Sicht eine Einführung in die politische Ökonomie. Nach methodischen Vorbemerkungen (Kapitel 1) folgen Ausführungen zur Werttheorie (Kapitel 2), zur Krisentheorie (Kapitel 3), zur Imperialismus-Theorie, und darin eingeflochten zum Patriarchat, (Kapitel 4 und 5), zur Politischen Technologie (Kapitel 6), zur Geldtheorie (Kapitel 7) und zur Systemtheorie (Kapitel 8 ) sowie eine Schlußbemerkung „Ueber Politische Oekonomie hinaus“.
Im folgenden werden aus Sicht des Rezensenten zunächst stichpunktartig die positiven Seiten des Buches benannt. Im Anschluß daran werde ich versuchen, in kritischer Auseinandersetzung mit vier zentralen Komplexen aus Res Buch Anknüpfungspunkte für die weitere Debatte über linke, revolutionäre Perspektiven zu benennen.
Überblick
I. Zunächst das Licht
1. Leichte Lesbarkeit
2. Inhaltliche Stärken des Buches
3. Res‘ Kritiken des Reformismus
4. Autonome Selbstkritik
5. Post-Fordismus und Deregulierung
II. Nun zum Schatten
A. Überblick und Einzelkritiken
B. grundlegende Defizite
1. Res humanistische Konsum- und Technikkritik und deren verschwörungstheoretischen Konsequenzen
2. Res‘ Nähe zur „Orthodoxie“, besonders seine kapital-funktionale Erklärung des Patriarchats
C. theoretische Ursachen
1. Theorie ist keine Handwerksordnung
2. Imperialismus-Theorie
a) Krisentheorie und „Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate“ bei Marx
b) Rosa Luxemburg war weder Autonome noch Feministin
c) Res Strehles Imperialismus-Theorie
d) Lenins Imperialismus-Theorie in der Darstellung von Res
3. Hegel und die Dialektik
a) Res‘ Hegel-Rezeption
b) Das Verhältnis von Marx und Hegel
c) Zur These von der „angewandte(n) Dialektik“
III. Resümee / Perspektiven
1. Das Nachwort von Detlef Hartmann
2. Anknüpfungspunkte für die weitere Diskussion
[Es empfiehlt sich, zur Lektüre die .pdf-Bild-Datei eines alten Ausdrucks dieses Texts zu verwenden und diese .html-Version nur zur Nutzung der Suche-Funktion, die in der Bild-Datei nicht zur Verfügung steht. Denn ich habe bisher nur die ersten 15 (von fast 200) Fußnoten, aber noch keine Hervorhebungen im Text (außer Zwischenüberschriften) wiederhergestellt. Vgl. im übrigen meine Anmerkungen zur Wiederveröffentlichung.]
1. Leichte Lesbarkeit
Als erstes ein formaler, aber trotzdem wichtiger Aspekt: Das Buch von Res ist – im Gegensatz zu anderer autonomer Theorieproduktion – verständlich und leicht lesbar geschrieben.1 Damit regt das Buch – hoffentlich – auch andere GenossInnen, die sich genauso wie der Rezensent im autonomen Jargon nicht zu Hause fühlen, zur Auseinandersetzung an. Das abschreckende Gegenbeispiel liefert übrigens im Nachwort (wieder einmal) Detlef Hartmann.
2. Inhaltliche Stärken des Buches
Inhaltlich als positiv hervorzuheben sind besonders die Darstellungen der marxschen Werttheorie2 (23 ff.) und die Erläuterung der These von der Zonierung der Welt (Frontstaaten, Investitions- und Armutszonen etc.), die viel differenzierter sei als ein globaler Metropole-Trikont-Gegensatz (75 ff.) sowie – mit Einschränkungen im Detail (s.u.) – die Darstellungen der Politischen Geldtheorie (123 ff.) und der herrschenden Systemtheorien (145 ff.).
3. Res‘ Kritiken des Reformismus
Wichtig an Einzelpunkten sind schließlich noch Res‘ antireformistische Kritiken
++ an „Humanitätsappellen“ (18 f.)
++ des Begriffs der „Selbstausbeutung“ in Bezug auf Alternativ-Betriebe (30);
++ an der „Theorie der Langen Wellen“, die meint, Wirtschaftskrisen aus einem vermeintlichen Zyklus technischer Innovationen und deren Veraltung erklären zu können (49)
++ der keynesianistischen These, durch (Staats)verschuldung könnten Wirtschaftskrisen dauerhaft verhindert werden (63, 132, 159);
++ der Kasino-Kapitalismus-Theorie (Möglichkeit von Spekulationsgewinnen unabhängig von realer Mehrwertproduktion) (137, 138);
++ der Illusion, eine bloße Verstaatlichung des Bankensektors würde bereits den Kapitalismus aufheben (142).
Hier ist auch sein Hinweis zu nennen, daß die gegenwärtige Entwicklung in Südafrika durchaus kein Beleg für die Läuterungsfähigkeit des weißen Kapitals, sondern eine Modernisierung von Herrschaft darstellt (145 f., 164).
4. Autonome Selbstkritik
Ebenfalls relevant sind seine Kritiken an einigen autonomen Thesen:
++ These von der Möglichkeit einer menschenleeren Fabrik (38);
++ verschwörungstheoretische Erklärung des Kapitalismus (45);
++ Erklärung von Krieg mit der Notwendigkeit von Kapitalvernichtung (62);
++ These von der Möglichkeit einer subsistenzproduktionsgestützten Abkoppelung vom Weltmarkt (80);
++ autonomer Zweckoptimismus hinsichtlich der revolutionären Kraft der Marginalisierten und der „anderen Arbeiter-bewegung“ (116 f.).
(Damit befinden wir uns auch schon im Übergang zu den Schattenseiten des Buches. Denn Res selbst unterlaufen – obwohl er sie kritisiert – [in entschärfter Weise] insbesondere die Fehler zwei und fünf. Entsprechendes gilt hinsichtlich des kritisierten Humanismus.)
5. Post-Fordismus und Deregulierung
In beide Richtungen relevant ist schließlich sein Hinweis, daß der Post-Fordismus keine völlig Deregulierung darstelle (160 f.). Aber auch hier macht er im Prinzip den gleichen Fehler selbst, wenn er die Politik des BRD-Kapitals und -Staats in der ehemaligen DDR einseitig als Deregulierung interpretiert (163) (die Herrschenden lassen sich auch dort die Bewahrung des „sozialen Friedens“ jede Menge kosten).
All diese positiven Seiten des Buches brauchen hier nicht weiter ausgeführt werden, sondern können am besten im Original nachgelesen werden.
II. Nun zum Schatten
A. Überblick und Einzelkritiken
Die kritische Auseinandersetzung mit Res‘ Buch soll sich unter II.B. auf zwei grundlegende Defizite beschränken:
-- seine Konsum- und Technikkritik (II.B.1.)
und
-- seine verschiedentliche unfreiwillige Nähe zu der von ihm sog. „Orthodoxie“ (20 et passim). Letzteres gilt insbesondere für seine fast ausschließlich kapital-funktionale Erklärung des Patriarchats. (II.B.2.).
Unter II.C. werden dann die theoretischen Ursachen dieser Positionen erörtert:
-- Res verkennt nicht nur im Bereich der Ökonomie und der Technologiepolitik den Unterschied zwischen Handwerk und Wissenschaft, sondern auch in der politischen Theorie den Unterschied zwischen Wissenschaftlichkeit und Handwerkelei (II.C.1.).
-- Bei der Darstellung von Luxemburgs und Lenins Imperialismus-Theorien leistet er weder eine Kritik von Lenins „Fäulnis“-These (der Imperialismus als „Fäulnis“-Phase des Kapitalismus) noch Luxemburgs Zusammenbruchs-Theorie. Res unkritische Luxemburg-Rezeption scheint auch die Ursache dafür zu sein, daß er bei Marx Krisentheorie und Zusammenbruchstendenz vermengt. Lenins „Fäulnis“– und „Dekadenz“-These setzt sich implizite in Res Konsum- und Technologiekritik fort. In diesen Kontext gehört auch, daß sich Res positiv auf die teilweise verschwörungstheoretische Theorie vom „Staatsmonopolkapitalismus“ bezieht, die sich ihrerseits wiederum (teilweise zu unrecht) auf Lenins Imperialismus-Theorie beruft. (II.C.2.)
-- Res verkennt den von Marx mit den Feuerbach-Thesen und der „Deutschen Ideologie“ (beide in MEW 3) vollzogenen Bruch mit der hegelschen Dialektik und dem feuerbachschen Humanismus. Res bleibt so auch als Autonomer in den philosophischen Kontroversen zwischen Stalinismus und Eurokommunismus sowie deren Scheinalternativen stecken. (II.C. 3.).
Im III. Teil werden dann – unter vergleichender Heranziehung des Nachwortes von Detlef Hartmann – eine Bilanz gezogen und Anknüpfungspunkte für die weitere Debatte über Perspektiven linker Politik benannt.
Einige Einzelkritiken seien hier nur stichpunktartig angedeutet: Die These von der Möglichkeit eines basisdemokratischen Waffeneinsatzes (29) (soll die RAF ihre nächste Aktion vorher auf einer VV zur Diskussion stellen?!); die nicht begründete Bezeichnung des „real existierenden Sozialismus“ als Staatskapitalismus (33) bzw. Staatsfordismus (33, 152, 163); die Vorstellung, die ArbeiterInnenklasse werde erst durch den Keynesianismus ins Kapitalverhältnis geholt (58); die im Text falsche, im Glossar ungenaue Erklärung des Begriffs „deficit spending“ (59, 174) (der ausdrückliche und entscheidende Hinweis, daß es sich dabei um Staatsverschuldung handelt, fehlt in beiden Fällen); Definition kapitalistischer Krisen (nur) als Überakkumulation von Geldkapital (59), nicht aber als Überakkumulation von Warenkapital, das gerade keinen Absatz findet3; die These, das Kapital betreibe die Vernichtung „unnützer Esser“ ausgerechnet mittels Todesschwadronen (101) (überhaupt steht die Vernichtungs-These auf schwachen Füßen: für die Reservearmee-Funktion bedarf es gerade deren Existenz)4; die Assoziation von SozialpartnerInnenschaft und Streikverbot (148).
B. grundlegende Defizite
1. Res humanistische Konsum- und Technikkritik und deren verschwörungstheoretischen Konsequenzen
a) Der autonome Humanismus
Res hält es für richtig, vom „Gute(n) im Menschen“ ausgehen (18). Irgendwie spielt der Klassenkampf dabei zwar eine Rolle, aber sehr häufig (wenn überhaupt) kommt der Begriff in dem Buch nicht vor.5 Stattdessen wird dann schon ‚mal kritisiert, daß die Frage von offener Gewaltanwendung für die Bourgeoisie „keine moralische Frage“ (99) sei (als ob’s mit Moral besser wäre). An anderer Stelle macht er sich Gedanken über „sauberes und schmutziges Geld“ (138). Auch die Bündnisperspektive zum linken ChristInnentum taucht – genauso wie bei anderen (marxistischen) Humanismen6 – auf (19). Kurz: Res untersucht die Gesellschaft nicht durchgängig in einer dem Gegenstand angemessenen Weise (materialistisch), sondern teilweise mit „ethischen Begriffen“.7 Besonders deutlich wird seine humanistische Perspektive bei seiner Konsum- und Technologiekritik, die er mittels der Kategorie der „Entfremdung“ (120) führt.
Diesen Ansatz hatte ich in einer älteren Fassung der Rezension einer ausführlichen Kritik unterzogen. Aus Platzgründen habe ich diese Passage hier gestrichen und zusammen mit anderen Neohumanismen in einem extra Artikel behandelt. Dort findet sich auch mehr zu dem von Althusser entdeckten „epistemologischen“ (wissenschaftstheoretischen) „Bruch“ bei Marx . Dieses Papier habe ich der PROWO zur Veröffentlichung angeboten. Es wird dort in der Dez.-Ausgabe (Nr. 20) erscheinen. Deshalb hier nur die Hauptthese. Der Rekurs auf ‚die Menschen‘ oder ‚das entfremdete, menschliche Wesen‘ entnennt die Problematik von Klassen-, Geschlechter- und rassistischer Herrschaft.8 Sollen diese Herrschaftsverhältnisse analysiert und bekämpft werden, dann kann nicht mehr von ‚den Menschen‘ ausgegangen werden, sondern dann muß differenziert werden.
Aber „Entfremdung“ (120) – ist das nicht ein ganz zentraler Begriff bei Marx? Muß an ihm nicht festgehalten werden? Nein, denn Voraussetzung des Begriffs „Entfremdung“ ist die Vorstellung einem „menschlichen Wesen“, das entfremdet wird.9 Was ist „das menschliche Wesen“? Wie läßt sich das anders als idealistisch und mystisch definieren?!
Allerdings schreibt Althusser: „Was man von der Kategorie Negation der Negation, an der das Gewicht einer nicht zu beseitigenden idealistischen Last hängt, Positives erwarten kann, leuchtet mir nicht ein. Dagegen kann die Kategorie Entfremdung, wie mir scheint, einen provisorischen Nutzen haben, jedoch nur unter einer doppelten unabdingbaren Voraussetzung: 1) Sie muß von jeder Philosophie der Verdinglichung (…), die nur eine anthropologische Variante des Idealismus ist, ‚abgeschnitten‘ werden, und 2) die Entfremdung muß gedacht werden unter dem Begriff der Ausbeutung. Unter diesen beiden Voraussetzungen kann die Kategorie Entfremdung zunächst einmal (denn sie verschwindet im erreichten Resultat) wegführen von einer rein rechnerischen, d.h. ökonomistischen Konzeption des Mehrwerts: um die Vorstellung einzuführen, daß bei der Ausbeutung der Mehrwert nicht trennbar ist von den konkreten und materiellen Formen seiner Abpressung.“10 Diese Argumentationsrichtung kommt aber bei Res nur teilweise (bspw. 111 f.) zum Tragen.
b) Res‘ Konsum- und Technologiekritik
Die klassen-indifferente Haupttendenz Res‘ Ansatz wird deutlich an einem Satz, den er vermutlich nicht wörtlich so meint, wie er ihn aufgeschrieben hat: Auf S. 96 bezeichnet er die Warenmärkte als „von den Produzenten (sic!) beherrscht“. Auch wenn Res vermutlich nicht bestreiten will, daß nicht die ProduzentInnen, also die ArbeiterInnen, sondern das Kapital die Märkte beherrschen, zeigt dieser Satz, um was es Res mit seiner Kritik geht: Nicht so sehr um Ausbeutung, sondern darum, daß die KonsumentInnen-Idylle in Schweizer Bergen und Kreuzberger Hinterhöfe durch „Zuckerwaren, Alkoholika, Zigaretten, Cola, Kaffee, Medikamente (sic!), Spielautomaten“ (96), durch McDonald’s und Walt Disney (67) „zugerichtet“ (166) wird. In seinem PROWO-Interview (Nr. 18, Okt. 1991, 8 ) ergänzt er diese Aufzählung um das Gesundheitswesen, die Kulturindustrie und die Gastronomie. Bei aller Kritik, die an Apparatemedizin und industrieller Nahrungsmittelproduktion und -versorgung (so wie sie heute existieren) notwendig ist, möchte ich doch zwei schüchterne Thesen wagen:
-- Zur Heilung einer Krankheit ist es sinnvoller, sich auf dem Stand heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis der Medizin als auf der Grundlage mittelalterlichen Erfahrungswissens behandeln zu lassen.
-- Denjenigen, die heute unter modernem Gesundheitswesen und Gastronomie angeblich leiden müssen, geht es (gesundheitlich etc.) deutlich besser, als denjenigen, denen dieser Stand von Wissenschaft und Technik früher nicht zur Verfügung stand oder heute vorenthalten wird.
Für beide Thesen ist die historische und regionale Entwicklung der Lebenserwartung der Menschen ein bescheidenes Indiz.
Entsprechend romantisch ist Res Blick auf die vor-fordistische proletarische Kultur (154 f.), die er in ihrem unterdrückerischen Gehalt gar nicht thematisiert11. Das, was Marx erst als Aufgabe stellte, nimmt Res für die vor-fordistische Zeit bereits als Realität an: die ArbeiterInnenklasse als „revolutionäre Klasse (…) für sich (subjektiv mit eigenem Bewußtsein)“ (155). In diesem Zusammenhang hat es auch Sinn, dem handwerklichen Charakter der Arbeit nachzutrauern – nur politisch bringt das überhaupt nichts.
Hier ist erforderlich, auf den Unterschied zwischen Wissenschaft und Handwerk einzugehen:12 Res kritisiert in seinem PROWO-Interview, daß das „Wissen über Zusammenhänge des eigenen Körpers, der Kultur, der Ernährung usw. systematisch von den betroffenen Menschen (sic!) weg“ verlagert würde. Genau an dieser Problematik zeigt sich, daß zunftmäßige Organisation des Handwerk keineswegs etwas „völlig Anderes“ ist als „handwerkliche Fähigkeiten“. Vielmehr sind die verschiedenen Aspekte der Beschränktheit des Handwerks solche einer inneren Einheit: „Obwohl die Handwerker-Kultur eine blühende Kultur war, obwohl der Handwerker schöpferische Arbeit verrichtete usw., kann aus dieser Perspektive die Zukunft der Arbeit nicht gewonnen werden. Maschinerie, kollektive Arbeit, Verwissenschaftlichung der Produktion, Vergesellschaftung der Arbeit haben nachdrücklich das handwerkliche Arbeitsverhältnis zerstört und den Weg verstellt, zu einer solchen Arbeit zurückzukehren. Dafür hat die Maschinisierung und mehr noch die Automation die Perspektive zu einer völlig neuen Arbeit eröffnet, zu einer Arbeit, die auf der Aneignung der wissenschaftlichen Errungenschaften besteht und nicht auf dem Niveau von Erfahrungswissen stehenbleibt, daher verallgemeinerbar und nicht nur Einzelnen zugänglich ist, die auf die Aufhebung von Hand- und Kopfarbeit auf einem viel höheren Niveau hinausläuft, als es die Handwerkskunst jemals ermöglichte.“13
Soweit sich Res auf eine solche konkrete Analyse der Arbeitsbedingungen überhaupt einläßt, ist dies bei ihm eine lineare Verlängerung der wohl einigermaßen richtig beschriebenen Praxis des Taylorismus (104 ff., 119 ff.) (Verwissenschaftlichung der Produktion heute [s. dazu unten] bedeutet aber gerade etwas anderes als Frederick Taylors „wissenschaftliche Arbeitsorganisation“. Dies als Hinweis zu Res‘ Gleichsetzung in der zweiten Antwort in seinem PROWO-Interview) und deren Verknüpfung mit einer – nur in Frageform angedeuteten – einseitig katastrophischen Sicht auf die Gen- und Reproduktionstechnologien14 (120, vgl. 8, 150). Die Veränderungen im sog. Post-Fordismus werden vorrangig als Ausdifferenzierung der ‚Konsum-Subjekte‘ wahrgenommen (161); Veränderungen im Arbeitsprozeß weitgehend einseitig als Dequalifizierung und Spaltung der abhängig Beschäftigten interpretiert (118, 161 f.). Die Etablierung „teilautonomer Fertigungsgruppen“ wird nur kurz erwähnt, aber in ihrer Bedeutung nicht untersucht (162). Stattdessen wird behauptet es komme „nie“ auf das Bewußtsein und die Selbstreflektion „der Betroffenen“ (153) an, der tayloristische Arbeiter habe keine Vorstellung mehr vom „Ergebnis der Arbeit und dem Weg dahin“ (105).
An diesem Beispiel zeigen sich ganz praktisch die idealistischen Konsequenzen des autonomen Humanismus: Wenn Res recht hat mit seiner Beschreibung, dann müßte er in der Tat die marxsche Definition von Arbeit, für die – u.a. – diese Vorstellungsmöglichkeit konstitutiv ist15 (25, 105), revidieren. Stattdessen nimmt er diese Definition als Ideal und klagt diese gegen die [vermeintliche] Realität ein. Allerdings reduziert sich die marxsche Definition ohnehin nicht auf diesen von Res erwähnten Aspekt: Zu akzentuieren ist hier auch Marx‘ Hinweis, daß der Arbeitsprozeß nicht nur durch die Arbeit selbst, sondern auch durch die Rohstoffe, die bearbeitet werden, und die Arbeitsinstrumente definiert ist , so daß Marx den Menschen u.a. als „toolmaking animal“ betrachtet . „Diese Bestimmung des Arbeitsprozesses durch seine materiellen Bedingungen widersetzt sich jeder ‚humanistischen‘ Konzeption der menschlichen Arbeit als reine Schöpfung.“
Eine differenzierte Sichtweise der technologischen Entwicklung entdeckt im Gegensatz zu Res Anknüpfungspunkte für sozialistische und antipatriarchale Politik: Sogar Karl-Heinz Roth macht sich – wenn auch noch unkonkretisiert – von seinem Ansatz aus Gedanken über ein „Bündnis zwischen flexibilisierten Mindestbelegschaften und Technikern (…), das möglicherweise eine interessante öko-operaistische Variante der Bemühungen um sogenannte Produktkonversion hervorbringt“ sowie „besetzten Häusern, Arbeitslosen- und Jobberinitiativen“.
Heute findet sich die „stärkste Arbeitsteilung (…) in den Bereichen, die technisch am geringsten entwickelt sind“ . Im Interesse der Erhaltung von die Herrschaft des Kapitals stabilisierenden Hierarchien werden teilweise „zu enormen Kosten“ technisch „disfunktional gewordene Elemente vertikaler Arbeitsteilung aufrechterhalten“ . Dadurch, daß die Identität des weißen, männlichen Facharbeiters (Körperkraft, persönliches Geschick, praktisch erworbene Arbeitserfahrung) untergraben wird, verwischen auch die Grenzen zwischen sog. „Frauen-“ und sog. „Männerarbeit“. Die Facharbeiter „reagieren darauf, indem sie Automation zu verhindern und zu verzögern suchen und neue Arbeitsteilungen zwischen den Geschlechtern aufbauen“ . Ein konkretes Beispiel dafür ist die Einführung des Fotosatzes: Früher getrennte Tätigkeiten (bspw. der eigentliche Satz und das anschließende Layout) sind jetzt integriert. Trotzdem wurde die Einführung des Fotosatzes von der IG Druck und Papier als „Abqualifizierung“ bekämpft. Der Grund: Frauen drängten jetzt in die Männer-Domäne der Satzbetriebe. Im Weltbild der männlichen Setzer mußte Arbeit, die Frauen verrichten „unqualifiziert sein, denn Frauenarbeit gilt als Synonym für unqualifizierte Arbeit“ .
Res hält dem in seinem PROWO-Interview nur folgende Argumente entgegen: „die männliche Vorschlagshammerlogik des Entweder/Oder, 0 oder 1, gut oder böse, Maria oder Hexe usw., die Tatsache, daß durch neue Technologien Frauenarbeit im Büro, im Haushalt usw. ja gerade nicht abgeschafft werden, sondern gegen den feministischen und teilweise auch bürgerlich-frauenrechtlichen Widerstand verlängert wird (Wie jetzt?! Wäre eine völlige Verdrängung der Frauen aus der Erwerbsarbeit besser?!, Anm. d. Verf.); die Aktualität von spezifischer ‚Frauenarbeit‘ wie Hygiene- und Kontrolltätigkeiten im modernen Produktionsprozeß.“
Dazu noch zwei Anmerkungen:
-- In der Tat funktionieren Computer nach dem Prinzip 0/1. Aber gerade die Entwicklung der Kommunikationswissenschaft und der Biologie untergräbt die Dualismen von Mann – Frau, Kultur – Natur, Geist – Emotion . „Ich beobachte mit großem Vergnügen, wie traditionelle, weiße, westliche, männliche Philosophen sich plötzlich mit dem Körper, dem Animalischen, identifizieren, wenn sie ihre menschliche Identität durch die Entscheidungsprozesse eines Computers bedroht sehen. Mensch sein heißt für sie jetzt nicht mehr Geist, sondern Körper zu sein, weil die Maschine im 20. Jahrhundert den Geist in einer Weise zu bedrohen scheint, wie sie im 19. Jahrhundert den Körper bedrohte.“
-- „Überwachungsarbeiten beziehen sich in der automatisierten Produktion auf riesige Komplexe, oft ganze Produktionsbetriebe. Häufig gibt es nur eine Arbeitsteilung zwischen dem Überwachungspersonal in der Zentralwarte und den ‚Rundgängern‘ (…). Es gab Versuche von Unternehmerseite, im Instandhaltungsbereich, (…), den Anteil der unqualifizierten Arbeiter zu erhöhen. Diese Versuche sind, nach allem, was man weiß, gescheitert.“ Ähnliches gilt für den Programmier- und den Verwaltungsbereich.
Falsch wäre es allerdings, die Position von Res einfach nur umzudrehen und anzunehmen, die technologische Entwicklung würde Kapitalismus und Patriarchat automatisch beseitigen bzw. mittels neuer Technologien seien befreite Inseln in ihnen möglich. Denn kapitalismus-immanent verläuft Produktivkraft-Entwicklung so, daß sie „Individualität und Kompetenz fordert und gleichzeitig einengt“ . Insofern geht der Hinweis von Res in seinem PROWO-Interview, daß die Einführung neuer Technologien nicht „im Interesse“ der Frauen erfolge am Problem vorbei. Mit diesem Argument müßten – was Res aber ausdrücklich nicht will, auch wenn er dies an keinem einzigen Punkt (weder in seinem Buch noch in seinem Interview) konkretisiert – „die gesamten modernen Produktivkräfte“ verworfen werden . Denn sie sind allesamt „im Interesse“ von Patriarchat, Kapital und rassistischer Herrschaft entwickelt worden. Die Frage ist vielmehr, wie gehen wir mit den widersprüchlichen Effekten, die sie trotzdem produzieren um: Welche bestimmten unter kapitalistischen, patriarchalen und rassistischen Bedingungen entwickelten Technologien, sind trotzdem vom sozialistischen, feministischen, antirassistischen Standpunkt aus zu befürworten.
Die Sichtweise von Res tendiert dagegen zu einer Haltung, die er eigentlich kritisieren will: die Subjektivierung der Technik (106 f.). Diese These kritisiert er zwar an Joseph Weizenbaum, nicht aber an Detlef Hartmann, auf den Res sich öfters in seinem Buch (insbesondere im Kapitel zur Politischen Technologie) bezieht. Hartmann schreibt schon auf der ersten Textseite seines Buches „Leben als Sabotage“: „Die Maschine ist Gewalt gegen unser Leben…“ usw. usw. So läuft denn – wenn auch nicht wörtlich – alles auf die autonome Parole ‚Mensch gegen Maschine‘ hinaus: „Die lebendige Subjektivität des menschlichen Lebens (…) steht der Durchsetzung neuer, effizienterer Formen der Arbeitsorganisation feindlich gegenüber.“(117 – Hervorh. d. Verf.) Und „d(ie) Menschen“ schlechthin sind es denn auch, die der Kapitalverwertung unterworfen sind (165)… Edzard Reuter genauso wie der/die BandarbeiterIn bei Daimler-Benz?!
In seinem PROWO-Interview hat Res inzwischen klar gestellt, daß er letzteres nicht meint, sondern nur darauf hinweisen wollte, daß die gesamte Gesellschaft vom Kapitalverhältnis strukturiert ist. Dieser Hinweis ist sicherlich richtig. Würde er ernst genommen werden, müßte er allerdings eine Totalrevision autonomer Theorie und Praxis zur Folge haben, die meint, immer nur ‚von außen‘ zu kommen. Tatsächlich findet aber jede politische Aktion, alles, schon immer ‚innerhalb‘ der herrschenden Apparate, Diskurse etc. statt. Wer/welche dies nicht sieht, unterwirft sich bewußtlos den teils integrierenden, teils spaltenden Effekten dieser Apparate, Diskurse etc. Es ist nicht möglich, sich diesen Effekten spontan zu entziehen, sondern nur, sie – bei Anerkennung(!) – zu beherrschen.
Die Stoßrichtung von Res‘ Kritik hat noch eine andere Konsequenz: ArbeiterInnen, die aufgrund von Hierarchisierungen ins System integriert sind, werden quasi aus der ArbeiterInnenklasse herausdefiniert (118), die Stammbelegschaften und die Gewerkschaften für linke Politik abgeschrieben (162) . Unvermittelt daneben steht der Bezug auf die „ganz gewöhnlichen Menschen“ (164).
c) Res‘ tendenziell verschwörungstheoretische Erklärung der Neuen Technologien
Wo so – mittels Konsum und Technik – gegen das ‚menschliche Wesen‘ gehandelt wird, kann natürlich nur das Böse am Werk sein – und so landet Res doch noch bei der von ihm eigentlich abgelehnten Verschwörungstheorie (45). Technologische Innovationen können/ werden nicht als notwendige Folge des Akkumulationszwangs, dem die Einzelkapitalien unterworfen sind (Profitinteresse), sondern als bewußte Strategie aufgefaßt (49, 103 f., 139, 162). So kommt denn Res – ganz im Gegensatz zu seiner richtigen [!; s. dazu unten III.2.b)] Ausgangsthese von der Nicht-Neutralität der Technik (103) auf einmal zu einer instrumentalistische Sichtweise von Technik (ähnlich bereits: S. 23: Herrschaft wird „benutzt“; S. 24 bzw. 26: Auffassung von Tausch als „Technik“ / Markt als „Instrument“) .
In diesem Zusammenhang verschwimmt auch die begriffliche Grenze zwischen physischer Gewalt, ökonomischen Zwang und ideologischer Konsensproduktion (Hegemonie) (vgl. auch 129): Teilweise wird – richtigerweise – zwischen Gewalt und Zwang unterschieden (46, 10. Zeile von unten), drei Zeilen tiefer wird diese Unterscheidung mit dem Pseudo-Begriff der „strukturellen Gewalt“ aufgegeben. Auf S. 97 werden unter diesem Stichwort nicht nur ideologische Staatsapparate wie Schule, sondern auch repressive Staatsapparate physischer Gewaltsamkeit wie Polizei und Armee genannt. Letztlich läuft das darauf hinaus, die Hegemonie der Herrschenden auf Manipulation zu reduzieren und diese tendenziell mit physischer Gewalt in eins zu setzen. Damit wird gerade die Subtilität des Kapitalismus als nicht mehr persönlicher Herrschaft und auch die Komplexität der Aufgabe, vor der die revolutionäre Linke steht, verkannt. Das Problem der Herausbildung von revolutionärem Klassenbewußtsein, der Erkenntnis des gerade nicht offen zutageliegenden gesellschaftlichen Zusammenhangs, wird ignoriert. Wenn sich die Gewalt unmittelbar und unverhüllt darstellt, reduziert sich revolutionäre Politik auf einen rein subjektiven Akt, diese Gewalt nicht mehr ertragen zu wollen. Dieser soll durch „Aufklärung und Belehrung des Proletariats“ herbeigeführt werden. Christel Neusüss kritisiert so die Strategie-Vorschläge der Stamokap-TheoretikerInnen. Für die autonome Traditionslinie gilt aber ähnliches: Hier soll die spektakuläre Aktion den aufklärerischen Effekt verstärken oder überhaupt erst erzeugen. Sie ist – bei Dutschke/Krahl – der „voluntaristische Subjektivismus (…) organisierter Einzelkämpfer“. Auch wenn sich seit 1967 die Radikalität der Aktionsformen gesteigert hat, kommt es auch heute bei autonomen Diskussionen über die Sinnhaftigkeit von Aktionen weniger auf deren Effektivität für den revolutionären Prozeß, als vielmehr darauf an, ob sie die subjektive „Wut im Bauch“ zum Ausdruck bringen. (Ein aktuelles Beispiel dafür sind verschiedene Aktionen, die während der Antifa-Demo in Hoyerswerda gelaufen sind und verschiedene Diskussionsbeiträge zur Vor- bzw. Nachbereitung dieser Demo.)
Dabei deutet Res einen interessanten Gedanken an, wenn er den Rechtsstaat mit freier Lohnarbeit sowie „ungeregelte Gewalt- und Abhängigkeitsverhältnisse“ (97 – Hervorh. i.O.) mit „nicht-äquivalenten Tausch“ in Beziehung setzt (36, 97). Hier würde es sich anbieten – statt alles undifferenziert irgendwie als „Abhängigkeit“ und „strukturelle Gewalt“ (97) zu fassen – Imperialismus als Überlagerung kapitalistischer, rassistischer und patriarchaler HERRschaft zu fassen (vgl. 36 f.). Diese Sichtweise würde uns einen genaueren Einblick in die spezifische Bedeutung physischer Gewalt für ersterer einerseits und letzteren andererseits ermöglichen. -
Aber zurück zu Res‘ Technikverständnis: Wo das Böse ist, muß aber auch das Gute sein. Und hier kommt Res nun die operaistische Theorie (45, 60) zur Hilfe: Das Gute – das ist die „andere Arbeiterbewegung“ von Karl-Heinz Roth (117), die mit „selbstbestimmter Abwesenheit“ (ebd.), Trödelei, „Konsum ohne Arbeit“ (118) das Böse zu diesen Strategien veranlaßt.
Folge der These, daß „am Anfang (…) der Kampf der Arbeiterklasse (steht)“ , ist, daß die „nicht immer sichtbaren Bewegungen der Arbeiterklasse (…) die des Kapitals und der kapitalistischen Gesellschaft (erklären), nicht etwa umgekehrt.“ Diese Sichtweise ist (genauso wie Res‘ verklärter Blick auf das frühe Proletariat) genau der Zweckoptimismus , den er eigentlich durchaus kritisch sieht (117). Dieser Zweckoptimismus ist der scheinbare Ausweg aus der schwierigen Metropolen-Wirklichkeit, in der z.Z. keine tatsächliche revolutionäre Bewegung zu erkennen ist.
Die Größe der Aufgabe vor der wir als RevolutionärInnen stehen, macht dagegen die ‚traditionelle‘ Sichtweise deutlich, die im Kapitalismus von der „Vorherrschaft des bürgerlichen Klassenkampfes“, dem Primat der Ausbeutungsbedingungen, ausgeht : „Klassenkampf: Kampf der Kapitalistenklasse, um die Arbeiterklasse auszubeuten, Kampf der Arbeiterklasse, um der Ausbeutung, der sie unterworfen ist, Widerstand zu leisten. Ich betone, daß der Klassenkampf nicht einseitig verläuft: der kapitalistische Klassenkampf hat sich mit außerordentlicher Grausamkeit gegen die Arbeiterklasse gerichtet, lange bevor sie begonnen hat zurückzuschlagen, sich zu mobilisieren und ihre großen historischen Schlachten einzuleiten. Der kapitalistische Klassenkampf hat niemals aufgehört: er gehört zum System der kapitalistischen Produktionsweise selbst.“ „(…) die beherrschte Klasse, das Objekt von Ausbeutung und Unterdrückung, zum Subjekt der Geschichte zu erklären, ist entweder gedankenlos oder zynisch. (…) wenn immanente Akkumulationsgesetze und Beschränkungen nicht den Kern der Kapitalbewegung, der zyklischen (!) Krisen ausmachen, sondern die Klasse der Lohnabhängigen – je nach subjektivem Willen und Stärke – die Krisen des Kapitals produzieren kann, dann (… muß) zumindest prinzipiell (…) ein krisenfreier Kapitalismus möglich sein (wenn die Klasse sich entsprechend ‚vernünftig‘ verhält). (…) Was bleibt ist im besten Fall rein moralisch begründete Militanz, im schlimmsten Fall Resignation oder reformistische Anpassung.“
2. Res‘ Nähe zur „Orthodoxie“, besonders seine kapital-funktionale Erklärung des Patriarchats.
a) Im bisherigen Text sind schon einige Beispiele genannt, bei denen sich eine unvermutete und vermutlich unfreiwillige Nähe von Res zur „Orthodoxie“ zeigt (u.a. Instrumentalismus/Verschwörungstheorie, unter II.C. werden hinzukommen: These von der Anwendung der Dialektik, These von der klassenspezifischen Vernunft). Am deutlichsten zeigt sich diese Nähe an Res‘ kapital-funktionaler, also de facto nebenwiderspruchstheoretischen Erklärung des Patriarchats. Hier wiederholt sich eine Argumentationsweise, die wir schon oben bei seiner Technologiekritik gesehen haben. Die grundlegende Kritik am traditionalistischen Standpunkt (oben: Res‘ Kritik an der instrumentalistischen These von der „Neutralität“ der Technik) schlägt ab einem bestimmten Punkt um – in eine Affirmation eines Teils dieser These (oben: dann doch wieder instrumentalistische Erklärung technologischer Entwicklungen aufgrund des Einflusses der operaistischen Theorie auf Res‘ Position).
b) Wir müssen an diese Stelle einen Vorgriff auf die Auseinandersetzung mit Res‘ Imperialismus-Theorie machen, in deren Zusammenhang er sich auch zum Patriarchat äußert. Res knüpft – insoweit in Übereinstimmung mit dem Bielefelder Ansatz – in problematischer Weise an Luxemburg an: Danach ist das von Luxemburg sog. nicht-kapitalistische Milieu für den Kapitalismus existenznotwendig. Unter der Kategorie des Milieus werden nicht nur (z.T. wesens)verschiedene Produktionsformen im Trikont, sondern auch (Frauen)Hausarbeit in der Metropole gefaßt (93 ff.). Res folgt den Bielefelderinnen aber nur bis zu der These, daß „es für das Kapital weit lohnender“ sei auf unbezahlte (Frauen)-Hausarbeit zurückzugreifen, statt auch „in diesem Bereich“ durch „geregelte Lohnarbeit produzieren zu lassen“ (94). Res erwähnt dann noch eine nicht näher spezifizierte „(teilweise) Komplizenschaft des männlichen Metropolenproletariats“ (93, ähnlich: 70). Auch beteuert er, daß damit „das Gewaltverhältnis zwischen den Geschlechtern selbstverständlich nicht allein auf die Wertfrage reduziert werden (soll)“ (74). Faktisch macht er das aber doch. Denn die entscheidende Konsequenz, die den Bielefelder Ansatz (in seinem Anspruch) überhaupt erst zu einem spezifisch feministischen macht, zieht er nicht! An diesem entscheidenden Punkt stellt Res nur Wenn-dann-Beziehungen auf, ohne zu sagen, ob denn nun die Voraussetzungen gegeben sind ober nicht:
„Die Frage,“ – auf die er außer dem vagen Hinweis auf die männliche „Komplizenschaft“ (93) keine Antwort gibt – „ob unbezahlte Hausfrauenarbeit einzig die Reproduktionskosten der Arbeitskräfte verbilligt und damit vollumfänglich dem Kapital zugute kommt, ist nicht nur unter dem Wertaspekt von Bedeutung, sondern ganz wesentlich auch Klassenfrage: Wenn die unbezahlte Arbeit letztlich in vollem Umfang dem Kapitalbesitzer variables Kapital sparen würde, dann könnte im Marxschen Sinne noch immer von einer Homogenität (Gleichartigkeit) der unterdrückten Klasse ausgegangen werden. Wenn aber nur ein Teil der Gratisarbeit vom Kapital aufgesogen wird, während ein anderer Teil dem männlichen ‚Familienoberhaupt‘, also dem Agenten der Ausbeutung durch die Hausarbeit zugute kommt, dann ist damit auch die Homogenität des Proletariats fundamental in Frage gestellt. Der klassische männliche Lohnarbeiter, der in einer Ehe mit Hausfrauenarbeit reproduziert wird, ist dann nicht nur Unterdrückter (im Lohnarbeitsverhältnis), er ist gleichzeitig Unterdrückender (im Hausarbeitsverhältnis). Ob dieses Doppelverhältnis bereits ausreicht, um eine intermediäre Klassenposition zu begründen, oder, wie es die Bielefelderinnen tun, von einer ‚Dreiklassengesellschaft‘ zu sprechen, sei dahingestellt.“ (95 – kursive Hervorh. i.O., fett-kursive Hervorh. d. Verf.).
Auch in seinem PROWO-Interview konnte sich Res in seinen Antworten auf zwei Fragen nicht entscheiden, ob die Männer tatsächlich nur Komplizen, also Mittäter, des Kapitals bei der Frauenunterdrükkung sind (der [Ehe]mann als geschmierter Agent des Kapitals in der Kleinfamilie, so Res in seiner letzte Antwort) – oder ob es sich vielleicht vielmehr genau umgekehrt verhält.
M.E. ist es möglich und notwendig (beides wurde schon von verschiedenen Frauen gezeigt) auf diese Fragen eine Antwort zu geben. Dabei sind m.E. drei Fragen zu unterscheiden:
aa) Läßt sich das Patriarchat, u.a. Frauenlohndiskriminierung, (ausschließlich) kapital-funktional erklären?
bb) Ist es verneinendenfalls sinnvoll, von einer „Dreiklassengesellschaft“ zu sprechen? (Bejahendenfalls ist es ohnehin sinnlos. Insoweit hat Res Recht.)
cc) Läßt sich die These begründen, daß die – in die (Lohn)-Arbeitskraft eingehende – unbezahlte Hausfrauenarbeit den mehrwertschaffenden Charakter der Arbeit begründet?
aa) Frauenlohndiskriminierung läßt sich nicht (nur) mit seiner (vermeintlichen) Funktionalität für das Kapital erklären, sondern realisiert ein klassenübergreifendes Interesse aller Männer : „Wenn auch zwischen den Klassen höchst unterschiedliche Vorstellungen über die Lohnhöhe bestehen, so existiert doch in einem Punkt ein Konsens zwischen männlichen Arbeitern und Kapitalisten. Die Löhne der Männer müssen bei vergleichbarer Arbeit höher sein als die der Frauen.“ Eine gleichmäßige Verteilung einer gegebenen Lohnsumme auf Frauen und Männer ließe die Profitrate des Kapitals unberührt. Es ist also nicht das Kapital, das die Lohnarbeiterinnen doppelt unterdrückt (einmal aufgrund ihrer Klassen- und einmal aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit) – so aber die These des orthodoxen Marxismus und von Res Strehle. „(…) es ist mir nicht klar, warum es im Interesse des Kapitals sein sollte, Frauen Löhne zu zahlen, die für Männer einen höheren Lohn notwendig machen, damit diese ihre Frauen unterhalten können. (…) Die Funktionsweise der Ausbeutung verstehen heißt noch nicht, daß geklärt ist, warum (…) ganz bestimmte Gruppen auf diese (ganz besondere, stärkere, Erg. d. Verf.) Weise ausgebeutet werden.“ Also: Wieso zahlt das Kapital gerade schwarzen Frauen und nicht weißen Männern die niedrigsten Löhne? Und v.a. wieso zahlt das Kapital den sog. Familienlohn auch an unverheiratete Männer? Nicht aufgrund seines Interesses als Kapital, sondern weil es neben der Herrschaft des Kapitals auch noch eine HERRschaft der Männer und der Weißen gibt. Die richtige Sichtweise lautet also: Die Männer unterdrücken die Frauen; und als Lohnarbeiterinnen werden Frauen zusätzlich vom Kapital ausgebeutet.
Die meisten Männer sind zwar als Angehörige der ArbeiterInnenklasse ebenfalls ausgebeutet und unterdrückt, „aber sie stehen auf einer anderen Stufe als Frauen. Sie sind mit der Reproduktion in Form von Hausarbeit in der Regel nicht belastet, sie haben die besseren Arbeitsplätze und die höheren Löhne, sie haben Sitz und Stimme in Betriebs-, Aufsichts-, Stadträten usw.“ Das Kapital hat insofern nur den Vorteil, seine Interessen gegen eine sexistisch (und rassistisch sowie auf andere Weise) gespaltene Belegschaft leichter durchsetzen zu können.
bb) Trotzdem scheint es mir nicht angeraten, von einer „Dreiklassengesellschaft“ (im Sinne einer Unterscheidung zwischen [männlichem] Kapital, [männlichen] Lohnarbeitern, und SubsistenzarbeiterInnen) zu sprechen. M.E. folgt aus der Tatsache, daß das Patriarchat nicht kapital-funktional zu erklären ist, daß es auch keinen Erklärungswert hat, Begriffe der Analyse des kapitalistischen Klassenverhältnisses einfach auf die Analyse patriarchaler (oder rassistischer) Verhältnisse zu übertragen. Den Klassenbegriff auf das Geschlechterverhältnis zu übertragen bedeutet faktisch, die Klassendifferenzierungen (im traditionellen Sinne) innerhalb der Frauen (und innerhalb der Männer zu negieren). Selbst der konkrete Charakter der Hausarbeit variiert je nach traditioneller Klassenstellung. Mit der „Dreiklassengesellschafts“-Theorie wird eine qualitative Bestimmung unmöglich gemacht, Frauenunterdrückung kann im Rahmen dieser Theorie nur rein quantitativ als doppelte Unterdrückung begriffen werden. Vielmehr bedürfen die drei Unterdrückungsverhältnisse Kapitalismus, Patriarchat und Rassismus ihrer jeweils relativ eigenständigen (und dabei unbedingt auch materialistischen ) Untersuchungsmethoden. Erst auf dieser Grundlage hat es Sinn, ihre Überlagerung in einer spezifischen Produktionsweise zu untersuchen: „Die Klasse teilte die Frauenbewegung, und der Sexus teilte die Arbeiterbewegung.“ Es ist daher vorgeschlagen worden, „Herrschaft als netzförmige Struktur von Kräfteverhältnissen“ zu denken.
Aus den selben Gründen hat es m.E. auch keinen Erklärungswert, Frauenunterdrückung mit einer Übertragung des marxschen Begriffs „Grundrente“ zu belegen („Frauenrente“ [95]) . Gleiches gilt für den unter cc) zu behandelnden – und damit in Zusammenhang stehenden – Versuch, Hausarbeit in die marxsche Werttheorie zu integrieren. Derartige Versuche wiederholen m.E. den schon oben – im Zusammenhang im Res‘ extensiven bzw. unklaren Gewalt-Begriff – erörterten Fehler, die jeweilige Spezifik unterschiedlicher HERRschaftsverhältnisse zu verkennen (in der Nacht sind bekanntlich alle Katzen grau): Die Übertreibung der physischen Gewaltsamkeit des Kapitalverhältnisse in die eine Richtung, bedeutet in die andere Richtung zwangsläufig – ob gewollt oder nicht – die Untertreibung der Gewaltsamkeit von patriarchaler und rassistischer HERRschaft. Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn auf letztgenannte Unterdrückungsverhältnisse eine Begrifflichkeit übertragen wird, mit der Marx gerade den nicht direkt-persönlichen, sondern über den Markt erfolgenden quasi eigengesetzlich-ökonomischen Charakter kapitalistischer Klassenherrschaft untersucht hat.
cc) Nicht durchgreifend ist leider auch die auf den ersten Blick interessante These, den spezifischen Charakter der Ware Arbeitskraft (die im Produktionsprozeß nicht nur ihren eigenen Wert überträgt, sondern Mehrwert schafft) damit zu erklären, daß sie im wesentlichen nicht lohnarbeitsförmig, sondern – im Patriarchat im wesentlichen von Frauen – kostenlos (re)produziert wird (40 f.). Der Sachverhalt als solcher ist zwar von Res richtig erkannt und benannt worden, bietet aber keine (ausreichende) Erklärung für den Mehrwert schaffenden Charakter der (Lohn)arbeit:
Wenn es richtig wäre, daß der Mehrwert nur dadurch entsteht, daß ein Teil des Wertes der Ware Arbeitskraft in der kostenlosen Reproduktionsarbeit von v.a. Frauen versteckt ist , würde dies bedeuten, daß es sich real gar nicht um Mehrwert handeln würde. Die Ware Arbeitskraft wäre dann tatsächlich eine Ware wie jede andere, würde nur ihren eigenen tatsächlichen Wert übertragen. Am Ende eines Produktionszyklus stände der gleiche Werte wie am Beginn. „Der Mehrwert wäre dann rein nominell, (…) eine bloße Phrase.“ Frauen würden tatsächlich nicht für die Männer, sondern für das Kapital arbeiten – und: es gäbe keine erweiterte Reproduktion (jetzt im marxschen Sinne verstanden). Die erweiterte Reproduktion, die ständige (zyklenübergreifende) Ausweitung der Menge der vorhandenen Güter, ist aber eine unbestreitbare Realität.
Des weiteren ist nicht einsichtig, wieso es nicht kapitalismus-immanent möglich sein soll, die Reproduktion der Arbeitskräfte weitgehend zu kommerzialisieren (und die [restliche] Reproduktionsarbeit auf Frauen und Männer gleichmäßig zu verteilen). Dies würde dem Kapital nicht nur höhere Kosten (steigender Wert der Ware Arbeitskraft aufgrund der Kommerzialisierung deren Reproduktion), sondern auch neue Mehrwertquellen verschaffen – nämlich durch die Arbeiten, die dann innerhalb des Lohnarbeitsverhältnisses geleistet würden. Solange diese Arbeiten außerhalb des Lohnarbeitsverhältnisses geleistet werden drücken sie „sich nicht in Geld aus“ und sind „somit wertlos“ (Wert ist hier keine moralische, sondern eine ökonomische Kategorie). Sie kommen nicht dem Kapital, sondern den Männern zugute. Damit ist nicht gesagt, daß die Kommerzialisierung von Hausarbeit automatisch das Patriarchat untergräbt. Vielmehr ist gerade mit einer Forderung wie der nach Lohn für Hausarbeit die Gefahr der Verfestigung geschlechtshierarchischer Arbeitsteilungen verbunden.
Res begründet dagegen seine These, die teilweise Vergesellschaftung von Reproduktionsarbeit im „real-existierenden Sozialismus“ habe sich „wertmässig nicht gelohnt“ (94), nicht. Daß diese nicht weiter getrieben worden ist, scheint mir nicht so sehr daran gelegen zu haben, daß sich sie „wertmässig nicht gelohnt“ hat, als vielmehr an fortbestehenden patriarchaler Strukturen und am – letztlich konterrevolutionären – Fehlen einer Bereitschaft der allermeisten dortigen Kommunisten und auch vieler KommunistInnen [und erst Recht der nicht-feministischen Nicht-KommunistInnen], darüber eine Auseinandersetzung zu führen und sich so zusätzliche gesellschaftliche Konflikte einzuhandeln.
Ähnliches gilt für die Frage, die Res in seinem PROWO-Interview dieser These entgegengehalten hat: „Warum wurde denn die Hausarbeit nicht längst voll kommerzialisiert, wenn Eure These richtig wäre?“ Auch die Antwort auf diese Frage kann Res mit seiner kapital-funktionalen Erklärung des Patriarchats nicht in den Blick bekommen: Nicht das Kapital, sondern die Männer haben ein Interesse an der Aufrechterhaltung von Hausfrauenarbeit. Deshalb ist sie noch nicht vollständig kommerzialisiert!
Und ein weiteres zeigt sich: Res‘ Ansatz bietet zwar u.U. eine Erklärung für die jetzige Funktionalität (Nützlichkeit) des Patriarchats für das Kapital, aber erklärt weder dessen (vor der Zeit des Kapitalismus liegende[n]) Ursache(n) noch des Fortbestehen. Denn selbst wenn die These richtig wäre, daß der Mehrwert der (m.E.: zwar nicht in den Wert, aber) in die Leistungsfähigkeit der Arbeitskraft eingehenden unbezahlten Hausarbeit entspreche, wäre damit noch nicht erklärt, warum letztere von Frauen geleistet wird. Res äußert sich dazu nicht.
Von den Bielefelderinnen wird dies – trotz des Anspruchs von Maria Mies, gesellschaftliche Ursachen anzugeben – letztlich biologistisch erklärt: unter Hinweis auf unterschiedliche Körpereigenschaften (Gebärfähigkeit von Frauen), die einen gegensätzlichen Naturzugriff von Frauen und Männern sowie die geschlechtliche Arbeitsteilung begründeten. Selbst Männergewalt gegen Frauen scheint Maria Mies für ein biologisches Phänomen zu halten, wenn sie schreibt: „Schon allein, um die Männergewalt zu bekämpfen, müssen Feministinnen daran interessiert sein, daß in der Arbeit der größte Teil der Energie verausgabt wird, der durch die Nahrung aufgenommen wird, (…).“ So ist es kein Wunder, daß die Vertreterinnen des Bielefelder Ansatzes schließlich beim Mutterkult landen. Nur konsequent ist es da, daß Maria Mies ein Recht auf Abtreibung ablehnt. Denn: „Wir besitzen unseren Körper nicht, wir kooperieren mit unserem Körper, wir sind unser Körper.“ Vor dem Hintergrund dieser Positionen interpretiert Barbara Böttger die Diskussionen über den Bielefelder Ansatz nicht als Konflikt zwischen radikalerem und weniger radikaleren Feminismus (wobei dann üblicherweise der Bielefelder Ansatz als radikalfeministisch bezeichnet wird), sondern als Konflikt zwischen ökolibertären (Bielefelderinnen) und ökosozialistischen Feministinnen.
c) Res kritisiert zurecht den Determinismus und Ökonomismus der „Orthodoxie“ (19 f.). Aber auch dieser setzt sich bei ihm hintenherum wieder durch, wenn er die „Lange Wellen“-Theorie mit dem Argument angreift, die „Annahme einer ‚Automatik‘ in der Abfolge von Auf- und Abschwüngen in der Kapitalbewegung hat zwangsläufig demobilisierende Wirkung“ (50). Dieses Argument läßt die vorausgesetzte deterministisch-ökonomistische Position, daß eine Mobilisierung überhaupt nur in der Krise möglich sei, völlig unberührt. (Nur vor diesem Hintergrund ist wohl auch Res‘ These aus seinem PROWO-Interview zu verstehen, daß früher die „Chance auf revolutionäres Bewußtsein im Metropolenproletariat […] objektiv zweifellos größer war“ [Hervorh. d. Verf.].) „In Wirklichkeit“ aber „machen Marx und Engels die Umgestaltung der ökonomischen Verhältnisse Westeuropas abhängig von der Reife und der Macht der von der neuesten Geschichte Europas in den Vordergrund gerückten Klassen.“
C. theoretische Ursachen
1. Das Verhältnis von Theorie und Praxis: Theorie ist kein Handwerksordnung
Res betrachtet Theorie ausschließlich als „Grundlage für die praktische Arbeit“. Ihre Notwendigkeit begründet er mit den Erfordernissen der praktischen Arbeit – der Gefahr „der Gegenseite ins Messer (zu) laufen“ (21). Diese Position ist sicherlich besser als der von Res zurecht kritisierte reine Aktionismus (ebd.).
Verkannt wird hier aber noch die relative Autonomie theoretischer Arbeit. Theorie ist mehr als „Auswertung, Untersuchung“ und ggf. „Neubestimmung“ (ebd.) der je schon vorhandenen Praxen. Eine solche „Theorie“, die tatsächlich nur eine politische Technik ist, bleibt gefangen in den gegebenen Verhältnissen. Sie stellt letztlich einen linksradikalen Technokratismus dar. Seitdem der Sozialismus eine Wissenschaft geworden ist, will er aber nicht mehr nur wie ein Handwerk erlernt, sondern „auch wie eine Wissenschaft betrieben, d.h. studiert werden“.
Nur so kann die politische Praxis über die jeweilige Handwerkelei hinaus getrieben werden: „‚Es gibt die dringenden Erfordernisse des Kampfes. Aber manchmal ist es (…) politisch dringend, Abstand zu nehmen und sich Studien zu widmen, von denen alles abhängt (…). Diese Zeit, die man sich dem Kampf gegenüber nimmt, kann letztlich dazu dienen, im Kampf selbst Zeit einzusparen.‘ Ohne eine solche Abstandnahme wäre es weder zur Begründung des Historischen Materialismus durch Marx noch zu seiner sukzessiven Weiterentwicklung je gekommen.“
2. Imperialismus-Theorie
Res stützt sich bei seinen Ausführungen zur Imperialismus-Theorie im wesentlichen (vermeintlich – wie zu mehreren Punkten gleich zu zeigen sein wird) auf Luxemburg. Zum besseren Verständnis der damit verbundenen Schwierigkeiten, ist zunächst auf die Veränderungen der sozialistischen Theorie von Marx zu Luxemburg, und wie diese von Res geschildert werden, einzugehen.
a) Krisentheorie und „Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate“ bei Marx
Die marxsche Krisentheorie und die marxsche These vom tendenziellen Fall der Profitrate werden von Res in einem Atemzug genannt (46 et passim). Beide Probleme hängen zwar miteinander zusammen, sind aber zu unterscheiden: Kurz gesagt: Jede Krise bedeutet eine Stockung des Reproduktionsprozesses des Kapitals (wobei in der Folge einer Absatzkrise – mangels Mehrwertrealisierung – auch die Profitrate sinkt), aber nicht jede Krise ist auf das „Gesetz vom“ – vermeintlichen – „Fall der Profitrate“ zurückzuführen.
aa) Die marxsche Krisentheorie beruht in der Tat u.a. auf den Reproduktionsschemata aus dem zweiten Band des Kapitals (55). Bei diesen Schemata geht es um den Prozeß der Umsetzung von Geld- in Warenkapital und – nach dem Produktionsprozeß – wieder zurück in Geldkapital. Eine Schwierigkeit dabei ist, daß in jedem Produktionszyklus die Waren produziert werden müssen, die für den nächsten benötigt werden. (51 ff., 88 ff.). Dieser Prozeß kann in einer nicht-geplanten Ökonomie nicht ohne zyklische Krisen abgehen (wie wir im „real existierenden Sozialismus“ gesehen haben, kann Planung allerdings auch fehlschlagen). Diese Überlegungen von Marx dazu sind aber eben in der Tat eine Krisen- und keine Zusammenbruchstheorie des Kapitalismus. Die Akkumulation des Kapitals entwickelt sich im Rahmen dieser Vorstellung spiralförmig (nach oben). Eine Zusammenbruchstheorie macht erst Luxemburg aus den marxschen Reproduktionsschemata. Daß Luxemburg eine solche vertritt, kommt bei Res nur verschwiemelt zum Ausdruck (54 f., 91). Gar nicht erwähnt Res – im Gegensatz zu Luxemburg selbst –, daß dies eine ggü. Marx neue Position ist.
bb) Dieses (Ver)schweigen hängt damit zusammen, daß Res – wie bereits erwähnt – die marxsche Krisentheorie mit dem „Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate“ aus dem dritten Band des Kapitals vermengt. Dieses Gesetz behauptet nämlich in der Tat einen Zusammenbruch des Kapitalismus – aber nur als Tendenz. Weil es sich bei Marx nur um eine Tendenz handelt (zu der Marx – wie Res zutreffend erwähnt – Gegenwirkungen benennt [46 et passim], behauptet Marx – anders als Luxemburg – auch in diesem Zusammenhang keinen automatischen Zusammenbruch des Kapitalismus.
Auf Res unzutreffende Darstellung von Luxemburgs zusammenbruchstheoretischer Imperialismus-Theorie [s. schon oben II.C.2. a) aa)], mit der er allerdings nicht allein ist, komme ich unten zurück. Hier zunächst noch ein Einschub zum „Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate“:
Res behauptet, Marx habe dieses Gesetz „mit vielen Rechnungen nachgewiesen“ (51). Dies hat Marx nicht gemacht (und kann auch sonst niemandE machen: Denn dieses Gesetz trifft Aussagen auf der Wertebene. Datenmaterial, das in Rechnungen verwandt werden kann, liegt aber nur auf der Preisebene vor. Zwischen beiden Ebenen ist nicht durch schlichte mathematische Operationen eine Übertragung möglich. ) Was Marx gemacht hat, war verschiedene Zahlenbeispiele für seine Theorie zu geben. Was Marx nachgewiesen hat (und auch unbestreitbar ist), ist nur folgendes: Wenn die Mehrwertrate (also das Verhältnis zwischen Mehrwert und variablem Kapital [Arbeitslohn]) gleich bleibt (oder langsamer steigt als die organische Zusammensetzung des Kapitals) und gleichzeitig die organische Zusammensetzung des Kapitals steigt (also – im Vergleich zum variablen Kapital – mehr konstantes Kapital [Rohstoffe und Abnutzung der Produktionsmittel etc.] eingesetzt wird), dann sinkt die Profitrate (vgl. 52). Nun sind aber genau diese von Marx angenommene Voraussetzungen problematisch , weshalb das Gesetz auch als Tendenzaussage umstritten ist. Letzteres ist aber für die hiesige Argumentation nicht wesentlich.
b) Rosa Luxemburg war weder Autonome noch Feministin
Res vereinnahmt Luxemburg für eine Imperialismus-Theorie, die sie nicht vertreten hat. Luxemburg hatte – wie schon erwähnt – aus der Marxschen Krisentheorie (also unabhängig vom „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“ – anhand einiger Änderungen in dessen Reproduktionsschemata – eine Zusammenbruchstheorie gemacht. Diese Theorie ist falsch. Dies muß hier aber nicht interessieren, denn Res geht nicht von Luxemburgs eigener Imperialismus-Theorie aus, sondern von der Fassung, die ihr der Bielefelder Ansatz gegeben hat. (Die Bielefelderinnen geben diese Änderung zu und behaupten deshalb Luxemburg habe ‚unbewußt‘ zur „Frauenfrage“ geschrieben. Tatsächlich war Luxemburg [aber] – nach Einschätzung von Ingrid Strobl – Antifeministin. Denn Luxemburg betrachtete patriarchale Unterdrückung nicht als HERRschaftssystem, sondern nur als persönliches Hindernis. Sie hatte deshalb in der sog. „Frauenfrage“ „nicht einmal eine reformistische Haltung“. )
Luxemburg geht in der Tat – insoweit hat Res mit seiner Darstellung recht – (fälschlicherweise, wie gesagt) davon aus, die kapitalistisch produzierten Waren könnten nicht im Rahmen des Kapitalismus abgesetzt werden. Dafür bedürfe der Kapitalismus vielmehr des nicht-kapitalistischen Milieus (54 f., 88 ff.). Nun ging aber Rosa Luxemburg – anders als die Bielefelderinnen und Res Strehle – davon aus, daß diese Milieus aa) tatsächlich (noch) nicht-kapitalistisch seien und daß sie bb) in diesem Prozeß kapitalisiert würden. Sofern es nicht schon vorher zur Revolution komme – was Luxemburg vermutete –, breche der Kapitalismus spätestens dann zusammen, wenn dieser Prozeß beendet / die ganze Welt kapitalisiert sei: Der Kapitalismus zerschelle am Widerspruch Weltform werden zu müssen, aber es nicht sein zu können. (Letzteres eben deshalb, weil – wie gesagt – die kapitalistisch produzierten Waren – nach Luxemburg – nicht im Kapitalismus allein abgesetzt werden können.)
Die Bielefelderinnen übernehmen nun Luxemburgs Ausgangsthese (Notwendigkeit „des Milieus“ für die Existenz des Kapitalismus). Im Gegensatz zu ihr gehen die Bielefelderinnen und Res aber davon aus, daß der Kapitalismus die „nicht-kapitalistischen“ Milieus (die sie deshalb auch als Bestandteil des Kapitalismus betrachten [vgl. 90]) immer wieder neu schaffe (69). Dieser Prozeß wird als fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation des Kapitals gefaßt (85 et passim). Diejenigen die ihr unterworfen seien, werden (im Gegensatz zu den integrierten Metropolen-Lohnarbeiter[Innen?]) in besonderer Weise als revolutionäres Subjekt gefaßt (70).
Diese Zurechtbiegen Luxemburgs durch die Bielefelderinnen und Res müßte nun vielleicht nicht besonders aufregen, wenn dafür wenigstens die revidierte Theorie richtig ist. Leider ist auch dies nicht der Fall:
c) Res Strehles Imperialismus-Theorie
Gegen die so produzierte Imperialismus-Theorie lassen sich folgende Einwände geltend machen:
aa) Sie reproduziert die herrschenden Spaltungsmechanismen – bspw. zwischen peripherer und metropolitaner ArbeiterInnenklasse – in der linken Theorie und festigt sie so, statt zu untersuchen, wie sie im gemeinsamen revolutionären Kampf aufgehoben werden können (vgl. dazu oben die Einwände, wenn es um Res Schilderung der Folgen Neuer Technologien in den Metropolen geht).
bb) Sind die unmittelbaren ProduzentInnen erst einmal von ihren Produktionsmitteln getrennt, dann ist die ursprüngliche Akkumulation vorbei. Danach kann nur noch von „Kapital in Aktion“ gesprochen werden.
cc) „Kapital in Aktion“ kann durchaus auch gewalttätig sein. Diese (imperialistische) Gewalt ist aber für den (Metropolen-)Kapitalismus nicht existenznotwendig, sondern schafft Zusatzprofite (und dient der Krisenüberwindung [Beispiel: Faschismus]). Für diese Erkenntnis hätte es nicht der Verbiegung von Luxemburg bedurft, sondern hätte ein Bezug auf die insoweit (zur darüber hinausgehenden Kritik s.u.) zutreffenden Imperialismus-Theorie Lenins ausgereicht.
dd) Im Gegensatz dazu vertritt Res – mit Luxemburg – die These von der Notwendigkeit „des Milieus“ für die Existenz des Kapitalismus. Er begründet dies damit, daß es ‚widersinnig‘ sei, wenn die Produktionsmittel-Abteilung I der Produktion stärker wachse als die Konsumgüter-Abteilung II (Disproportionalität) (54). Oder in Luxemburgs Worten: dies sei Produktion um der Produktion willen. Genau dies ist es! Und genau dies (und das ungleichmäßige Wachstum von Abteilung I und II) ist (die widersprüchliche Bewegung des) Kapitalismus, die ihn allerdings nicht von allein zum Zusammenbruch treibt: „Entwicklung der Produktivkräfte der Gesellschaft (Produktion für die Produktion)“ und Ausschluß der „Masse der Bevölkerung von „ihrer Utilisation“ !
(Luxemburg führt in ihrem Buch weitere – von Res nicht erwähnte – Argumente an. Diese greifen aber ebenfalls nicht durch. Auch Res muß im übrigen zugeben, daß Luxemburg ihre Imperialismus-Theorie „nicht unwiderlegbar bewiesen“ hat [79].)
d) Lenins Imperialismus-Theorie in der Darstellung von Res
Nicht viel besser als Luxemburg geht es Lenins Imperialismus-Theorie in Res‘ Buch:
aa) Res wirft Lenin und „einem Großteil der Marx-Orthodoxie“ (70) vor, Luxemburgs Imperialismus-Theorie ignoriert zu haben (68, 70).
Dies ist aber allenfalls die halbe Wahrheit. Lenin geht in seiner Imperialismus-Schrift von 1916 in der Tat auf Luxemburgs vier Jahre zuvor verfaßtes Buch nicht ein. Dies liegt aber schlicht daran, daß er die Debatte über die Möglichkeit, die kapitalistisch produzierten Waren auch im Kapitalismus abzusetzen, – die von Luxemburg bloß aufgegriffen, aber um keine wesentlichen neuen Argumente angereichert wurde – bereits zu Beginn des Jahrhunderts abschließend mit seinen russischen Kontrahenten geführt hatte. Lenin behandelt so zwar 1916 teilweise die gleichen Phänomene wie Luxemburg 1912 (68). Lenin hatte sich aber zu diesem Zeit bereits einen ganz anderen (richtigeren) theoretischen Ausgangspunkt erarbeitet (was ihn nicht hinderte 1916 andere Fehler zu machen).
Nichts desto weniger wurde über Luxemburgs Thesen in der Moskauer Zeitschrift „Unter dem Bann des Marxismus“ über mehrere Ausgaben hinweg mit pro- und contra-Beiträgen, u.a. von Bucharin , diskutiert.
bb) Von Lenins Imperialismus-Schrift von 1916 zitiert Res nur jene Punkte, „die bis heute Gültigkeit haben“ (67 ff.). Dies wäre dann legitim, wenn nicht
++ einerseits genau diese Punkte (Zentralisierung/Konzentrierung des Kapitals etc.) bereits von Marx behandelt worden wären (also nicht auf Lenins Mist gewachsen sind) und
++ andererseits die beiden – miteinander zusammenhängenden – wesentlichen neuen (und leider falschen – wie ich sagen muß, obwohl mir Lenins Überlegungen ansonsten wichtiger sind, als dies wohl bei Res der Fall ist) Gedanken verschwiegen würden.
Diese beiden wesentlichen Gedanken sind:
++ erstens die These vom Übergang von der Periode des Konkurrenz- zum Monopolkapitalismus
++ zweitens – als Folge des Endes der Konkurrenz – die These von der „Fäulnis“ des Imperialismus .
Die zweiten These kann als eindeutig widerlegt gelten. Der Imperialismus erfreut sich seit geraumer Zeit (wieder?) bester Gesundheit. Aber sie lebt heute (ausgerechnet bei Strömungen, bei denen mensch einen positiven Lenin-Bezug nicht vermutet und die ihn auch nicht explizieren!) in abgewandelter Form fort: Hier (bspw. in der Kritischen Theorie) wird der „Fäulnis“-Begriff nicht mehr auf den Imperialismus bezogen, sondern humanistisch gewendet. In dieser Form lebt er auch bei Res in seiner Konsum- und Technologie-Kritik (‚Mc-Donalds-Imperialismus‘, vgl. 68) fort (s. oben II.B.2).
An Lenins Imperialismus-Theorie knüpfte schließlich in den 60er Jahren die Theorie vom Staatsmonopolkapitalismus (Stamokap) an. Res erwähnt sie – ohne diesen Bezug offen zu legen – positiv (57). Nicht erwähnt wird von Res, daß im Rahmen des Stamokap-Ansatzes Lenins ökonomische Imperialismus-Theorie gegen Lenins Revolutionstheorie ausgespielt wird. Lenins These vom „sterbende(n) Kapitalismus“ diente – bei verbalem Festhalten am revolutionären Anspruch – den offiziellen KPen als Legitimation für ihre attentistische Praxis (Strategie des „friedlichen Übergangs zum Sozialismus“ mittels „antimonopolistischer Bündnisse“). Auch die Nähe zur Stamokap-Theorie wirkt sich auf Res technologiepolitische Position aus: Denn die Unterschätzung der Eigendynamik des Kapitals muß letztlich zu einer subjektivistischen, tendenziell verschwörungstheoretischen Erklärung der Kapitalbewegung führen.
3. Hegel und die Dialektik
a) Res‘ Hegel-Rezeption
Im ersten Kapitel seines Buches gibt Res eine Darstellung seiner „Methoden der Politischen Ökonomie“ (7 ff.). Dabei bezieht er sich ausdrücklich auf Hegels Dialektik (7 f.). Das Verhältnis zwischen der hegelschen und der marxschen Dialektik begreift Res – mit einem Marx-Wort und der „Orthodoxie“, die dieses zum Dogma erhoben hat – als schlichte ‚Umkehrung‘: Marx habe Hegels Dialektik vom Kopf auf die Füße gestellt (11). Dieses Verständnis des Verhältnisses von Marx und Hegel ermöglicht Res, die Dialektik als „Gesetzmäßigkeit(en)“ (8) zu begreifen, die es gelte ‚anzuwenden‘: „Angewandte Dialektik“ (Zwischenüberschrift S. 11). (Obwohl sich Res sonst verschiedentlich auf den Bielefelder Ansatz bezieht, nimmt er hier den Hinweis von Maria Mies, daß die „dialektische und materialistische Erkenntnis- und Praxistheorie (…) nicht die Befolgung bestimmter methodischer Verfahren und Prinzipien“ zum „Wahrheitskriterium“ mache , nicht zur Kenntnis.) Weiter geht Res davon aus, daß nicht etwa schon die hegelsche Methode (bspw.: These – Antithese – Synthese [8], „Aufhebung“ im dreifachen Sinne von „1. Beseitigung. 2. Bewahren. 3. Auf-eine-höhere-Stufe-heben.“ [9], der Begriff „Entfremdung“ [120]) idealistisch sei. Dies sei vielmehr erst die „Vorstellung, die Welt über die Idee, über moralische Gebote ändern“ zu wollen (18). Durchaus nicht idealistisch sei es dagegen, „viele Ideen“ zu haben und „an das Gute im Menschen (zu) glaub(en)“ (ebd.) [Zur Kritik s. schon oben unter II.B.1.a)]. In der „Autonomie“ Nr. 14 wurde die gleiche „Leitidee“ schon früher in der These zugespitzt, daß „der Kommunismus jederzeit möglich ist“ – Leider ist die Sache etwas komplizierter:
b) Das Verhältnis von Marx und Hegel
Schon, was das Verhältnis von Marx zu Hegel betrifft: Wie bereits erwähnt, stammt die Formel vom ‚vom-Kopf-auf-die-Füße-stellen‘ und das Wort des „Umstülpens“ der Hegelschen Dialektik in der Tat von Marx selbst. Res übernimmt diese Vorstellung unkritisch und übersieht, daß es sich bei dieser Formulierung nur um eine Metapher handelt – noch dazu um eine widersprüchliche. Denn an der gleichen Stelle heißt es noch, es müsse der „rationelle Kern“ der hegelschen Dialektik in ihrer „mystischen Hülle (…) entdeck(t)“ werden. Das Umstülpen von etwas und die Freilegung eines Kerns von etwas sind aber zwei grundlegend verschiedene Vorgänge. Marx hat uns also nur seine Dialektik im praktischen Zustand und das Problem der theoretischen Bestimmung deren Verhältnisses zu der hegelschen gegeben, nicht aber die theoretisch ausformulierte Lösung.
Die These vom „Umstülpen“ trifft eher auf Feuerbach zu, von dem der junge Marx – und über diesen sowie Marcuse und den „antiautoritären“ Flügel der APO auch autonome Theorie – viel übernommen hat. Von Feuerbach stammt auch der Gedanke, Hegel „umzukehren“. Bei ihm treten tatsächlich einfach die „Menschen“ an die Stelle Hegels „absoluter Idee“. Entsprechendes gilt für die Unterschiede zwischen den Thesen von Hegel, Feuerbach und Marx über den Erkenntnisprozeß.
Marx ist in seiner weiteren theoretischen Praxis weiter gegangen als Feuerbach (auch wenn jener den Unterschied zwischen seiner eigene Dialektik und der Hegels noch nicht auf den strengen Begriff bringen konnte):
„Die Idee der ‚Totalität‘ (…) ist der Grundstein von Hegels Gedankengebäude.“ Dem entspricht die These von der ‚Identität der Widersprüche‘ . Die Widersprüche sind für Hegel nicht wirklich entscheidend (dezisiv) , sondern bloß Ausdruck eines einfachen Prinzips (expressiv). Welches Prinzip das ist, werden wir gleich sehen. Bei Hegel wird von der Vergangenheit immer nur das aufgehoben, „was zur Bestätigung der Gegenwart dient“, und die Gegenwart wird „lediglich als Vergangenheit in Vollendung betrachtet“ . „Und was kann man derart beibehalten und zugleich aufheben, wenn nicht abstrakte Prinzipien: juristische Person, Subjektivität usw.? Mit anderen Worten, beibehalten und aufheben kann man nur abstrakte Prinzipien, weil sie frei sind von jeder historischen Verankerung.“ Genau dies ist der Idealismus der Hegelschen Dialektik (der ihr nicht bloß äußerlich ist, sondern sie selbst bestimmt – in den Begriffen Aufhebung, Negation der Negation etc.) Und genau diese Vorstellung von einfachen Kategorien, die sich in der Geschichte produktionsweisen-übergreifend entfalten, ist es, die Marx unter der Zwischenüberschrift „Die Methoden der politischen Ökonomie“ in der „Einleitung“ von 1857 kritisiert. Selbiges ist auch seine Methode im „Kapital“. Im Nachwort zur 2. Auflage zitiert Marx einen Rezensenten der ersten Auflage in diesem Sinne. Hier zeigt sich praktisch: Marx stülpt die Hegelsche Dialektik nicht nur um, sondern er arbeitet sie in ihren Strukturen um. Denn eine Wirkung kann nicht ohne Beseitigung ihrer Ursache, also durch bloße Umkehrung, beseitigt werden (weder in der politischen, noch in der theoretischen Praxis). Vielmehr muß die Basis selbst verändert werden. Marx arbeitete daher die hegelsche Dialektik so sehr um, daß der von ihm zitierte Rezensent in der von ihm begrüßten marxschen Forschungsmethode gar nicht mehr die (deutsche) Dialektik erkennt / erkennen will. Soweit es um die traditionelle (auch hegelsche) Dialektik geht hat er einfach recht. Deshalb findet sich in den beiden Werken auch nicht Res Katalog von ‚dialektischen Gesetzmäßigkeiten‘ (8).
Das Ergebnis der Umarbeitung der hegelschen Dialektik durch Marx: Der reife Marx ging nicht von der ‚Totalität‘ sowie der ‚Identität der Widersprüche‘, sondern von einem immer „’schon gegebenen‘, komplexe(n), strukturierte(n) Ganze(n)“ (diese Betrachtungsweise ist auch in Res Buch manchmal im praktischen Zustand zu finden) und der bloßen ‚Einheit der Widersprüche‘ aus . Hier sind tatsächlich die Widersprüche entscheidend.
Dagegen schließt allerdings auch das bloße Umstülpen Hegelscher Dialektik den Materialismus (und den Klassenkampf) nicht notwendigerweise völlig aus: Nur ist dieser beim jungen Marx und beim heutigen „humanistischen Marxismus“ ausschließlich „Ausdruck eines moralischen Plans“. So auch bei Res: Das „Gute im Menschen“ (18) realisiert sich im Klassenkampf. Diese Position ist ein Stützpunkt des Idealismus im Marxismus.
c) Zur These von der „angewandte(n) Dialektik“ (11)
Weiter ist es nicht möglich, die Dialektik – bspw. auf eine Wissenschaft – ‚anzuwenden‘. Das hat der Stalinismus versucht. Vielmehr ist zu unterscheiden zwischen dem historischen Materialismus (von Marx begründete Geschichtswissenschaft) und dem dialektischen Materialismus (marxistische Philosophie). Die marxistische Philosophie kann nicht die Antworten der Wissenschaften vorschreiben oder prüfen. Sie kann vielmehr nur die richtigen Fragen stellen – und sich von diesen ggf. berichtigen lassen .
Genauso wenig wie sich die Dialektik ‚anwenden‘ läßt, kann von einer „klassenspezifischen Vernunft“ (so aber Res, S. 23; ähnlich, nur platter: „Die Wahrheit liegt bei den Unterdrückten.“ [12 – Hervorh. i.O.]) gesprochen werden. Auch die entsprechende Formel von der „proletarischen Wissenschaft“ – die Res nicht verwendet – ist eine stalinistische Formel .
(All dies macht Res‘ Buch aber nicht zu einem stalinistischen Buch. Dieser Sachverhalt verweist vielmehr nur die Multifunktionalität des Hegelianismus. Auch die rechte – statt linke – Kritik am Stalinismus bezog sich seit dem XX. Parteitag der KPdSU positiv auf „das Hegelsche Erbe bei Marx“. )
III. Resümee / Perspektiven
1. Das Nachwort von Detlef Hartmann
Nach dieser Fundamentalkritik wäre es ein leichtes zusagen, das Nachwort von Detlef Hartmann (169 ff.) bringe die vorhergehenden 168 Seiten treffend auf den Begriff. Aber dies wäre eine billige Polemik. Vielmehr zieht Hartmann überall da die Fronten glatt, wo Res Widersprüche erkennt und Defizite autonomer Theorie benennt: Res sagt bspw. gerade, daß die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus eine objektive, innere Ursache im Kapitalverhältnis hat. Nur hinsichtlich der Möglichkeit, ihr präventiv entgegen zu wirken bzw. sie nach Eintritt zu überwinden, sollen die subjektiven Angriffs- und Widerstandsmöglichkeiten von Kapital und Arbeit eine Rolle spielen (45 f.). Detlef Hartmann macht aus diesem komplexen Gedanken einen klaren und einfachen – in etwas komplizierter Sprache: „(…) die Dialektik des prozessierenden Widerspruchs und der permanenten Krisenhaftigkeit der kapitalistischen Akkumulation ist im Kern kein der Bewegung des Wertgesetzes und der Akkumulation selbst innewohnender Widerspruch, kein kapitalimmanenter Widerspruch, wie man sagt. Knapper: Verwertung ist ein Prozeß des sozialen Kriegs und die Dialektik dieses Kriegs entscheidet über den Wert und seine Krisen.“ (169 – Hervorh. d. Verf.). Entsprechend läßt Hartmann auch die letzten Differenzierungen der Herrschaftsmethoden des Kapitals – die ja bei Res, wenn auch verschwommen, noch vorhanden waren – fallen und reduziert alles auf die „Gewaltform dieses Prozesses“ (ebd.), so daß sogar keynesianistische (= sozialistische [172] sic!) Planung zur Gewalt wird (170). Planung = Gewalt! Sozialdemokratismus = (Sozial)faschismus?!
2. Anknüpfungspunkte für die weitere Diskussion
Mit der Reduzierung aller Widersprüche auf ein solches einfaches Weltbild, läßt sich wohl kaum eine neue revolutionäre Initiative entwickeln. Nach all der Kritik, bin ich wohl in der Schuld, zu benennen, wo ich dagegen Anknüpfungspunkte für eine solche Initiative sehe. Ich will dies nur auf drei kurze Andeutungen beschränken, um den eh schon reichlich langen Text nicht noch mehr auszuweiten.
a) Ein zentraler Punkt ist die Formulierung einer Alternative zum autonome Humanismus. Die kommunistische Perspektive ist m.E. nicht aus dem Glauben „an das Gute im Menschen“ (18) zu begründen, sondern aus dem was im Kapitalismus bereits Realität ist: Die „historische Tendenz“ ist bereits in zweifacher Hinsicht gegenwärtig: a) als Tendenz zur Vergesellschaftung der Produktion und der Produktivkräfte (in der Form der Konzentration des Kapitals und des Staates) b) als proletarischer Klassenkampf. Im Kapitalismus stehen Tendenz b) und (Form von) Tendenz a) in Opposition zueinander, erst in der proletarischen Revolution verschmelzen sie.
b) Zur Frage der neuen Technologien hatte ich oben bereits einen Vorschlag gemacht. Hier deshalb nur noch zwei Nachträge: Auf S. 116 stellt sich Res – auch wenn er einen wesentlichen Aspekt von Lenins Technik-Position wegläßt, s. dazu unten unter aa) – der damit verbundenen zentralen Problematik (vgl. schon 111 f.): „Er (Lenin, d. Verf.) mischt technologische Bewunderung mit sozialpolitischer Abscheu. Diese Schrift ist im Jahre 1918 entstanden, mitten also in einer Phase des aus Ueberlebensgründen der bolschewistischen Kriegswirtschaft formulierten Staatskapitalismus. (…). Autonome Kritik an diesem Technologie- und Fortschrittsbegriff ist absolut berechtigt, steht indessen solange im Regen, wie sie selber nicht darlegt, wie sich gesamtgesellschaftlich notwendige Produktivität autonom und eigenbestimmt innerhalb von Produktions- und Subsistenzkollektiven entwikkeln lässt.“
M.E. sollte dieser Gedanke – ganze ohne Mensch-gegen-Maschine-Bimborium – in folgende Richtungen weiterverfolgt werden:
aa) Ein Kritik des realsozialistischen Technikfetischismus muß da ansetzen, wo er die Produktivkräfte auf die Technik reduziert und die Gebrauchswertseite der Produktion vernachlässigt wird. Die Produktivkräfte sind nämlich selbst „ein Verhältnis mit eigener Gesetzmäßigkeit (…). Das heißt vor allem, daß das Produktivverhältnis (so WRLs Begriff für Produktivkräfte, Anm. d. Verf.) eigene Widersprüche aufweist, eigenen Entwicklungsgesetzen folgt und eigene soziale Effekte zeitigt.“
Im Rahmen des Produktivverhältnisses lassen sich unterscheiden: das technische Produktivkraftsystem (auf das bisher die Produktivkräfte oft reduziert wurden) (Technik und Arbeitsverfahren), das organisatorische Produktivkraftsystem (Arbeitsteilung und Kooperation) und das menschliche Produktivkraftsystem (also die menschliche Arbeit selbst; die Kreativität etc.). Eine weitere Differenzierung des technischen Produktivkraftsystems (TPK) erlaubt herauszuarbeiten, wo genau eine Kritik am real-sozialistischen Technikverständnis ansetzen kann. Das TPK gliedert sich seinerseits in den funktional-konstruktiven Komplex (FKK) und die Benutzer-Schnittstelle (BSS). „Während der FKK das System instrumenteller Mittel zur Lösung technischer Aufgaben beschreibt, identifiziert die BSS die Anwendungsseite technischer Systeme. (…). Die BSS im hier benutzten Sinne beschreibt (…) ein technisches System in den Dimensionen Ergonomie und Persönlichkeitsförderlichkeit. Dies impliziert, daß technische System unter diesem Gesichtspunkt unterschiedlich (‚alternativ‘) gestaltbar sind. (…) Als allgemeines Gesetz gilt, daß mit Reife und Stabilität des (FKK) die (BSS) ergonomischer und persönlichkeitsfördernder gestaltet wird, weil Rationalisierung dann wesentlich über die Benutzerseite des Systems zu gewährleisten ist.“ Entsprechend zu differenzieren ist das organisatorische Produktivkraftsystem. Von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung der Persönlichkeit ist schließlich das schon erwähnt menschliche Produktivkraftsystem.
An diese Differenzierung ist anzuknüpfen: „Bekanntlich forderte Lenin zur Zeit der Oktoberrevolution diese Apparate (die technisch organisatorischen Apparate des Kapitalismus, d. Verf.) nicht zu zerschlagen (…). Die vorhandene technische Arbeitsorganisation zerschlagen wollen, hätte das ‚Aus‘ für die russische Revolution bedeutet. Nur die Leninschen Begriffe sind extrem unklar. Es wird an keiner Stelle erläutert, was die ‚bürgerlichen Beziehungen‘ sind, die man ‚abhacken‘ müsse (…). Möglicherweise erlaubt die begriffliche Trennung zwischen funktional-konstruktivem Komplex und Benutzer-Schnittstelle einerseits, technischer Arbeitsorganisation und struktureller Arbeitsorganisation andererseits, diese Elemente klarer auseinanderzuhalten. Nach meiner Meinung werden sich die Änderungen im Rahmen einer sozialistischen Umwälzung primär auf strukturelle Arbeitsorganisation und Benutzer-Schnittstelle beziehen müssen, die mit den gegebenen Produktionsverhältnissen verwoben sind.“
bb) Frigga Haug knüpft genauso wie Res (120 f.) an jene Passagen bei Marx an, in denen er die Überwindung der Arbeit – verstanden als kapitalistisch-formbestimmte – postuliert. Für sie erfordert diese Perspektive aber Aufhebung der handwerklichen Beschränktheiten und die Verwissenschaftlichung der Produktion: „Was begeisterte Marx an solcher Indienstnahme von Wissenschaft? Welche Schranken, die einem zukünftigen Gemeinwesen entgegenstanden, sah er fallen? (…) Das Geheimnis mit seinem Gegensatz von Eingeweihten und Nicht-Eingeweihten, das Erfahrungswissen und seine Bindung an die Profession , das sind Schranken, Verknöcherungen, die (…) der Allgemeinheit der Arbeit entgegenstehen, ebenso wie sie bewußte Planung der Arbeitsprozesse und der Arbeitsteilung und damit die Aufsprengung von Herrschaft verhindern. Die Wissenschaft macht Tätigkeiten durchsichtig und verständlich und ist daher die Grundlage, nicht etwa nur totaler Kontrolle von oben, sondern auch für jede herrschaftslose horizontale Arbeitsteilung.“ Frigga Haug faßt dabei Verwissenschaftlichung der Produktion vor allem so: „Automationsarbeit ist informationsverarbeitende Tätigkeit. So fallen die letzten Schranken, die Produktionsarbeit in allen qualifizierten professionellen Bereichen zu einer männlichen Domäne machten. (…) ‚Zusammenarbeit beider Geschlechter‘ als ‚Quelle humaner Entwicklung‘, wie Marx dies nannte (MEW 23, 514) (…) Programmieren, Meßwart, NC-Maschinenarbeit – es gibt keine Begründung, warum dies Männerberufe sein sollten (…). Die Veränderung in den Tätigkeiten – vom Umgang mit Maschinen und Werkzeugen – zum Umgang mit Informationen, besonders Sprachen, Logiken und Systemanalyse – bricht das Monopol der Kopf- über die Handarbeit. Wissenschaft wird – wenn auch in Grenzen – allgemein.“
c) Der letzte Punkt betrifft die Frage der Organisierung. Zurecht betont Res die Bedeutung sowohl organisierten als auch spontanen Widerstands (117). Res ordnet die Bedeutung spontanen Widerstands auch richtig ein, wenn er diesen auf einer Ebene mit gewerkschaftlicher Organisierung behandelt (ebd.). Beide Widerstandsformen haben aber noch nichts mit der Revolution zu tun, beide sind nur solche innerhalb des Lohnarbeitsverhältnisses . Der autonome „Aktionsbrei“ bedeutet faktisch ein gradualistisches Revolutionsverständnis (bloß „quantitative Steigerung von Revolten“). Schon das bloße Fehlschlagen von einzelnen Plänen des Kapitals wird als revolutionärer „Angriff und Moment von Klassenkonstituierung bewertet“. So verstandene „‚Klassensubjektivität ist (…) keine Perspektive für die Kämpfe der ‚Klasse‘“.
Vielmehr besteht die Notwendigkeit einer organisierenden, vorantreibenden politischen Kraft, die die Bewegungen nicht zu bevormunden oder gar zu ersetzen hat, sondern die diese „einzubetten, zu bündeln (hat) in eine Strategie und Taktik der revolutionären Machtergreifung, des Aufstandes. Dies ist nur möglich (…) in einem organisatorischen Rahmen, der eine Kontinuität des Sammelns von Erfahrungen, eine Kontinuität des Handelns, eine Kontinuität der Auswertung von Erfahrungen, der Bewertung historischer Kämpfe (in einem partikulare Interessen übergreifenden Sinne) gewährleistet. Nichts anderes ist eine revolutionäre Partei. Ob sie dazu in der Lage ist, gründet sich nicht auf einem Führungsanspruch, sondern daß muß sich in den realen Kämpfen beweisen.“
Eine solche Partei besteht real nicht und sie kann auch nicht einfach in einem voluntaristischen Akt gegründet werden, aber für alle RevolutionärInnen besteht die Notwendigkeit, auf ihre Herausbildung im politischen Prozeß hinzuarbeiten.
Ein Leser – nach Diskussion mit verschiedenen GenossInnen
Literaturliste (außer Texte aus Marx/Engels-Werke [MEW], Lenin-Werke (LW), Luxemburg-Gesammelte Werke [GW], Mao-Ausgewählte Werke [MAW]:
Althusser 1962: L. Althusser, Widerspruch und Überdeterminierung (1962), in: ders. 1968a, 52 ff.
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Althusser 1965: ders., Vorwort: Heute (1965), in: ders. 1968a, 17 ff.
Althusser 1967: ders., An die deutschen Leser (1967), in: ders. 1968a, 7 ff.
Althusser 1968a: ders., Für Marx, Frankfurt am Main, 1968.
Althusser 1968b: ders., Der Gegenstand des Kapitals, in: ders. / E. Balibar, Das Kapital lesen!, Reinbek bei Hamburg, 1972 (Originalausgabe: Paris, 1968), 94 ff.
Althusser 1969/70: ders., Ideologie und ideologische Staatsapparate (1969/70), in: ders. 1977a, 108 ff.
Althusser 1971: ders., Anmerkungen zum Verhältnis von Marxismus und Klassenkampf (1971), in: ders. 1975, 104 ff.
Althusser 1972: ders., Antwort an John Lewis (1972), in: H. Arenz / J. Bischoff / U. Jaeggi (Hg.), Was ist revolutionärer Marxismus?, Westberlin, 1973, 35 ff.
Althusser 1975: ders., Elemente der Selbstkritik, Westberlin, 1975.
Althusser 1976: ders., Anmerkung über ideologische Staatsapparate (1976), in: ders. 1977a, 154 ff.
Althusser 1977a: ders., Ideologie und Ideologische Staatsapparate, Hamburg/ Westberlin, 1977.
Althusser 1977b: ders., Zu einigen Voraussetzungen der Staatsfrage in der marxistischen Theorie (1977), in: ders., Krise des Marxismus, Hamburg, 1978, 69 ff.
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Sperling 1988: U. Sperling, Moral economy auf feministischer Basis?, in: Perspektiven, Nr. 4, Nov. 1988, 50 ff.
Strobl 1986: I. Strobl, Die rote Rosa, in: Emma 4/1986 zit. n. dem Nachdruck in: Broschürengruppe für Ulla und Ingrid (Hg.), Anschlag auf die Schere am Gen und die Schere im Kopf, Hamburg, 1988, 70 ff.
Strobl 1991: dies., Die Angst vor den Frösten der Freiheit, in: Projektgruppe 1991, 13 ff.
Viehmann 1991: K. Viehmann und Genossinnen/Genossen, Drei zu Eins, in: Projektgruppe 1991, 27 ff.
Werlhof 1978: C. von Werlhof, ‚Dritte Welt‘ bei uns, in: Alternative (Westberlin), Vol. 120/121, Juni/Aug. 1978, 181 ff.
Werlhof/Mies/Bennholdt-Thomsen 1988: dies. / M. Mies / V. Bennholdt-Thomsen, Frauen, die letzte Kolonie, Reinbek bei Hamburg, 19882.
Wiethold 1985: F. Wiethold, Stabilität und Wankelmut, in: Düsseldorfer Debatte, 11/1985, 3 ff.
WRL 1985a: WRL, Gegen eine technikkritische Wende im Marxismus, in: Düsseldorfer Debatte 5/1985, 12 ff.
WRL 1985b: WRL, Gegen einen zivilisationskritisch aufgeblasenen feministischen Idealismus, in: Düsseldorfer Debatte 8-9/1985, 47 ff. (Anm. d. Verf. zu dieser pauschalisierenden Titelgebung: ein Idealismus wird nicht dadurch richtig, daß er feministisch daherkommt. Anders als bei der „Zivilisationskritik“, die per se idealistisch ist, gibt es bekanntlich einen materialistischen Feminismus.)
WRL 1987: ders., Optimierung der Arbeitszeit statt Verkürzung. 1. Teil, in: Düsseldorfer Debatte 1/1987, 58 ff.
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Ebd.
MEW 23,194 f.
Althusser 1968b, 229, vgl. 228 ff. Vgl. WRL 1987, 67.
S. dazu die Kritik von: E.B./S.K. 1989, 35 f. = dies. in: DS 1990, 25 f.
Roth, 1989, 21 = ders. in: DS 1990, 16.
Nemitz 1985, 39.
Haug 1982, 36.
Andresen/Woll 1988, 43 f.
Haug 1982, 648 ff.
Haug 1982, 646 f., vgl. 651.
Haug 1981, 659 f.
Haraway 1984, 68.
Haraway 1984, 68, 80.
Haraway 1984, 80 – Hervorh. d. Verf.
Nemitz 1985, 40. Vgl. Haug 1982, 35 f.
Nemitz 1985, 40 f.
Wiethold 1985, 18.
WRL 1987, 58.
Vgl. dazu unter dem Gesichtspunkt feministischer bzw. sozialistischer Kriterien: Engert 1988, 17; Nemitz 1985, 29.
Hartmann 1989, 4 – Hervorh. d. Verf.
Zur Kritik derartiger Vorstellungen s.: o. Verf. 1987a, 2 f.
Balibar 1979, 152.
Balibar 1976, 69.
Res beruft sich dabei in seinem Buch und in seinem PROWO-Interview auf ein Zitat in einer Fußnote im Dritten Band des Kapitals: „Meister sind ebensogut Arbeiter wie ihre Gesellen. In dieser Rolle ist ihr Interesse genau dasselbe wie das ihrer Leute. Aber sie sind außerdem entweder Kapitalisten oder Agenten der Kapitalisten, und in dieser Hinsicht ist ihr Interesse entgegengesetzt dem Interesse der Arbeiter. (…) Die weite Verbreitung der Bildung unter den industriellen Arbeitern dieses Landes verringert täglich den Wert der Arbeit und die Geschicklichkeit fast aller Meister und Unternehmer, indem sie die Zahl der Personen steigert, die das Fachwissen dieser besitzen.“ (MEW 25, 402 f. – alle Hervorh. d. Verf.). Wie dieses Zitat Res‘ Position in der hier im Haupttext erwähnten Frage sowie allgemein zur Einschätzung neuer Technologien begründen soll, ist mir etwas schleierhaft.
Die These von der zukünftigen Rechtsentwicklung der Gewerkschaften wird kaum begründet in den Raum gestellt (162). Gegentendenzen werden wiederum übersehen. So öffneten sich in der BRD die Gewerkschaften in den letzten Jahren für ökologische und feministische Fragestellungen und sind manchmal für „rot-grüne“ Regierungsbündnisse statt für Große Koalitionen – nichts Revolutionäres, und auch gemessen an reformistischen Vorstellungen unzureichend, ja – aber nichts?
Vgl. dagegen o. Verf. 1988b, 2: „Die Behauptung (…), in den Metropolen seien die Proletarier / das revolutionäre Subjekt ‚die Bewegung der Kämpfenden‘ ist schlicht falsch. Proletarier ist kein Ehrentitel, den man sich wie eine Medaille um den Hals hängt, sondern ein analytischer Begriff, der die Stellung des Menschen zu den Produktionsmitteln kennzeichnet.“ Ähnlich: o. Verf. 1988a, 3.
Tendenziell verschwörungstheoretisch ist auch die unten zu erörternde These, daß der Kapitalismus sein nicht-kapitalistisches Milieu selbst schaffe bzw. „produziere“ (V. Bennholdt-Thomsen) (Braig/Lentz 1983, 18).
„Vor Tschernobyl wurde im marxistischen Lager die Reaktorsicherheit eindeutig und einseitig als abhängig nur von den Produktionsverhältnissen angesehen. (…). Die Tschernobyl-Affäre hat hier für traurige Klarheit gesorgt.“ (WRL 1987, 58).
M. Jäger richtet folgende rhetorische Frage an die VertreterInnen der instrumentalistischen DKP-Staatstheorie: Jäger 1979, 46: „Ist dieser Staat ein Werkzeug, das von der Bourgeoisie genutzt wird, besteht darin sein Klassencharakter? Ist es Aufgabe der Wissenschaft, den Nutzungsprozeß empirisch nachzuweisen, (…), d.h. indem man in den Hinterzimmern der Ministerien nachsieht? Und besteht die politische Leistung, einen neuen, sozialistischen Staat hervorzubringen, in der Übernahme der nützlichen Elemente des Staatswerkzeugs, die man der Bourgeoisie aus der Hand nimmt, um den ‚Spieß umzudrehen‘?“ (Jäger 1979, 46, vgl. 63).
Zur Begriffsbildung s.: Althusser 1976; ders. 1969/70.
E.B./S.K. 1989, 35 f. = dies. in DS 1990, 25 f. Vgl. Buci-Glucksmann, 1984, 475 ff.; Séverac 1984, 396 ff.
„Außerökonomische, unmittelbare Gewalt wird zwar immer noch angewandt, aber nur ausnahmsweise. Für gewöhnlich kann der Arbeiter den ‚Naturgesetzen der Produktion‘ überlassen bleiben, (…).“ (MEW 23, 765). Vgl. Neusüss 1972, 35 ff.
Neusüss 1972, 64 – Hervorh. d. Verf.
Dutschke/Krahl 1967, 139 – Hervorh. d. Verf.
Vgl. dazu: Ambros/Hentges/Sperling 1989, 26 f.; Sperling 1988, 56. Andererseits darf nicht übersehen werden, daß auch das Patriarchat umgebaut worden ist: So ist die juristische „Freiheit und Gleichheit“ von Frauen in den Metropolen – bei fortbestehenden Einschränkungen – heute weitgehend hergestellt (Wahlrecht, Vertragsfreiheit etc.). Vgl. Beer 1983, 34 f.; Böttger 1987, 20, 26, FN 9; Haug/Hauser 1984, 46. S. zum Unterschied zwischen Patriarchat und Rassismus hinsichtlich des persönlichen Kontakts zwischen Herrschenden und Beherrschten: Bourne 1984, 21.
M. Tronti, Arbeiter und Kapital, Frankfurt/M. 1974, 176 ff. zit. n. Matheron 1985, 955.
Matheron 1985, 955.
Zur Kritik dieses Zweckoptimismus am Beispiel Brasilien s.: Arbeitskreis 1989, 12 ff. sowie die sich selbst hinreichend diskreditierende Antwort: o. Verf. 1989, 33 ff.
Althusser 1976, 167.
Althusser 1971, 109 – erste Hervorh. i.O., zweite d. Verf.
Vgl. o. Verf. 1988a, 4 – Hervorh. i.O.
S. dazu die Kritik von: Böttger 1987, 16 (die aber ihrerseits eine nicht weniger problematische Orientierung an „Grundrechten“ [19, 20] und „Demokratie [22] vorschlägt); Braig/Lentz 1983, 9; Sperling 1988, 54; o. Verf. 1988a, 9. Vgl. Engert 1986, 22, 24 f.
S. zur grundsätzlichen Problematik funktionalistischer Erklärungsansätze: Barrett 1980, 29, vgl. 24 f.; Braig/Lentz, 1983, 16.
S. zum klassenübergreifenden Charakter von Frauenunterdrückung auch: Andresen/Woll 1988, 44.
Rentschler 1988, 29.
Redaktionskollektiv 1988, 28.
Barrett 1980, 31 f. – Hervorh. d. Verf.
Meulenbelt 1988, 127, FN 95. Die traditionelle Forderung der ArbeitERbewegung nach dem Familienlohn schließt – zumindest im Rahmen des Wertgesetzes – eine Gleichbezahlung von Frauen und Männern aus. Ambros/Hentges/Sperling 1989, 23 unter Hinweis auf: J. Kuczynski, Wert und Preis der Frauenarbeit, in: Die Arbeit. Zeitschrift des FDGB, 4/1948, 104 ff.
Meier 1987, 51.
Beer 1983, 26.
Den Vorwurf der Überdehnung der marxschen Begrifflichkeit erheben auch: Beer 1983, 25; Sperling 1988, 54 f.
Meulenbelt 1988, 113 ff., bes. 114, 117 ff., bes. 119 f.; Sperling 1988, 55 f. Vgl. auch die Kritik bei Haug 1981, 650 f., 656; Haug/Hauser 1984, 46 ff.
Meulenbelt 1988, 107, 121 ff.
Beer 1983, 25; Bourne 1984, 9, 17, 19, 22, 25, 27. Vgl. den Untertitel von Barretts Buch (1980): „Für einen materialistischen Feminismus“.
S. dazu: Andresen/Woll 1988, 44, die es allerdings aus mir unverständlichen Gründen ablehnen für Frauenunterdrückung, die sie durchaus als solche bezeichnen, den Begriff „Patriarchat“ zu verwenden, sowie Sperling 1988, 56, die den Patriarchats-Begriff verwendet. S.a. Barrett 1980, 18, 33 f.; Dietrich 1984, 32; Haug 1981, 658 ff. Haug/Hauser 1984, 45.
Meulenbelt 1988, 125 f. mit weiteren Nachweisen.
Haug 1988b, 17. Vgl. Viehmann 1991, 44 f.
S. dazu die Kritik von: Beer 1983, 29 ff.; Hentges 1988, 22 ff., 43 ff.
Ambros/Hentges/Sperling 1989, 17 unter Berufung auf: Heidi Hartmann, Marxismus und Feminismus: Eine unglückliche Ehe?, in: Lydia Sergant (Hg.), Frauen und Revolution (West)berlin, 1983, 29 ff.; Haug 1988b, 18 f.
Vgl. zu den Unterschieden zwischen Lohn- und Hausarbeit: Ambros/Hentges/ Sperling 1989, 26 f. sowie zu den Unterschieden zwischen metropolitaner Haus- und Subsistenzarbeit im Trikont: Haug/Hauser 1984, 43 sowie zur Kritik der „Romantisierung des Reproduktionsbereiches“ („linksradikale Variante dieses klugen Sexismus“): Strobl 1991, 22.
Vgl. Ambros/Hentges/Sperling 1989, 27, 29.
K. Marx, Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie, Berlin/DDR, 1958, 222 zit. n. Lefebvre 1985, 872.
Lefebvre 1985, 872.
Braig/Lentz 1983, 13. Vgl. Haug 1981, 650 f., 658.
Deshalb ist im Ergebnis – wenn auch nicht in der Begründung – der Hinweis von Beer 1983, 31 richtig, daß die Frauen-“Hausarbeit dem Kapital keinen Pfennig (erspart)“ (Hervorh. i.O.).
Strobl 1991, 15 f.
Vgl. Strobl 1991, 21, 22 f.
Haug 1988b, 18 f. Ähnlich schon: Haug 1981, 656.
so auch die Kritik von: Böttger 1987, 18; Redaktionskollektiv 1988, 12; Scheich 1989, 137, 144. Vgl. Barrett 1980, 20 f.; Dietrich 1984, 39.
Mies 1980a, 169, 173, 174. Zur Kritik s.: Böttger 1987, 15 ff.; Dietrich 1984, 38; Engert 1986, 26 f.; Engert 1988, 16; Hickel 1987, 110; Lenz 1987, 72.
Mies 1987, 44.
M. Mies: „Mütter, die gar nicht anders (können), als für die Erhaltung und den Schutz des Lebens ihrer Kinder (zu) kämpfen.“ (Tschernobyl – wer machte uns die Natur zur Feindin, in: taz, 21.5.1986, 11 zit. n. Scheich 1987, 87 f.). C. von Werlhof: „An den Kindern kann ich daher sehen, wo ich hin muß, und daß es meine Verantwortung ist, dafür zu sorgen, was die Kinder brauchen, und was nichts anderes ist als das, was auch ich und alle anderen brauchen.“ (Wir werden das Leben unserer Kinder nicht dem Fortschritt opfern, in: Gambaroff et al., Tschernobyl hat unserer Leben verändert. Reinbek 1986, 24 zit. n. Scheich 1987, 89). Zur Kritik s.: Böttger 1987, 17 ff.; Scheich 1987, 87 ff.; Hentges 1988, 68 f.; Lenz 1988, 71 ff. Vgl. auch das dort S. 121 ff. abgedruckte Streitgespräch.
M. Mies, Konturen einer öko-feministischen Gesellschaft. Referat auf dem Kongreß „Frauen und Ökologie“ (1986) zit. n. Böttger 1987, 17 – Hervorh. bei Böttger.
Böttger 1987, 25, FN 1.
LW 4, 192. Vgl. Mattick 1984, 21.
Althusser 1963, 110.
Vgl. ebd., 111.
Vgl. zum Unterschied zwischen Handwerk und Wissenschaft: Lecourt 1976, 42 ff., 55, 63 ff., 69, 71 f.
F. Engels, (Ergänzung der Vorbemerkung von 1870 zu „Der deutsche Bauernkrieg“) (1874), in: MEW 18, 512 (517).
Schöttler 1975, 27 f. – Hervorh. bei Schöttler. Das Zitat im Zitat aus: L. Althusser, Lettre à Régis Debray sur „Révolution dans la Révolution?“ (1967), in: R. Debray, La critique des armes 1, Paris 1974, 262 (269). Der Brief ist in der deutschen Ausgabe des Buches von Debray („Kritik der Waffen“) nicht enthalten.
Vgl. MEW 25, 500 f.
Rohwer/Künzel/Ipsen 1984, 24. Für konjunkturelle Krisen verweisen die Verfasser auf: MEW 23, 640 ff. Für die überzyklische Bewegung des Kapitals verweisen sie auf das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate. In ähnlicher Weise unterscheiden Finthammer et al. 1989, 5 zwischen dem „Allgemeinen Gesetz der kapitalistischen Akkumulation“ und dem „Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate“.
K. Marx, Das Kapital. Zweiter Band, in: MEW 24, 351 ff., bes. 501 ff.
Ebd., 465. Vgl. LW 2, 124 (161 ff., bes. 165) – Zur Charakteristik der ökonomischen Romantik (1897); LW 4, 64 (64 f., 75, 77 f.) – Noch einmal zur Realisationstheorie (1899). Insofern nicht nachvollziehbar die Kritik von Neusüss 1972, 89 ff.
MEW 23, 656. Vgl. Mattick, 1984, 14.
Zur Kritik s.: Biesecker 1985, 165 ff.; Finthammer et al. 1989, 7 ff.; Fülberth, 1991, 10 ff.; Hentges, 1988, 62 ff.; Schulze 1991. Zusammenfassend Neusüss 1972, 18, FN 18: „Diese theoretische Herleitung der ökonomischen Notwendigkeit des Imperialismus und damit auch R. Luxemburgs Vorstellung vom Endzustand des Kapitalismus mit der Ausdehnung der Kapitalherrschaft über die ganze Welt ist in der marxistischen Theorie als falsch erkannt worden.“ Alle mit weiteren Nachweisen.
K. Marx, Das Kapital. Dritter Band, in: MEW 25, 221 ff.
LW 4, 187 (191 f.) – Rezension über das Buch von K. Kautsky; Finthammer et al. 1989, 5. Vgl. zu den „entgegenwirkenden Ursachen“ auch: Rohwer/Künzel/Ipsen 1983, 25 f.
Braig/Lentz, 1983, 19, FN 7. Vgl. Mattick 1983, 14 ff.
Vgl. Finthammer et al. 1989, 5 f.
Rohwer/Künzel/Ipsen 1983, 26 f.
R. Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals (1913), in: dies., GW 5, 284 ff., 296 f.
Ebd., 276 f., 314, 364, 411.
S. oben FN 101.
Einen ausgesprochen wohlwollenden Überblick auf wenigen Seiten gibt: Engert, 1986, 21 ff.
„Rosa Luxemburg, die sich paradoxerweise nicht darüber klar war, daß sie in ‚Die Akkumulation des Kapitals‘ zur Frauenfrage geschrieben hat, (…).“ C. von Werlhof, Frauenarbeit: Der blinde Fleck in der Kritik der politischen Ökonomie, in: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, Nr. 1, 1978 zit. n. Hentges 1988, 51, bei FN 37.
Strobl 1986, 73. Trotz dieses Urteils problematisiert Ingrid Strobl Luxemburgs Imperialismus-Theorie nicht (ebd., 72).
Strobl 1986, 73.
GW 5, 300, 411.
Ebd., 363 f. Diese Revision von Rosa Luxemburg wird von den Bielefelderinnen durchaus benannt: Mies 1980b, 107 f.; Werlhof 1978, 182 f.
GW 5, 411.
S. dazu: Biesecker 1985, 175; Hentges 1988, 54, 56 f., 59 f.; Sperling 1988, 55.
Biesecker 1985, 176; Engert 1986, 22, 27 f.
Biesecker 1985, 174; ähnlich: o. Verf. 1988a, 12, 13.
Biesecker 1985, 173, 175; Finthammer et al. 1989, 12 f.; Massarat 1976, 118.
Biesecker 1985, 175.
GW 5, 284.
Biesecker 1985, 171; MEW 23, 618.
LW 2, 121 (149). Dies ist jedenfalls hier keine moralische Kritik am Kapitalismus, sondern eine Kritik an der moralischen These, der Kapitalismus, sei wegen dieses Widerspruchs nicht lebensfähig („Unterkonsumtions“-Theorie) (ebd., 161 ff.) (vgl. zu Lenins-Imperialismus-Schrift von 1914: Neusüss 1972, 91 ff. Diese Kritik wird aber wohl auch Lenins späterer Position nicht gerecht. Vgl. in immanenter Widersprüchlichkeit: ebd., 20 f. sowie bei Lenin das Kapitel „Kritik des Imperialismus“, LW 22, 290 ff.).
S. die Nachweise oben bei FN 99 sowie LW 3, 7 ff. – Die Entwicklung des Kapitalismus in Rußland (1899); LW 4, 45 ff. – Notiz zur Frage der Märkte (1898).
Finthammer 1989, 12.
Finthammer 1989, 12, FN 26 ff.
S. dazu die Nachweise bei: Kühne 1989, 216 f.
s. bes. MEW 23, 650 ff., 789 ff.
Wobei: Das Wort „falsch“ trifft das Problem nicht so ganz. Das Buch enthält auch viele richtige Thesen (Kritik am Sozialimperialismus bspw.) (vgl. Massarat 1976, 116). Diese Kritik kann er aber nur führen, in dem er die Existenz von Konkurrenz zwischen den vermeintlichen Monopolen (LW 22, 189 [270] – Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus) bzw. imperialistischen Mächten (300) anerkennt (vgl. Neusüss 1972, 29, die allerdings den Imperialismus nicht mit dem grundsätzlichen Akkumulations- [und d.h. Expansions-] Zwang für das Kapital erklärt, sondern ausschließlich für eine Krisenreaktion hält [31 ff.]). Auch erkennt er, daß der Imperialismus nicht nur „fault“, sondern daß es weiterhin Wachstum gibt (ebd., 305). Diese widersprüchlichen Tendenzen werden aber von seinem platten Schema: früher Konkurrenz-, heute Monopolkapitalismus ignoriert. (Vgl. Neusüss 1972, 42 f.).
LW 22, 200 ff., bes. 206, 269 ff.
Ebd., 280 ff., bes. 281.
So schon Neusüss 1972, 26, 39.
Massarat 1976, 116 f.; Neugebauer 1976, 198, 202.
LW 22, 307.
Neusüss 1972, 65.
o. Verf. 1988a, 5
Mies 1984, 13. Dabei bezieht sie sich – übrigens wie Althusser 1962, 57, 66 und Althusser 1963, 124, 138, 158 f. mit seiner Position – auf: MAW I, 365 ff. – Über den Widerspruch (1937). Vgl. dazu: Engert 1986, 22. Zur marxistischen Methoden-Diskussion (in dem Fall der Rechtswissenschaft) s.a.: Römer 1977, 87 ff.
Meyer 1988, 19. Zur Kritik s.: o. Verf. 1988a, 10. Schon bei Luxemburg fiel die katastrophische Sicht auf den Kapitalismus mit einer Ignoranz gegenüber den materiellen Voraussetzungen des Sozialismus zusammen (Neusüss 1972, 25).
K. Marx, Nachwort zur zweiten Auflage, in: ders., Das Kapital. Erster Band – MEW 23, 18 (27).
Althusser 1962, 54.
MEW 23, 27.
Althusser 1962, 53.
Althusser 1963, 102, 113 ff.
S. dazu: Dutschke/Krahl 1967 sowie Kraushaar 1987. Kraushaar zeigt richtig die Kontinuitäten Frankfurter Schule – APO auf. Falsch dagegen ist sein heute liberaler Standpunkt, von dem aus er seine Kritik an der APO formuliert (146 f.): Dieser Standpunkt führt ihn einerseits zu einer Kritik an der RAF, weil diese nicht beim Symbolismus von Dutschke/Krahl stehen blieb, sondern die von Dutschke/Krahl 1967, 139 für die Metropolen abgelehnte „‚Propaganda der Schüsse‘ (Che)“ auch hier anwendet (Kraushaar 1987, 143, 146). Zum anderen akzeptiert er den leninistischen Anspruch der „maoistisch“-stalinistischen K-Gruppen der 70er Jahre und verwirft so Leninismus und Stalinismus in einem Atemzug (147).
o. Verf. 1988a, 6: Marcuse: Randgruppen- / Autonome: Marginalierten-Orientierung
Althusser 1962, 52.
Karsz 1976, 156 f.
Ebd., 156, 158 f. Vgl. 151 ff.
Althusser 1963, 124 ff., bes. 133 f.
Karsz 1976, 105. Vgl. Althusser 1963, 148 f. Zu beachten ist hier, daß aus Althussers Schriften teilweise das „Ganze“ falsch als „Totalität“ übersetzt wird: Schöttler 1975, 17.
Karsz 1976, 149.
Ebd., 163.
Althusser 1962, 68.
Karsz 1976, 111.
Ebd. – Hervorh. d. Verf. Vgl. Althusser 1962, 67 ff.
K. Marx, Einleitung (zur Kritik der Politischen Ökonomie), in: MEW 13, 615 (631 ff.).
MEW 23, 18 (25 ff.).
Althusser 1962, 76.
Althusser 1963, 137, FN 29.
MEW 23, 25, 27.
Althusser 1963, 137. Vgl. Haug/Hauser, 1984, 65 ff., bes. 66, 72, 74. Dabei ist diese feministische Anknüpfung nicht ohne weiteres möglich. Was das Geschlechterverhältnis anbelangt, blieb Althusser im offiziellen KPF-Standpunkt befangen. Direkt dazu hat er sich – soweit ich das überblicken kann – nie geäußert, sein Thema ist – auf äußerst komplexe und differenzierte Weise – der Klassenkampf. In seinem Vorwort in „Für Marx“ (Althusser 1965, passim) wimmelt es nur so von ‚Männern, die etwas geschafft haben‘ und Marx im „Mannesalter“. Frauen, die etwas geschafft haben, kommen nicht vor. Später hat er zumindest die Frauenbewegung (allerdings in einem Atemzug mit der Ökobewegung und dem Kampf der Jugendlichen) „als eine ‚wilde‘ und tiefgreifende Infragestellung der klassischen bürgerlichen Formen der Politik“ begrüßt (Althusser 1977b, 75). Wie schon erwähnt (FN ..) knüpft Althusser – wie auch Maria Mies – an Maos Schrift über den Widerspruch an. Mao unterscheidet zwischen Haupt- und Nebenwidersprüchen, was als solches noch nicht problematisch ist: einerseits Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit und andererseits Widersprüche zwischen verschiedenen Kapitalfraktionen (MAW I, 365 [388]). Dabei geht Mao allerdings fälschlicherweise davon aus, daß es in jeder Situation nur einen Hauptwiderspruch gebe (ebd., 390). Althusser stellt dies in Frage (Karsz 1976, 141, FN 8 ). Das Verhältnis von Haupt- und Nebenwidersprüchen wird von Mao und Althusser nicht im traditionellen Sinne gefaßt: 1. Die Hauptwidersprüche wechseln (z.B. klassenübergreifende Bündnisse in antiimperialistischen Befreiungskriegen [MAW I, 389], politische Widersprüche zwischen Herrschenden und Masse im Sozialismus [Karsz 1976, 141]) 2. Nebenwidersprüche werden nicht automatisch mit den Hauptwidersprüchen gelöst, vielmehr ist eine „effektive Umwälzung des komplexen Ganzen (…) nur dann möglich, wenn die Gesamtheit, der (Haupt- und Neben-)Widersprüche gelöst wird.“ (Karsz 1976, 140 – erste Hervorh. d. Verf, zweite i.O.) Althusser geht mit Gramsci davon aus, daß es keine besondere „Sphäre der Politik“ gebe, daß vielmehr „alles Politik ist“ (Althusser 1977b, 74). Daher kann Karsz 1976, 125 in seiner Althusser-Einführung – ohne allerdings den positiven Bezug auf die Frauenbewegung zu explizieren – die „Weigerung bestimmter Gruppen und Strömungen, sogenannte persönliche, insbesondere familiäre und sexuelle Probleme zu formulieren,“ kritisieren. Die gesamte Problematik wird von Althusser 1962 unter dem Begriff der „Überdeterminierung“, der Überlagerung mehrerer Widersprüche, diskutiert. Trotz dieser – begrüßenswerten – Relativierungen der These von jeweils nur einem Hauptwiderspruch, ist insoweit eine ausdrückliche Korrektur Althussers erforderlich. Zu feministischen Anknüpfungen an Althusser s.a.: Barrett 1980, 12, 35, 41, 92 f., 108 ff., 113 ff. sowie Hauser, 1987, 301 et passim.
Karsz 1976, 149. Vgl. LW 38, 338 (338) – Zu Fragen der Dialektik
Karsz 1976, 130 ff.
Karsz 1976, 163.
Ebd., 171.
Althusser 1963, 108 f.
Kolkenbrock-Netz/Schöttler 1977, 132; Redaktionskommission 1938, 139 et passim. Zur Kritik der stalinschen Position s. ausführlich: Lecourt 1976, 104, 117, 119 ff., 127 f.
Althusser 1967a, 12 f.
Kolkenbrock-Netz/Schöttler 1977, 137 – Hervorh. i.O.: Die marxistische Philosophie produziert keine Erkenntnisse, sondern „Thesen für die Erkenntnis, deren richtige systematische Anordnung und Ausrichtung“ entscheidend ist. Vgl. Lecourt 1973.
Vgl. LW 38, 231 (253) – Konspekt zu Hegels „Vorlesung über die Geschichte der Philosophie“; LW 38, 338.
Althusser 1965, 18 f. Zur Kritik an dieser These s. ausführlich: Lecourt 1976, 27 f., 121 ff., 126, 130 ff., 138, FN 11.
S. Althusser 1963, 100, FN 1, 145, FN 40.
„Während das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate wesentlich in der Logik des Kapitals und seiner Bewegung begründet wird, sind die entgegenwirkenden Tendenzen nur gegen Widerstand im Produktions- und Reproduktionsbereich durchsetzbar und damit eine Frage der Stärke des Widerstands“ (46).
Balibar 1976, 115 ff.
S. dazu bspw.: Redaktionskommission 1938, 424 ff. und die Kritik von Lecourt 1976, 80 ff., 120 f., 137, FN 9.
Nemitz 1985, 34 nennt folgenden Katalog von Produktivkräften: Arbeitstei-lung, Wissenschaft, Technik und Qualifikationen.
WRL 1987, 62; ähnlich auch Nemitz 1985, 35, 37.
WRL 1987, 62. Vgl. bereits WRL 1985a, 16 f., 18 f.
WRL 1987, 63 f. Vgl. bereits WRL 1985a, 18 ff., 23. Seine Strategischen Schlußfolgerungen (WRL 1987, 77: Strukturreformen als Weg zum Sozialismus in den Metropolen) sind dagegen haltlos.
WRL 1987, 64. Vgl. bereits: ders. 1985a, 18, 19.
Bei Haug 1983, 112 f. und PAQ 1987, 15 ff. sind zitiert: MEW 4, 465 – Kommunistisches Manifest; MEW 23, 446, 510, 514. S.a. MEW 19, 21.
Diese Beschreibungen werden gemeinhin mit hand(werklicher) Arbeit mit Werkzeugen oder Maschinen identifiziert. Anm. d. Verf.
Haug 1983, 112, 113; ähnlich PAQ 1987, 16 f.
Haug 1983, 114, 115 – kursive Hervorh. i.O. – fette Hervorh. d. Verf.
Althusser 1962, 57 ff. analysiert die „Anhäufung und Zuspitzung aller damals in einem einzigen Staat möglichen historischen Widersprüche“ (59), das Zusam-mentreffen von objektiven (58) und „subjektiven Bedingungen“ als Voraussetzungen für den Erfolg der Oktober-Revolution mit dem Begriff der „Überdeter-minierung“ (vgl. auch Althusser 1963, 115 ff.). Dieser Begriff bezeichnet nicht, wie mensch vielleicht meinen könnte, eine besonders starke Determinierung durch einen Widerspruch, sondern die Überlagerung mehrerer Widersprüche.
S. auch die trade-unionismus-Kritik in: LW 5, 384 ff., bes. 417 – Was tun?.
o. Verf. 1988a, 7.
Arbeitskreis 1989, 13, 16.
Michael 1990, 16. Vgl. dazu: o. Verf. 1988c, 45: „Die revolutionäre Partei versucht (…), ihre Strategie und ihr Programm im Proletariat zu verankern. Sie wartet nicht darauf, daß sich von selber etwas tut und sie bezieht auch bei spontanen Revolten eine politische Position, die aus ihrer Strategie und ihrem Programm abgeleitet sind. Sie trottet also der Bewegung weder wie ein Hund hinterdrein, noch applaudiert oder buht sie aus der sicheren Zuschauerloge. Die revolutionäre Partei kann nur dann Avantgarde sein, wenn das Proletariat diesen Anspruch akzeptiert – deshalb sprechen wir vom Avantgardeanspruch. Der Test findet in der Praxis statt. Nur wenn die Partei die Revolution wirklich voran-bringt, wird sie tatsächlich Avantgarde sein. Die Frage, welche Strategie die richtige ist, wird letztlich auf der Straße und nicht am Schreibtisch entschieden. Aber keine sozialistische Revolution ist ohne strategische Überlegungen vorangekommen, und zu solchen Überlegungen gehören nun einmal Leute, die sie ma-chen, in die Diskussion bringen und vorantreiben. Das eben ist der Unterschied zwischen Revolte und Revolution“ (Hervorh. i.O.).
- Teilweise geht diese flotte Schreibe allerdings bis zur Plattheit: Bspw. das Knospen-Beispiel (9 f.), der Nikoläuse-Vergleich (26), der Satz von S. 12: „Die Chance, dass ein Mitglied der deutschen Regierung, ein Aufsichtsratsvorsitzender eines transnationalen Konzerns oder ein Schweizer Diplomat die Wahrheit entdeckt, ist demgegenüber vergleichsweise gering.“ Stellt sich nur die Frage, wieso diese Damen und Herren so fest im Sattel sitzen, wenn ihnen die Einsichtsfähigkeit in die Wahrheit fehlt. – Es war vor der Zeit meiner Politisierung: Aber ich vermute, so haben, K-Gruppen in den 70er Jahren in der BRD und Westberlin versucht, ArbeiterInnen den Kapitalismus und den Marxismus zu erklären. Ging irgendwie schief… [zurück]
- Pilz-EsserInnen können dort auch erfahren, wieso Morcheln so teuer sind (26, 32). Ein anderer wichtiger(er) Hinweis fehlt dort: Die Arbeitswertlehre bestimmt nur den Tauschwert, nicht den Gebrauchswert (K. Marx, Das Kapital. Erster Band, in: MEW 23, 55). Deshalb ist die sozialdemokratische These, „Die Arbeit ist die Quelle allen Reichtums und aller Kultur“ (Gothaer Programm) falsch. Marx schreibt dazu: „Die Arbeit ist nicht die Quelle allen Reichtums. Die Natur ist ebensosehr die Quelle der Gebrauchswerte (und aus solchen besteht doch wohl der sachliche Reichtum!) als die Arbeit, die selbst nur die Äußerung einer Naturkraft ist. (…). Ein sozialistisches Programm darf solche (…) bürgerliche Redensarten nicht erlauben, die Bedingungen (der Arbeit: Arbeitsgegenstände und Arbeitsmittel, d. Verf.) verschweigen, (…). Nur soweit sich der Mensch von vornherein als Eigentümer zur Natur, der ersten Quelle aller Arbeitsmittel und -gegenstände, verhält, sie als ihm zugehörig behandelt, wird seine Arbeit Quelle von Gebrauchswerten, also auch von Reichtum. Die Bürger haben sehr gute Gründe, der Arbeit übernatürliche Schöpfungskraft anzudichten; denn grade aus der Naturbedingtheit der Arbeit folgt, daß der Mensch, der kein andres Eigentum besitzt als seine Arbeitskraft, in allen Gesellschafts- und Kulturzuständen der Sklave der andren Menschen sein muß, die sich zu Eigentümern der gegenständlichen Arbeitsbedingungen gemacht haben.“ (K. Marx, Kritik des Gothaer Programms, in: MEW 19, 11 [15]). Das Fehlen dieses Hinweises führt bei Res zu einer idealistisch-humanistischen Konzeption des Arbeitsprozesses (s. dazu unten bei FN 15 – 17). [zurück]
- S. K. Marx, Das Kapital. Dritter Band, in: MEW 25, 500. [zurück]
- Vgl. Arbeitskreis 1989, 14: „Das bevölkerungspolitische Ziel der Sterilisationsprogramme ist nicht eine niedrige Geburtenrate, sondern deren Kontrolle.“ [zurück]
- Vgl. dazu die Kritik an der These der „Materialien für einen neuen Antiimperialismus“, erst die Migrationsbewegungen holten „den internationalen Klassenkampf in die Metropolen“: Arbeitskreis 1989, 11.
[zurück] - Vgl. Karsz 1976, 129 et passim. [zurück]
- Vgl. ebd., 129, 169. [zurück]
- „Die ‚egalisierten‘ Familienbeziehungen, von denen Habermas spricht, können nur behauptet werden, wenn man ‚den Menschen‘ statt Mann und Frau vor Augen hat – also eine Abstraktion, die gegen die herrschenden Verhältnisse immun ist.“ (Hauser 1985, 127 ff.). [zurück]
- Vgl. Karsz 1976, 109.
Althusser [zurück] - 1972, FN 32, S. 69 f. – Hervorh. d. Verf. [zurück]
- Vgl. dazu: Wiethold 1985, 16 ff. [zurück]
- Dazu ein praktisches Beispiel: Die Lyssenko-Affaire. Der Agrabiologe Lyssenko und der Gärtner Mitschurin wandten in der jungen SU – zunächst ohne jeden theoretischen Anspruch – bestimmte gärtnerisch-handwerkliche Methoden an, um den Ertrag der Landwirtschaft zu steigern. Später entwickelte dann Lyssenko aus diesem Erfahrungswissen auf falsche Weise eine Theorie, die u.a. im Widerspruch zu den mendelschen Vererbungsgesetzen stand. Auf dem Höhepunkt der Lyssenko-Affaire wurde diese Handwerker-Theorie mit Billigung der stalinschen Führung als „proletarische Wissenschaft“ proklamiert. Die Mendelsche Position wurde als „bürgerlich“ verworfen und Forschungen auf deren Grundlage in der SU jahrelang verboten. Die Scharlatanerie brach erst zusammen, als die so entwickelten Gesetze der „proletarischen Biologie“ etc. auf andere Gebiete, die von dem handwerklichen Erfahrungswissen nicht mehr abgedeckt waren, „angewandt“ wurden. Dieser anti-wissenschaftliche, handwerkliche – vorsichtig ausgedrückt – Umweg über das praktische Scheitern des Lyssenkismus führte über Jahre in verschiedenen Sparten der sowjetischen Wissenschaft zu einem Stillstand. S. dazu Lecourt 1976, bes. die in FN 93 und 168 nachgewiesenen Stellen. [zurück]
- WRL 1985b, 49. Ähnlich Haug 1988a, 25. S.a.: WRL 1985a, 16 ff. [zurück]
- Eine andere, die tatsächlich drohenden und zu bekämpfenden Gefahren genauer benennende Sichtweise findet sich bei: Haraway 1984. S. auch den kritischen Kongreßbericht von Andresen et al. 1985, 579 f., bes. 580 sowie Andresen 1985, 142 f., 154 ff. [zurück]
- MEW 23, 193. [zurück]
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